Donnerstag, 29. September 2011

Madurai


Nach einer ziemlich lausigen Busfahrt – die Flachzangen von Fahrern waren derartig unfreundlich, ich hätte sie bald erdrosselt, und unbequem war’s außerdem – von Kunyakumari entlang ziemlich unspektakulärer, trockener Landschaft kam ich am frühen Abend in Madurai an. Hier ist jetzt aber mal wirklich Templetime, und dann auch gleich mit einem der legendärsten: Der Sri Meenakshi Tempel gehört mit seinen 52 Meter hohen Eingangstürmen und sechs Hektar Grundfläche zu den wichtigsten Sakralbauten Südindiens und ist in der Tat ziemlich spektakulär:

 
Die Türme werden alle fünf Jahre neu bemalt und wie man sieht ist das wohl keine Kleinigkeit. In das innere Heiligtum darf man als Nicht-Hindu leider nicht hinein, aber auch der zugängliche Bereich ist durchaus eindrucksvoll:


Des Weiteren gibt es hier noch einen Palast aus dem 17. Jahrhundert der Nayak Dynastie. Es ist angenehm kühl zu Mittagszeit im Schatten der Arkaden, deren Bögen mit Dämon- und Schutzgottfiguren verziert sind:


Abgesehen davon ist Madurai allerdings eigentlich nichts besonderes, ein Großstadt ohne besonders hübsche Seiten, aber irgendwie gefällt es mir trotzdem. Die Straßen sind voller Leben, kleiner Märkte und Shops, es wuselt und hupt und – nun ja – stinkt, aber es ist charmant.


 
Ein Fluss führt durch die Stadt, kleine Kinder planschen im Wasser, Leute waschen sich und Frauen machen ihre Wäsche – ob sowohl Wäsche als auch Sich-Waschende hinterher sauberer sind lasse ich mal dahingestellt, die Wasserqualität ist mal wieder fragwürdig, am Ufer stapelt sich wie immer der Müll:


Auch scheint der Monsun in Tamil Nadu bisher noch nicht sehr reichhaltig ausgefallen zu sein, der Fluss führt für die Jahreszeit zu wenig Wasser, eventuell wird das ja noch etwas mit dem Nordostmonsun, der von Südwesten, der Kerala so grün gemacht hat, ist wohl von der zentralen Bergkette gestoppt worden.

Und wieder sind die Menschen sehr freundlich, selbst der „Sales Pitch“ dauert hier eine Weile: Ein Herr sprach mich auf der Straße an, es entwickelte sich ein nettes Gespräch in dem er mir einiges über Madurai erzählte und mich auf das Dach eines Hauses führte, von dem man die Tempelanlage überblicken konnte. Dann – ganz nebenbei – ließ er einfließen, dass er ja auch Schneider sei und mir allerlei Sachen schneidern könne – für mich natürlich zu einem ganz besonders guten Preis. Es spricht für ihn, dass er nach meinem sehr höflichen Ablehnen dennoch freundlich blieb und mir nicht weiter auf die Pelle rückte. Angenehm.

Ansonsten ist es hier wie überall in Indien – zumindest soweit ich das bisher beurteilen kann: Sobald mehr als drei Inder an der selben Stelle leben ist der Geruch leider nicht der von Lotus und Gewürzen wie man sich da vielleicht vorstellt sondern der von Abgasen, Müll, Verwesung, Schweiß und Urin. Damit muss man wohl leben.

Mittwoch, 28. September 2011

Indiens Ende


Nun ja, zumindest das Südende. Ich bin gerade in Kunyakumari am Cape Comorin, die südliche Spitze des Subkontinents. Genug der hochtrabenden Worte. Kunyakumari ist eigentlich ganz nett, mal wieder ein ziemliches Durcheinander, ein Basar und viele indische Touristen. Das indische „Land’s End“ scheint auch auf Inder recht anziehend zu wirken. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil hier Swami Vivekananda um die Jahrhundertwende auf einem Felsen vor der Küste saß und meditierte – auf dem wirklich allerletzten Zipfel von Indien, danach kommt bis zur Antarktis nur Wasser. Es heißt zwar, er hatte hier diverse Ideen zur indischen Einheit, aber da es der 25. bis 27. Dezember gewesen sein soll, hatte er wohl schlicht keine Lust auf den Weihnachtstrubel mit der Familie… Egal, die Inder haben hier ein Denkmal gebaut, und da es Inder waren gab es gleich noch einen Tempel dazu. Gerade nachts sieht es aber ganz hübsch aus:

...und bei Tage

Über allem liegt allerdings ein recht übler Duft nach trocknendem Fisch: Unterhalb der vielen Hotels schwankender Qualität liegt das ursprüngliche Fischerdorf, wo der Fisch noch in den Straßen getrocknet wird – nicht besonders viel, aber es reicht für einen durchdringenden Odem. Dennoch, das Dorf ist ganz niedlich, viele kleine, enge Gassen voller Kinder und teilweise auch recht hübschen Häuschen.




Allerdings scheint nur ein Bruchteil davon fließendes Wasser zu haben, auf den Straßen gehen die Frauen immer noch Wasser an der Pumpe holen - sehr pittoresk:
 

Aber irgendwie ist es ganz charmant. Allerdings gibt es hier nur vegetarische Restaurants und keinerlei gemütlichen Lokalitäten, wo man den Abend verbringen könnte – das reicht mir persönlich nicht.

Also ab nach Madurai.

Freitag, 23. September 2011

Varkala

Was für ein entspanntes Örtchen! Nur eine halbe Stunde südlich von Kollam liegt Varkala. Zugegeben, es ist ein wenig touristisch hier, das aber auch mit gutem Grund: Wunderschön gelegen an einer Steilküste mit einem schmalen Strand davor sitzt man in einem der vielen kleinen Restaurants am Rand des Hangs, man lässt sich die erfrischende Brise um die Nase wehen und genießt den Blick die Küste entlang und über das Meer:


Zur Mittagszeit verzieht man sich ohnehin besser in den Schatten, die Sonne brennt mitunter – aber dafür gibt es genügend Cafes mit glücklicherweise gutem Kaffee. Vormittags und nachmittags ist der Strand aber durchaus einen Besuch wert – auch wenn ich eigentlich gar nicht so der Strandmensch bin: Die Wellen aus dem indischen Ozean rauschen heran und eine Abkühlung ist mitunter sehr willkommen, dazu einige westliche Touristinnen die im Bikini in den Wollen herumtollen – und den armen indischen Herren mal wieder die Schweißperlen auf die Stirn treiben, die sind so was anscheinend einfach nicht gewohnt. Allerdings muss man ein wenig auf der Hut sein, die Strömung ist mitunter sehr stark! Aber auch von unten ist die Perspektive sehr schön:


Kerala ist ohnehin landschaftlich ziemlich traumhaft, gerade jetzt, kurz nach dem Monsun: Alles ist üppig grün und voller Blüten, selbst wenn man einfach nur mal die Straßen entlang geht:


Nachdem man sich Sand (und Schweiß) abgeduscht hat geht es zurück ins Restaurant, frischer Fisch wartet darauf gegrillt zu werden:


Gewissermaßen ist damit schon alles gesagt, es ist einfach ein Ort um die Seele baumeln zu lassen, ein wenig zu lesen und immer mal wieder ins Meer zu springen. Ich habe spontan einen Tag verlängert, es ist eine willkommene Ruhepause. Allerdings habe ich bisher noch nicht einen einzigen alten Tempel gesehen, langsam wird es Zeit!

Mittwoch, 21. September 2011

Allepey & Kollam

Und es wird noch netter: Allepey ist mit etwa 300.000 Einwohnern so etwas wie eine Kleinstadt für indische Verhältnisse und das merkt man auch. Sicher, die Hauptstrasse ist genauso turbulent und chaotisch wie ich es inzwischen kenne (und ja, auch schätzen gelernt habe), aber in den Nebenstrassen wird gleich ein Gang runtergeschaltet. Was mir besonders auffällt: Die Leute sind extrem freundlich, ständig wird man irgendwo gegrüßt und ist eigentlich permanent am Zurück-Lächeln, aber auf eine nette, unaufdringliche Art. Die Kinder natürlich sowieso.

Generell scheint mir Allepey recht wohlhabend zu sein, es gibt sehr viele Juweliere und in Richtung Strand kann man einige Strassenzüge schon fast als Villenviertel bezeichnen. Dabei ist die Stadt von mehreren Kanälen durchzogen:


Hat was von Alster

Natürlich gibt es auch hier etwas ruppigere Ecken, aber auch de scheinen mir vergleichsweise wohl situiert.

Auch der Strand hat was, er ist sogar ziemlich sauber:


Allepey ist außerdem einer der Standardorte für Touren durch die Kerala Backwaters, ein ausgedehntes Lagunen- und Kanalsystem, dem der Staat Kerala einen Großteil seines Reichtums schuldet: Neben den Kanälen erstrecken sich die Rice Paddies und die Kokosplantagen kilometerweit. Inzwischen sind aber auch Touren durch die Kanäle ein klarer Wirtschaftsfaktor. Ursprünglich hatte ich lediglich eine kurze Fahrt mit der regulären Fähre geplant, wurde dann aber von einer Gruppe in meinem Hostel für eine Hausbootfahrt über Nacht shanghait. Angesichts der Tatsache, dass diese Gruppe lediglich aus einem Briten und ansonsten sieben jungen Damen deutscher und österreichischer Herkunft bestand (einige davon sogar recht süß), habe ich mich da nicht lange lumpen lassen:


Nur der Brite fehlt – es war außerordentlich nett…

Die Hausboote sehen so ein wenig wie Gürteltiere zur See aus – und es gibt reichlich, es geht etwas zu wie auf der Autobahn. Aber dennoch, es ist eine sehr entspannte und im Komfort an die Kolonialzeit erinnernde Art den Tag zu verträumen:



Und um das ganze zu krönen war auch das Essen ganz hervorragend. Ich denke wir waren ohnehin das beliebteste Boot der Backwaters: Der Inder an sich ist mit Damen offensichtlich nicht all zu gesegnet, Papa hält halt die Hand über das Töchterlein bis sie etwa 40 ist – und somit waren die anderen Boote entweder mit Großfamilien oder eben mit Männergruppen besetzt, wobei letztere ihr Wohlgefallen angesichts meiner Reisebegleiterinnen lauthals zum Ausdruck brachten. Die Damen standen da drüber – und ich durfte grinsen, immerhin war ich an Bord. So lässt es sich leben…

Die Dämme der Rice Paddies sind der Grund und Boden auf dem die Farmer leben und immer wieder fährt man an kleinen Siedlungen vorbei, die ganz den klassischen Indienbildern entsprechen:


Der Tag darauf – wir kamen morgens nach Allepey zurück – war etwas schräg: Zwar war er geprägt von Entspannung pur, aber es wurde außerdem gestreikt; anscheinend wurde die Mineralölsteuer angehoben und da haben nicht nur die Tuktuk- und Taxifahrer die Arbeit niedergelegt, sondern voller Solidarität alle anderen auch. Das ist zwar ganz nett, aber wenn man bis zum Abend nirgendwo etwas zu essen bekommt ist es doch eher störend – aber immerhin sehr ruhig. Mit einem Abschlussessen in einem netten Restaurant am Strand ging unsere Gruppe am nächsten Tag wieder getrennte Wege.

Für mich hieß das einen kurzen Sprung nach Kollam zu machen. Leider war Kollam recht enttäuschend: Obwohl es einer der alten Häfen ist, in denen schon die Araber vor tausend Jahren Handel trieben, ist davon leider nichts mehr zu spüren und die Stadt hat einfach keinen Charme – trotz der Anbindung ans Wasser und ein oder zwei Kanälen samt netteren Häusern. Es sei denn, ich habe einfach nicht die richtigen Ecken gefunden. Bemerkenswert ist lediglich, dass Kollam trotz der geringen Entfernung zu Allepey und auch Cochin doch wieder deutlich hinduistischer geprägt ist, es gibt wieder mehr Tempel als Kirchen. Nun, immerhin hatte mein Hotel die erste heiße Dusche seit zwei Wochen für mich auf Lager, da will ich mich nicht zu laut beschweren. Dennoch, nach nur einem Nachmittag und einer Übernachtung fuhr ich weiter nach Varkala.

Freitag, 16. September 2011

Cochin


Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Zumindest diese erste Zugfahrt lässt die Legende der indischen Eisenbahn berechtigt erscheinen. Zwar sehen die Züge etwas ruppig aus – und ich bin eindeutig die entscheidenden zehn Zentimeter zu lang, bequem war es leider nicht – aber der Zug fuhr auf die Minute pünktlich ab und kam, noch erstaunlicher, nach immerhin 27 Stunden Fahrt auch auf die Minute (!) pünktlich in Cochin an – das muss die alte Tante Deutsche Bahn erst einmal nachmachen! Dennoch, bequem ist anders, obwohl ich schon eine recht anständige Klasse gebucht hatte. Andererseits entspannten sich mit Anish, seiner Schwester und seinem Kumpel – selbige auf dem Weg nach Trivandrum, noch weiter im Süden, die sich mit mir das Abteil teilten – einige nette und durchaus informative Gespräche. Auch (sehr wichtig!) gibt es im Zug einen Liefeservice für warme Mahlzeiten, was einem gerade auf Langstrecken das nervige Sammeln von Kekspackungen erspart. Der Blick aus dem Fenster fällt dabei auf üppiges Grün, viele Reisfelder und auch den klassischen Pflug, an einen Ochsen gespannt – sehr pittoresk! Für Fotos waren die Fenster aber zu dreckig und dass die Türen gar nicht schließen habe ich zu spät bemerkt.

Auf der Festlandseite von Cochin angekommen stellte sich auch gleich ein deutlicher Unterschied zu Mumbai ein: Es ist hier deutlich weniger voll, die Leute sind entspannter und dankenswerter Weise ist die Armut auch nicht so erbärmlich. Mit der Fähre setzte ich auf die Halbinsel Fort Cochin über, die noch einen weiteren Gang runterschaltet: Die Leute sind außerordentlich freundlich (selbst wenn sie einem nichts andrehen wollen und einen auch nicht zu einer Fahrt im Tuktuk überreden wollen – letzteres wollen sie allerdings fast ständig!) und ziemlich gelassen. Die Strassen sind zwar auch nicht blitzblank aber deutlich weniger vermüllt als in Mumbai, auch die Häuser sehen besser aus und es gibt fast so etwas wie eine Mittelschicht. Ich fühle mich hier sehr wohl, auch weil es einen anständigen Hafen und viele Fischer gibt. Letztere nutzen entweder kleine Kanus, die aussehen wie geschrumpfte Wikingerboote, hoch zulaufende Steven vorne und hinten und die Planken mit Palmfasern verknotet (ähnlich den Rümpfen der Maori-Boote in Neuseeland) oder die berühmten chinesischen Stellagen, also quadratische gespannte Netze, gut fünfzehn Quadratmeter messend, die an langen Stangen aufgehängt sind und über einen Hebel mit Gegengewichten vom Ufer aus abgesenkt werden – schon toll anzusehen.

Eins der Boote vor klassischem Netz - Wetter bescheiden

Reichlich Netze...

...jedes mit Muskelkraft und Gegengewichten bewegt

Ich habe hier auch ein nettes kleines Hotel gefunden, in dem ich schlafe wie ein Murmeltier – es ist eben deutlich ruhiger als in Mumbai. Allerdings werden hier auch um elf die Bürgersteige hochgeklappt, dann ist einfach nix mehr los und alles macht dicht – für mich ein bisschen früh. Nun eine junge Dame aus der Ukraine lernte ich dennoch kennen und wir zogen ein wenig durch die Gemeinde, allerdings eher tagsüber. Das frühe Ende des Nachtlebens ist nämlich insbesondere deshalb unschön, weil ich doch ein, zwei Wochen zu früh bin, es ist immer noch Monsunzeit (dieses Jahr kam sie anscheinend etwas spät, dafür aber mit Schwung): Besonders vormittags regnet es noch ausgiebig, frühes Aufstehen macht also keinerlei Sinn. Auch tagsüber zieht immer mal wieder ein ordentlicher Schauer durch, aber da der Regen warm ist, egal. Wenn dann aber mal die Wolken aufreißen erstrahlt Cochin richtig. Besonders das reiche Grün der Bäume überall gibt den Strassen eine schöne Atmosphäre:

Eine Besonderheit: Eine ruhige Strasse

Die Mitte der Halbinsel ist mit Kanälen durchzogen, allerdings von fragwürdiger Wasserqualität - schwimmen moechte man nicht

Auch hoffe ich für die nächsten Tage auf etwas besseres Wetter – das mir der Wetterberich auch versprochen hat – um in die berühmten Kerala Backwaters zu schippern, das würde bei Regen dann doch nicht so viel Spaß machen.

Ein wenig zwiespältig muss man hier den Tourismus betrachten: Er steckt zwar noch in der Anfangsphase und ist nicht penetrant, aber schon ein klarer Wirtschaftsfaktor und der Spice Market geht mehr und mehr in einen Antiquitätenmarkt über.

Hier gibt's aber schon noch Chili...

...und auch die traditionelle Trocknung.

 Ich bin zwar nicht hier um Spaghetti essen zu können, aber den Indern sei ihr besseres Auskommen dennoch gegönnt – die Fischer können ihre Fische eben für ein paar Rupies mehr an die Touris verkaufen, die sie sich dann in den kleinen Läden in der Nähe braten lassen. Für die Einheimischen bleibt zu früheren Preisen dennoch genug. Auch sonst macht man hier ein gutes Geschäft, sei es im Restaurant, bei Tour-Operators oder eben als erwähnter Tuktukfahrer. Gut, es ist nicht mehr Indien pur (bis auf die Tuktuks natürlich), aber dennoch, ich würde sagen die Vorteile für die Leute hier scheinen zu überwiegen.

Auch ist Fort Cochin erstaunlich christlich-jüdisch geprägt: Es gibt mehrere Kirchen (ursprünglich mal von den Portugiesen gegründet) und christliche Schulen, eine Synagoge und ein jüdisches Viertel, aber nur einen Jain-Tempel. Einen hinduistischen Tempel habe ich noch gar nicht gesehen und lediglich plärrende Muezzine gehört – ein, zwei Moscheen gibt’s wohl doch. Auch in der Hinsicht scheinen die Uhren hier etwas anders zu ticken.

Eine interessante Vorführung gab’s im Kathakali (was so viel heißt wie „Geschichte(n) spielen“), also gewissermaßen im Theater: Indischer Kampfsport. Eine Mischung aus Yoga, Jiu-Jutsu mit Schwert und Stock, Capoeihra und „Ordentlich-auf-die-Mütze“. Sehr athletisch, schnell und faszinierend anzusehen – ich war begeistert!

Die Bühne. Für die Aufführung selbst war meine Kamera zu langsam, alles verschwommen.

Unterm Strich eine sehr nette Ecke hier, aber nun muss ich weiter nach Sueden.

Sonntag, 11. September 2011

Mumbai am Wochenende

Irgendwie ist Mumbai schon durchwachsen. Einerseits die alte Grandeur der Kolonialzeit und die quirligen Viertel der Händler, andererseits der schwer erträgliche Anblick von schmutzigen Kindern, die im Dreck nach Verwertbarem wühlen – an letzteres werde ich mich sicherlich nicht gewöhnen.

Nun, ich habe das Glück, hier mit meinen beiden HSD Kollegen Heiko und Özgur einige nette Ecken abgeklappert zu haben, die man sonst so wahrscheinlich nicht entdeckt hätte, vom sehr britischen Golfclub, wo man auf einer schattigen Veranda den High Tea (ok, in meinem Fall ein High Beer) einnahm über an und für sich unscheinbare Restaurants, die aber ganz hervorragend sind – und im Falle des fast legendären Britannica Clubs von steinalten, aber sehr liebenswerten Indern geleitet werden.

Watt British…

Sehr nett auch: Der Jai-Tempel in einem der besseren Viertel – eine Oase der Ruhe im sonst recht lauten Mumbai. Apropos laut: Heute wird das Ganesh-Fest abgeschlossen und die vielen Ganesh-Abbilder unter lautem Trommelgetöse, Zimbeln und Böllern in Prozessionen durch die Stadt zum Strand gezogen, um sie im Meer zu versenken, Menschen tanzen wie in Trance, mit roter Opferfarbe beschmiert – es hat ein wenig was von schiitischer Aschura. Drollig dabei: Die eine Prozession spielte laute Dance-Musik westlicher Machart aus röhrenden Lautsprechern – spätestens bei der Textzeile „tonight I’m fucking you“ musste ich ob der Umstände doch sehr Grinsen (was hier nicht unkompliziert ist, Religion wird hier wirklich ernstgenommen!)

Ein weitere interessante Ecke sind die Hanging Gardens, ein Überdachung eines großen Trinkwasserreservoirs – die ist aus einem drolligen Grund nötig geworden: Nebenan liegt die Bestattungsgegend der Parsees, die Recycling auf ein ganz neues Level hebt. Die Toten werden offen aufgebahrt, um sie von Aasvögeln fressen zu lassen. Mitunter sind die aber etwas übermütig und nehmen den Schnabel etwas voll – und runter gefallene Leichenteile im Trinkwasser sind selbst für indische Hygieneansprüche dann doch etwas zu viel…

Ein kurzer Besuch bei Heikos Motorradschrauber stürzte mich mal wieder in Versuchung: Alte BSAs, Militärtriumphs aus den 30ern, eine Norton Dominator aus den 60ern, Royal Enfields – ein Traum! Irgendwie muss ich doch noch mal über einen Motorradschein nachdenken…

HABEN WOLLEN!

Dem Jäger und Sammler alten Krams unterschiedlichster Machart sei außerdem der muslimische Trödelmarkt angeraten, da findet man praktisch alles – wieder mal bin ich dankbar für die disziplinierende Wirkung eines vollen Rucksacks, sonst käme man hier und da wirklich in Versuchung.

Sieht nach nix aus, aber sie haben alles

Morgen geht es dann weiter nach Kochin in der südwestlichen Provinz Kerala – Goa schenke ich mir einfach mal fürs erste. Mal sehen wie die „Indian Rail Experience“ wird…

Donnerstag, 8. September 2011

Mumbai – schon etwas akklimatisiert

…allerdings mit der Betonung auf „etwas“: Ich schwitze noch wie eine Sau! Es ist heiß und die Luftfeuchtigkeit ist enorm.

Aber Süd-Mumbai ist schon um einiges netter. Die – diesmal britischen – Kolonialbauten haben ob des tropischen Klimas zwar bei weitem nicht das strahlende Weiß, das ich aus Südamerika gewohnt bin, sondern sehen mitunter reichlich vergammelt aus, haben aber durchaus ihren Reiz.


Auch ist die Armut nicht ganz so extrem. Zwar gibt es hier auch die Armenviertel, aber im Vergleich sind die schon fast bürgerlich:

Nicht zu sehen: Der Abwasserkanal, direkt vor den Häusern

Es hat zwar immer noch etwas Slummiges, aber die Leute wirken irgendwie, naja, würdevoller.

Auch die etwas besseren Viertel sind nicht wirklich als sauber zu bezeichnen, aber das könnte schlimmer sein – nur der Geruch ist mitunter etwas übel, die Tropen sorgen nun mal für schnelle Verwesung. Das einzige, was wirklich blitzblank ist, sind die vielen kleinen, auch improvisierten Tempel, momentan in erster Linie Ganesh gewidmet (das ist der mit dem Elefantenkopf), da ist man besser vorsichtig.

Alles PlasteElaste – hunderte von Trabbis mussten ihr Leben geben

Auch liegen hier die Hauptattraktionen für Touristen wie das unvermeidliche Gate of India (ich spare mir mal die Fotos), wo sich zwar auch indische Touristen tummeln, aber die Verkaufsmentalität der Händler, Touristenführer, Barkassenkapitäne und was weis ich noch doch ein wenig penetrant ist. Und natürlich gibt es diverse Bettler – ich muss mich ein bisschen abhärten: Ein kleines indisches Mädchen hat mich dann doch erweicht, ihr einen Beutel Reis zu kaufen. Was ich nicht wusste, ist, dass es Reis hier nur in Fünf-Kilo Säcken gibt, bei Buy-one-get-two also 10 Kilo. Ich schätze, damit kommt die Familie eine Weile aus, aber wenn ich so weitermache wird es teuer. Lag wohl daran, dass ich gerade einen fürchterlich überteuerten (aber hervorragenden) Kaffee trank. Na, ich verbuche das mal unter Karma-Punkte sammeln.

Pünktlich zu meiner Ankunft ging auch in Delhi vor dem Obersten Gericht eine Bombe hoch, die 11 Menschen tötete. Verständlicherweise hat das die hiesigen Sicherheitskräfte ein wenig nervös gemacht: Man wollte mich den hiesigen High Court nicht fotografieren lassen (obwohl der wirklich recht eindrucksvoll aussieht). Da der Sicherheits-Scherge (immerhin „Commando“ laut seines Hemdes) aber sehr höflich war habe ich das mal akzeptiert. Ein kanadischer Tourist, der eine Diskussion anfing, war eine halbe Stunde später, als ich wieder vorbeikam, immer noch am Sabbeln…

Das erste Tikka Masala habe ich mittlerweile auch verspeist, ohne jedoch bisher von Shivas Rache betroffen zu sein, ich hoffe weiter…

Langsam gefällt es mir hier.

Mittwoch, 7. September 2011

Und los geht’s: Mumbai

So, nun bin ich also in Indien angekommen, das Theater kann beginnen. Mumbai begrüßt einen zunächst mit einem Flughafen im Siebziger Schick, aber es ging alles reibungslos. Danach wurde es aber heiter: Der berühmte indische Verkehr ist eigentlich gar nicht so hektisch, bloß Autofahren können sie eben nicht, eine Straßenkreuzung stellt den Verkehrsfluss schon vor unüberwindbare Hindernisse – alles verstopft sofort. Kurz gesagt, die Taxifahrt vom Flughafen in die Südstadt dauert! Auch ist die Szenerie nicht die charmanteste der Welt, unter was für Umständen manche Menschen hier leben ist schon erschreckend: Selbstgebastelte Zelte am Straßenrand, nackte Kinder im Dreck, von Sanitäranlagen oder auch nur einem Wasserhahn mit anständigem Wasser weit und breit nichts zu sehen, der Markt besteht aus Gemüse, das auf Auspuffhöhe auf auch nicht ganz sauberen Planen direkt auf der Straße liegt, die Müllabfuhr führt einen reichlich aussichtslosen Kampf gegen die Abfallberge und ein Arzt versorgt einen mit Furunkeln übersäten Obdachlosen ebenfalls direkt am Straßenrand. Charmant!

Im Süden, um die berühmte Victoriastation herum, ist es zwar bedeuten besser (da wohne ich auch), aber vergleiche zu den etwas ranzigeren Ecken von Südamerika sind auch hier angebracht. Alles in allem schon ganz ok und hinreichend was Neues, aber restlos begeistert bin ich noch nicht, aber vielleicht ist das ja auch bloß der Jetlag…

Nun, ich werde mich mal ein paar Tage akklimatisieren, vielleicht warten ja noch ein paar positive Überraschungen auf mich. Fotos folgen dann auch.

Ein kleiner Trip in die Bretagne

Nun, nach einigen faulen, fast trägen Tagen in Hamburg – die aber sehr nett und auch irgendwie nötig waren – gab es einen kleinen Ausflug in die Bretagne, um ein paar nette Tage mit meiner alten Freundin Silvia und ihrem Holden Cedric zu verbringen. Die Eltern von Cedric haben in Arradon, am Golfe du Morbihan im Süden der Bretagne, ein Sommerhaus und praktischerweise gehört da ein kleines Häuschen direkt am Wasser dazu, in dem wir uns über das Wochenende einquartierten:

Unser Häuschen

Lässt sich aushalten. Der Golf ist traumhaft schön, wir erkundeten ihn etwas bei strahlender Sonne und gutem Wind mit einem kleinen Strandkatamaran. Ganz hervorragender Start.

Nach dem Wochenende musste Cedric zwar wieder ins Büro, aber dafür gesellte sich Anne-Laure, eine Freundin von Silvia dazu und wir bummelten im Auto gen Westen, über Pontavon, Concarneau und das ein oder andere Dörfchen an die Westspitze.

Pontavo

Blick aus unserem Fenster in Concarneau

Danach kommte nur noch Wasser...

Bei durchgehend gutem Wetter ein Traum! Auch die Bretonen – die im Regelfall übrigens darauf bestehen, Bretonen und nicht Franzosen genannt zu werden – sind ein freundliches Völkchen, von der berühmten französischen Arroganz bei mangelhafter Sprachbeherrschung keine Spur.

Bei Baguettes, Weichkäse, hervorragender Wurst und Cidre lässt es sich an schönen Küstenabschnitten übrigens phantastisch Mittagessen, abends gab’s meist Galette.

Gen Norden ging es weiter bis nach Perros Gurec, wieder ein ausnehmend hübsches Fleckchen, wieder mit einem niedlichen Hotel. Da die Mädels paddeln gehen wollten, ich mich aber nicht dafür erwärmen konnte, saß ich am Hotel in der Sonne, trank Cidre und las Zeitung – machbar!

Genuss...

...und der Blick dazu.

Von da an ging es wieder an den Golf und nach ein, zwei netten Abenden mit allen zusammen war es auch schon wieder Zeit für TGV und Air France…

Ein netter Trip!