Donnerstag, 3. November 2011

Auf dem Weg nach Bundi


Also, die Zugfahrt nach Bundi hatte etwas Surreales. Sie dauert normalerweise etwa vier Stunden und ein bisschen, aber als wir nach zwei Stunden Chittorgarh erreichten hieß es plötzlich der Zug sei gecancelt – die Weiterfahrt fiel einfach aus! Man stelle sich vor man ist auf dem Weg von Hamburg nach Köln und plötzlich heißt es in Hannover: Endstation, alles aussteigen, seht zu, wo ihr bleibt. Erst nach einigen Stunden – mittlerweile in einem mäßig charmanten Hotel in Chittor, aber immerhin problemlos erreichbar und nicht ausgebucht (man muss sich auf die positiven Seiten konzentrieren) – fiel mir auf, dass ich nicht einmal nach dem Grund gefragt habe. Manche Dinge akzeptiert man einfach, wenn man in Indien reist, und fügt sich ins Unvermeidliche. Dennoch, es bleibt irgendwie schräg. Dabei sollte ich eigentlich von einem Freund von Herri un Cecile, dem ziemlich netten indisch-franzoesischen Wirtspaar meines Hostels in Udaipur, am Bahnhof in Bundi abgeholt werden, aber dank des mir nach wie vor schleierhaften Telefonsystems in Indien – oder genauer, dessen Mangel – konnte ich nicht einmal kurz anrufen um zu sagen, dass er sich den Weg zum Bahnhof sparen könne.

Auch die Weiterfahrt am nächsten Tag zog sich etwas hin: Es fuhr nur ein lokaler Zug, was so viel heißt, dass er an jedem dickeren Kaktus hält, mitunter sehr lange wegen entgegenkommender Züge. Schlussendlich brauchten wir für die 140 Kilometer sagenhafte viereinhalb Stunden. Dennoch, da ich tagsüber losfuhr konnte ich das imposante Fort auf dem Berg von Chittorgarh zumindest aus der Ferne sehen – ein ziemlich beeindruckender, weitläufiger Komplex, der vielleicht sogar eine weitere Übernachtung rechtfertigt hätte. Auch die Landschaft ist eine Reise bei Tageslicht wert: Es ist deutlich trockener geworden, wenn auch nicht ganz wie in den Wüsten im Westen von Rajastan, aber bei weitem nicht mehr so üppig wie in Kerala oder Karnataka. Immer noch erstaunlich grün, wenn auch eher ein staubiges Grün, nicht mehr das satte, üppige Grün der südlichen Provinzen, gleicht die Landschaft eher einer Savanne. Man fährt zwar immer noch an recht vielen Tümpeln und kleinen Flüssen vorbei – Überbleibsel des Monsuns – aber es mutet sicherlich nicht mehr tropisch an. Dennoch, es lädt zum Ausdemfenstersehenundträumen ein.


Die Luft allerdings ist wirklich staubtrocken, die Nasenschleimhäute fühlen sich an wie Sandpapier und jeder Atemzug scheint die Kehle rau zu machen.

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