Samstag, 30. April 2011

Potosi

Potosi hat mich mit Bolivien im Sinne der Lebensqualität wieder ein wenig versöhnt: Während die bisherigen Hostels ja eher bescheiden waren und die umliegenden Ortschaften nicht gerade beeindruckend, war Potosi wieder sehr angenehm. Eine niedliche Altstadt, ein nettes Hostel und auch mal wieder die Möglichkeit, in einem beheizten Raum zu sitzen! Auch gibt es hier einige nette Bars und Restaurants, die den Abend nett machen.

Der wirkliche Punkt an Potosi sind allerdings die Minen: Nachdem die Silbervorkommen Potosi in früheren Jahrhunderten zu einer der reichsten Städte Südamerikas gemacht hatten – und zum wahrscheinlich größten Leichenberg, da die Minen mehrheitlich von indigenen Zwangsarbeitern ausgebeutet wurden, die dabei wie die Fliegen draufgingen – sind die Vorkommen an Silber weitestgehend durch, allerdings graben Arbeiter immer noch nach anderen Metallen wie Zink etc – und das unter unvorstellbaren Bedingungen! Durch die giftigen Stäube und Gase sind die meisten von ihnen krank, sie arbeiten außerdem im Kollektiv, ohne eine dahinter stehende Firma – wird nichts gefunden gibt es eben kein Geld – und die Schächte sind eine ständige Gefahr, eng, niedrig und feucht. Natürlich ist dort nichts gesichert und die Schächte liegen derartig kreuz und quer, man muss mitunter steile Leitern hinab, um dann eine Weile auf dem Bauch zu rutschen um dann wiederum gebückt weiter zu kriechen.

Dennoch, man kann diese Minen besichtigen, eine wirklich besondere Erfahrung. Ich hatte mit der Enge, Feuchte und schlechten Luft zum Glück kaum Probleme, die Abstiege haben sogar Spaß gemacht – wenn man nicht täglich so arbeiten muss, natürlich. Man trifft „unter Tage“ dann auf die Mineros, denen man vorher Koka-Blätter und 96%tigen Alkohol als Mitbringsel gekauft hat. Einmalig wurde die Sache für mich als die Guides – ebenfalls Ex-Mineros und den Kumpeln eng verbunden – die Gruppe unter Leitung des einen weiterschickten, aber aus irgendeinem Grunde meinten, ich könne noch da bleiben. Ich sass also mit zwei Ex-Mineros und dreien, die es noch sind für ein paar Stunden in einem steinigen Schacht, man unterhielt sich und trank – immer einige Tropfen zuerst auf den Boden für „Pachamama“ – Mutter Erde – und El Tio – dem Teufel des Berges. Das nehmen sie extrem ernst, ohne diese Opfer würde es zu Unfällen und mangelnder Ausbeute kommen – da ist man sehr kritisch! Und immer mir rechts trinken!

Was mich sehr beeindruckt hat ist die Tatsache, dass die Mineros in keiner Weise mit ihrem Schicksal hadern – die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 35 Jahren!! – sondern im Gegenteil mit großem Stolz auf ihre Gruppe blicken, die für viele praktisch die Familie darstellt. Nun ja, eignetlich wollte ich nicht wirklich viel trinken, aber wenn einem als Tourist von einem etwa 50-jährigen Minenveteranen, der irgendetwas zwischen Quetschua (dem hiesigen Indio-Dialekt) und Spanisch sabbelt, gesagt wird, dass man jetzt zur Minero-Familie gehört – was denen wirklich nicht als Floskel von den Lippen kommt! – dann kann man schwer nein sagen.

Mit den Jungs, leicht angeschickert - man beachte die Beule der Kokablätter im Mundwinkel.

Letztlich war ich über fünf Stunden im Schacht, nervös wurde ich nur als einige Dynamit Sprengungen hörbar näher kamen und langsam einige Steinbröckchen von der Decke bröselten… Aber da besagter Veteran in keiner Weise unruhig wurde habe ich dann eben auch die Ruhe gehabt. Allerdings gingen wir dann doch sehr vorsichtig nach draussen, man muss in der Mine sehr auf die Luft achten, da einige Gase recht schnell recht tödlich sein können, insbesondere nach der Sprengung..

Aber alles gut, die Erfahrung war schon etwas sehr besonderes. Fotos gibt es immer noch nicht...

Donnerstag, 28. April 2011

Boliviens Südwesten

Mein erster Tag in Bolivien war atemberaubend – und zwar ganz im Wortsinne! Aber dazu später mehr. Mit dem Minibus ging es von San Pedro zur bolivianischen Grenze, wo wir in Jeeps umgeladen wurden. Nachdem die explodierte Heckscheibe des meinigen in bester Seglermanier mit Duct Tape geflickt worden war ging es los.
Ein Großteil des Südwestens der Provinz Potosi besteht aus dem Nationalpark Eduardo Avaroa mit wirklich phantastischen Landschaften: Es ist eine bergige Wüste mit schroffen, fast bizarren Felsformationen, Bergen in rötlichem und bräunlichem Schimmer, oft mit Schneekronen, und diversen Lagunen:
Laguna Blanca

Arbol de Piedra, der "Steinbaum" - man beachte die Luft!

Lagua Colorado

Wüste!

Es ist wirklich faszinierend und ziemlich einzigartig. Während die Berge ein phantastisches Panorama bilden sind besonders die Lagunen beeindruckend: Durch die extreme Trockenheit, die starke Sonneneinstrahlung in dieser Höhe und die dadurch hohe Verdunstung sind die Lagunen natürlich sehr salzhaltig. Außerdem ist die Wasserzufuhr meist Schmelzwasser von den diversen teils aktiven Vulkanen, das Silikate, Schwefel und so weiter ausgewaschen hat. Sowohl Salze als auch die anderen Mineralien kristallisieren bei sinkendem Wasserstand und geben den Lagunen einen unwirklichen Schimmer – je nach vorherrschendem Mineral grün, rot, weiß oder blau – mit dem Spiegelbild der dahinter liegenden Berge:

Dabei ist die Luft kristallklar, kein Staub, nichts – großartig, man hat eine erstaunlich weite Sicht – allerdings auch schnell ausgetrocknete Schleimhäute.

Und wie immer: Die Wüste lebt. Man sieht Lamas, Vicunas (sehr geschützt: Auf Abschuß eines Vicunas stehen zwei Jahre Knast!), Chinchillas und Flamingos in den Lagunen – und das sind nur die offensichtlichen. Schon toll.

Auch die Gruppe von Leuten, mit denen ich im Jeep unterwegs bin, ist durchweg nett, also soweit fast alles gut.

Haken an der Geschichte: Den ersten Tag – und schlimmer noch: die erste Nacht! – haben wir zwischen 4.400 und 4.800 Metern verbracht. Wie gesagt, atemberaubend im Wortsinne. Das alleine wäre ja nicht so schlimm, wir sind ja nicht so viel herum gelaufen, aber die dünne Luft sorgt für einen epischen Kopfschmerz! Schlaf habe ich leider keinen bekommen. Und auch sonst ist das Altiplano (wie der Fachmann sagt) klimatisch recht fordernd: Während tagsüber die Sonne für durchaus t-shirtkompatible Temperaturen sorgt (zumindest solange kein Wind weht), stürzt die Temperatur dagegen nachts auf weit unter den Gefrierpunkt – mir sagte man minus 20°! Der Sternenhimmel war zwar wunderschön, aber bei den Temperaturen wollte wirklich keine Romantik aufkommen.

Auch muss ich bereits feststellen, dass die Hostels hier wohl eher rudimentärer Natur sind. Es heißt wohl „back to basics“ für die nächste Zeit, aber das ist ja auch mal ganz lustig.

Der zweite Tag – und vor allem die zweite Nacht – waren klimatisch besser. Einerseits gewöhnt man sich an die Höhe, andererseits ging es auch langsam etwas weiter runter, auf etwa 3.600 Meter. Von „Baumgrenze“ kann zwar keine Rede sein, aber es wird doch ein wenig grüner. Meist kleine Büsche, die Trockenheit abkönnen, ziehen sich die Hänge hinauf und geben noch eine weitere Farbe hinzu, spektakulär. Auch gibt es auf dieser Höhe einige kleine Flüsse, deren Durchquerung schon fast Abenteuercharakter hat – naja, fast.

Ebenso hoch lag unser zweites Hostel, in einem kleinen Dorf. Ebenfalls rustikal, aber heimelig. Die Leute hier leben mehrheitlich von Landwirtschaft, d.h. Lamazucht – für Fell und Fleisch, wobei letzteres durchaus lecker ist (unser Abendessen) – und Anbau von Quinua, einer Art Strauch, deren Frucht reisartig ist, aber die im Gegensatz zu Reis fast ohne Bewässerung auskommt. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist die Mine von San Cristobal, wo Gold und Silber im Tagbau gewonnen werden – die fiesen Minen kommen erst noch – und einen nicht unbeträchtlichen Teil der bolivianischen Wirtschaft ausmacht.

Weiter Richtung Uyuni, dem letzten Stop und die wahrlich spektakuläre Salzwüste! Die Wüste ist ein ziemlich großer ehemaliger See, der witzigerweise nicht in erster Linie von der Sonne, sondern von vulkanischer Aktivität ausgetrocknet wurde – der Legende nach waren daran vier Vulkane beteiligt: Zwei Herren, eine Dame und ihr Kind: Die vier stehen um die Wüste herum – und selbstverständlich haben die beiden Herren es ausgefochten um die Dame zu gewinnen, daher die massive Aktivität, die den See austrocknete. Der Salzgehalt ist dabei auf die Tränen der Dame zurückzuführen, die das Spektakel weinend betrachtete. Na dann…
Jedenfalls sind die Ausmaße schon gigantisch, man sagte mir es seien 12.000 Quadratkilometer, was aber eventuell etwas übertrieben ist. Dennoch, es ist die größte zusammenhängende Salzwüste der Welt und ihr Anblick ist atemberaubend, schillernd in der Sonne und von gleißendem Licht ohne ein Ende zu sehen.


Lustigerweise wird die Fläche dennoch in der „feuchten“ Jahreszeit überschwemmt, wir hatten Glück: Erst seit einem Monat kann man wieder ganz raus fahren, einige Salzseen stehen aber noch und machen das Ambiente noch unwirklicher. Hat was.

Nur das mit dem Müll haben sie hier nicht raus, im Umkreis von einem Kilometer um Uyuni herum sieht es aus wie auf einer einzigen großen Müllhalde, das ist ehr traurig.

Unterm Strich war es den Trip auf jeden Fall wert, so eine Landschaft hat man wirklich nicht oft! Ich brauche aber eine bessere Kamera…

Montag, 25. April 2011

San Pedro de Atacama

San Pedro ist ein kleines Dörfchen kurz vor der bolivianischen Grenze, mitten in der Atacama Wüste. Recht pittoresk:

Witzigerweise ist die Straße bis zum Dorfeingang perfekt asphaltiert, ab dann aber verwandelt sich die Straße in eine Dirtroad – alles um den „originalen“ Charakter zu erhalten, deshalb auch die Bauweise der Häuser, wie im Western. San Pedro ist nämlich fast ausschließlich für Touristen gemacht – allerdings auch für chilenische Touristen. Das Dorf ist eigentlich winzig, aber durchaus belebt. Eine Tour-Agentur reiht sich an die nächste. War aber nett, gerade weil es auch abends noch charmant war. Ich traf einen Norweger, Einar, während der Busreise, netter Kerl, wir haben recht viel gemeinsam gemacht. Ich hätte vielleicht eine charmante Dame vorgezogen, allerdings war es auch so mal angenehm nicht alles alleine zu machen. Eines der Dinge war zum Beispiel mit Snowboards die Sanddünen um die Ecke runter zu sausen. Das ist zwar sehr lustig (vielleicht kriege ich später noch die Bilder), hat allerdings den Haken, dass man die Düne zunächst hinauflaufen muss – sauanstrengend, besonders weil San Pedro auf 2.400 Metern liegt und man sich doch erstmal akklimatisieren muss.

Danach ging es zum Valle de la Luna um den Sonnenuntergang zu bewundern. Der ist an sich zwar nicht so spektakulär wenn man die Sonnenuntergänge an tropischen Ozeanen kennt, aber die Bergkette Richtung Bolivien strahlt knallrot:


Und ich am Posen:

Wiederum, die besten Fotos haben meine Kamera wieder mal überfordert – besonders die schroffen, zerklüfteten Felshänge im Sonnenlicht des Spätnachmittags. Das war schon reichlich beeindruckend!

Morgen geht es in aller Frühe nach Bolivien, 3 Tage im Jeep durch die Uyuni Wüste, die größte zusammenhängende Salzwüste der Welt – ich bin gespannt.

Ach so, laut Lonely Planet scheint WiFi in Bolivien nicht all zu verbreitet, eventuell dauert das nächste Update etwas.

Freitag, 22. April 2011

La Serena

Zwischenstopp in La Serena – ich hatte keine Lust, 30 Stunden im Bus zu verbringen und sooo eilig habe ich es dann doch nicht. La Serena ist ein nettes Städtchen an der Küste, allerdings ist der Strand einigermaßen weit vom Stadtzentrum entfernt und auch nicht der charmanteste, viele Baustellen – und die Pläne sehen mehr nach Silos aus…

Hübsch ist allerdings die Altstadt: Wiederum flach gebaut lädt sie zum Bummeln ein, wobei sich weitläufige Allen mit Grünstreifen und kleiner Gassen abwechseln:

 Breit...

...und eher schmal.

Womit man sich hier totschmeissen kann, sind Kirchen! Obwohl die Stadt nicht unbedingt riesig ist gibt es hier sage und schreibe 29 Stück. Der Stil ist recht unterschiedlich, aber sie haben gemein, dass der Innenraum nicht gerade übermäßig verziert ist, was ich eigentlich ganz angenehm finde. Die ein oder andere hat sogar einen recht originellen Stil:


Man beachte den Glockenturm.

Ungewöhnlich an Chile ist, dass das Militär wohl noch reichlich was zu sagen hat, die besten Lagen sind anscheinend dem Militär vorbehalten. In La Serena zum Beispiel liegt auf dem „Hausberg“ ein altes Castel, dass geradezu danach schreit in eine Luxusherberge umgewandelt zu werden, doch nein, es beherbergt ein Infanterieregiment – seltsam.


Es lässt sich aushalten als Soldat…

Allerdings wird es in Chile langsam Herbst. Sobald die Sonne weg ist wird es wirklich kalt. Ich schätze mal dass das in den bolivianischen Bergen nicht unbedingt anders sein wird, aber irgendwie freue ich mich auf Peru, Ecuador und eventuell Kolumbien, wo es doch deutlich wärmer sein dürfte. Ich schätze Galapagos darf ich mir auch nicht entgehen lassen – naja, alles zu seiner Zeit…

Mittwoch, 20. April 2011

Valparaiso

Das ist mal wieder eine nette Ecke. Valparasio liegt am Pazifik, hat aber nur einen relativ schmalen Streifen Land direkt am Wasser, der Rest liegt auf den Bergen. Der Küstenstreifen ist dabei der weniger spektakuläre Teil, mehrheitlich recht ranzig mit nur einigen netten Altbauten. Schöner ist es auf den Hügeln, steile Straßen und Treppen winden sich bergauf, hübsche Perspektiven wohin man auch blickt:


Sobald man oben angekommen ist bietet sich einem ein wunderbarer Ausblick über die Bucht und den Hafen – einer der wenigen zivilisierten an der Westküste Südamerikas:


Hier der Blick von meinem Hostel, auch nett wie ich finde:



Auch die Häuser – zumindest im Cerro Alegre und dem Cerro Bellavista (die etwas besseren  Wohngegenden) – sind recht hübsch:


Allgemein wirkt es ein bisschen so wie Schanze und Hafenstrasse vor fünfzehn Jahren, leicht heruntergekommen aber charmant, allerdings ist es abends unterm Strich doch recht ruhig, großartig belebt ist anders. Dennoch, ich mag es hier.

Ein weiterer netter Punkt: Die Monte Sarmiento – eines meiner „alten Schiffe“ – war im Hafen. Ich war schon in Santiago mit Jorge und Fernando – zwei Ex-Kollegen des Hamburg Süd Büros in Chile – zum Mittag (es ist immer gut ein hervorragendes Essen auf Company Account zu sich zu nehmen) und die beiden haben netterweise eine Besichtigung arrangiert. Also traf ich Cesar, den Planner des Schiffes, am Eingang des Terminals, habe mir das Terminal selbst angesehen, ein bisschen über Notwendigkeiten mit dem Management diskutiert (die wussten ja nicht, dass ich gar nicht mehr arbeite) und dann die Sarmiento besichtigt, mit dem Alten geschnackt (weiterhin auf Basis von früher) – gefolgt von einem weiteren hervorragenden Fischrestaurant mit dem Planner und dem Kapitän. Alles in allem eine Klassetag in meinem alten Metier – was ich immer noch nicht recht loswerde.

Auf der Brücke eines Schiffes fühle ich mich immer wohl...

Blick voraus

Ein weiterer Vorteil des schönen Blicks vom Hügel offenbart sich bei guter Sicht und Vollmond – allerdings ist es mittlerweile etwas zu kalt um wirklich romantisch zu sein:


Abgesehen von meinen früheren Kollegen, die wirklich zuvorkommend sind (was eigentlich erstaunlich ist angesichts der Tatsache, dass ich ihnen immer im Nacken gesessen habe und sie wohl mitunter ziemlich genervt habe), weiß ich noch nicht so recht was ich von den Chilenen halten soll. Es scheint mir durchaus ein nettes Völkchen zu sein, aber eben auch recht reserviert – es ist durchaus nicht so, dass man leicht ins Gespräch kommt. Wenn man allerdings mal einen Schnack hält – und dann auch noch ein bisschen Spanisch aufweisen kann – ist es eigentlich wirklich nett. Nur etwas hübscher könnten die Damen sein, aber das erwähnte ich ja schon. Generell, schon nett – aber ich muss mal weiter… Na,  morgen geht es ja dann auch wirklich weiter nach Norden.

Sonntag, 17. April 2011

Versprochen ist versprochen...

Da das Hostel hier wirklich nett ist und relativ neu - daher unbekannt - hängt viel von den ersten Gastkommentaren ab. Da ich aber nicht online gebucht habe kann ich bei Hostelworld nicht kommentieren. Ich versprach daher zumindest ein erwähnen im Blog: Also, sollte jemand nach Santiago reisen, das Landay Barcelo im Barrio Brasil ist eine gute Adresse!

Ansonsten hier ein paar Fotos:

Wie man sieht, abgesehen von den Bergen drum herum, nicht allzu charmant...

...aber ein paar hübsche Parks gibt es doch.

Außerdem Kunst...

...und das Barrio Brasil ist auf jeden Fall nett.

Und manche Neubauten wirken sogar ganz gut wenn eine Plaza etwas Luft schafft.

So, für mich geht's jetzt erstmal nach Valparaiso an die Küste.

Freitag, 15. April 2011

Bei Sonnenschein...

…und relativ klarem Wetter zeigt sich Santiago deutlich charmanter. Die Leute wirken entspannter, die Parks leuchten grün und die Häuser wirken weniger grau.

Deutlich besser.

Die einher gehende Wärme verdeutlicht allerdings dass die Chilenin an sich doch eine recht zöllige Kiste mit sich rum schiebt – nicht ganz so schön. Den Chileninnen fehlt irgendwie die natürliche Eleganz der Argentinierinnen. Schade eigentlich.

Santiago De Chile

Nach einem durchaus atemberaubenden Trip über die Anden – phantastische Felsformationen, sehr karg, aber beeindruckend – mitsamt einem anderthalb Stunden Aufenthalt an der Grenze bei Null Grad (Bergpass) bin ich nun in Santiago angekommen.

Ich weiß nicht recht, was ich von der Stadt halten soll. Einerseits gibt es durchaus hübsche Häuser, besonders die Sakralbauten – aber auf der anderen Seite ist die Stadt doch sehr grau-in-grau, was nicht nur am berüchtigten Smog liegt: Viele Fassaden sind einfach lieblos, sie erinnern oft an die Plattenbauten aus den Siebzigern. Es gibt allerdings auch einige nette Parks, deren Bänke grundsätzlich von knutschenden Pärchen belegt sind – auch hier wohnt man lange im Hotel Mama und der Chilene an sich ist noch vergleichsweise konservativ, mit Madame nach Hause kommen ist da wohl schwierig…

„Mein“ Viertel – Barrio Brasil, wo mein Hostel liegt – ist allerdings nett, mehrheitlich Altbauten mit einem Hauch von Boheme: Die Fassaden könnten zwar mal wieder gestrichen werden, aber es gibt viele kleine Cafes, Bars und Restaurants mit klar künstlerische orientiertem Klientel. Es ist ein bisschen wie die Schanze früher war, nur ohne Punks. Mir gefällt’s. Vor allem war das von der „Bibel“ des Reisenden – dem Lonely Planet – empfohlene Hostel leider dicht, aber ein Herr auf der Straße wies mir den Weg zu einer wirklich netten Alternative. Vorurteile abgestraft: Es wurde schon dunkel und der Bursche sah nicht allzu Vertrauen erweckend aus – ich hatte gewissermaßen die Hand am Revolver und habe ihn bestimmt nicht aus den Augen gelassen – aber er zeigte mir wirklich nur den Weg, das Hostel ist super und die Hand aufgehalten hat er auch nicht. Soviel zur vorgefassten Meinung…

Das Wetter ist allerdings etwas eigenwillig, vergleichsweise kühl – aber zu kalt für ohne Jacke und zu warm für mit, und ICH WILL KEINE ERKÄLTUNG! Man drücke mir die Daumen.

Fotos folgen später, aber bisher bin ich dennoch froh, dass ich damals nach Hong Kong geschickt wurde und nicht nach Santiago, was auch eine Möglichkeit gewesen wäre…

Musik: Nachtrag

Wie ich höre ist das Video in Deutschland gesperrt, was ärgerlich ist. Ich kann nur empfehlen mal "Playing for Change" direkt bei YouTube zu suchen, auch die Version von Stand By Me ist klasse.

Dienstag, 12. April 2011

Playing for Change

Hier mal ein Tip von mir:


Man mag die Truppe als naiv bezeichnen, aber es ist eine nette Idee: Die Stiftung versucht die Annäherung der Menschen über Musik zu erreichen - abgesehen von dem gelegentlich auftauchenden Prominenten wie Manu Chao, Keb' Mo' und dem unvermeidlichen Bono, weitestgehend über Strassenmusiker und eher unbekannte Gesichter weltweit. So oder so, die Musik ist klasse!

Piedras Blancas – oder „Ich auf Kur“

Wie gesagt, ich brauchte Ruhe. Das hat geklappt! Piedras Blancas liegt etwa zwei Stunden südwestlich von Mendoza mitten in den Anden – die übrigens ziemlich plötzlich aus dem Boden springen: Das Umland östlich der Anden und auch um Mendoza ist komplett flach, dann steigen die Anden plötzlich an, also nicht gerade ein allmählicher Übergang in die Berge.

Die Landschaft um Pidras Blancas ist recht karg, es gibt nur einige kleine Wäldchen um die kleinen Dörfer herum, aber dennoch ist die Umgebung sehr schön. Und es ist ruhig! Und die Luft ist klar!

Ich hatte mich in das sehr kleine, familiengeführte Hostel Aguas del Platita eingebucht, ein hübsches Eckchen:


Viel los war glücklicherweise nicht, abgesehen von einer blonden Belgierin war ich der einzige Gast – was mir durchaus gut passte. Tja, und der morgendliche Blick über die schon leicht verschneiten Gipfel hat gewissermaßen den entspannten Tag diktiert:


Die Tage habe ich also mit Lesen, einigen kleinen Spaziergängen und Reiten verbracht, besonders letzteres ist sehr angenehm, da einige Strecken schon recht steil in die Berge gehen, da darf ruhig das Pferd die Arbeit machen – und ich konnte die Umgebung geniessen.


Das Knifflige waren allerdings die Steigbügel: Traditionell haben die hier eine Kappe, die lediglich die Fußspitzen im Steigbügel erlaubt. Das macht zwar durchaus Sinn, da man praktisch nicht hängen bleiben kann wenn man stürzt – und bei dem steinigen Untergrund möchte man wirklich nicht hinterher geschleift werden! – aber da ich weder passionierter Reiter noch Balletttänzer bin ist das „Reiten auf Zehenspitzen“ insbesondere wenn man mal ein bisschen galoppiert ganz schön Kräfte zehrend. Wenigstens sind die argentinischen Sättel schafsfellgepolstert und daher sehr bequem – auch nach drei, vier Stunden schmerzt der Achtersteven nicht sonderlich.

Aber auch die Spaziergänge hatten was, sehr entspannend und schön:


Allerdings war man dabei immer in Gesellschaft, Fiona und Roberto – die beiden knuddelsüchtigen Haushunde – waren immer dabei. Aber das ist ja auch mal nett.

Tagsüber war es eigentlich immer angenehm warm, nicht zu heiss, aber sobald die Sonne hinter den Bergen verschwunden war wurde es schnell recht kühl, also hinein in die Stube und den Bollerofen angeschmissen, meist im Kreise der Familie – und wenn Chaotensohn Felipe (vier Jahre alt und eindeutig überenergetisch) dann doch mal gen Heia ging war es Zeit für einen kleinen Schnack und ein Glas Rotwein - langsam ist mein Spanisch fast schon wieder annehmbar.

Guide Sebastian, ich, Muttern Eli, Belgierin Katrien

Alles in allem eine dringend benötigte Auszeit um die Batterien aufzuladen. Nun bin ich zurück in Mendoza und morgen geht es nach Santiago de Chile, ich bin gespannt.

Freitag, 8. April 2011

Mendoza

Mendoza hat mal wieder was. Nach einer vierzehnstündigen Busfahrt über Nacht – die Sitze waren zwar mit einer älteren Business Class zu vergleichen, aber dennoch die entscheidenden 10 Zentimeter zu kurz – kam ich in an, leicht gerädert. Mendoza liegt genau westlich von Buenos Aires, aber auf der anderen Seite von Argentinien kurz vor den Anden, und ist das Zentrum des argentinischen Weinbaus, insbesondere Rotweine kommen hier her – und sind großartig, aber dazu später.

Im 19. Jahrhundert wurde Mendoza von einem Erdbeben reichlich zerlegt, daher wurde beim Wiederaufbau darauf geachtet, viel Platz zwischen den Häusern zu lassen, damit die Bevölkerung im Falle eines weiteren Bebens die Chance hat, sich vor herab fallenden Gebäudeteilen in Sicherheit zu bringen. Heutzutage profitiert der Besucher daher von recht breiten Strassen und flachen Gebäuden, was das Stadtbild doch sehr auflockert. Außerdem ist Mendoza grün! Es ist wirklich nett, praktisch jede Strasse ist eine Allee:


Besonders interessant ist das deshalb, weil die Gegend eigentlich sehr trocken ist. Aber durch den Weinbau versteht man hier etwas von Bewässerung: Die gesamte Stadt ist mit kleinen Kanälen – man denkt eigentlich mehr an übergroße Rinnsteine – durchzogen, die die Bewässerung sichern:


Eigentlich trifft das auf die gesamte Gegend zu, auch im Weinbaugebiet wird selten eine Sprenganlage benutzt sondern auf die traditionellen Kanalsysteme gesetzt. Ich vermute die Mayas haben das damals auch nicht anders gemacht – es gibt dem Ganzen einen zusätzlichen Charme.

Ein weiterer netter Aspekt ist der Parque San Martin (jedes noch so kleine Städtchen hat hier eine Avenida Del Libertador, eine Plaza Independencia und eben einen Parque San Martin), eine weitläufige Parkanlage mit einem kleinen See, Springbrunnen und gepflegten Gärten mit Cafe – welches mir sehr entgegenkam um etwas ab vom Lärm zu lesen:


Auch etwas „wilder“ belassene Bereiche gibt es, mit Gebüschen und abgeschiedenen Baumgruppen – ich unterstelle mal dass diese sich bei der örtlichen Jugend einiger Beliebtheit erfreuen, sie leben eben meist noch bei Mama & Papa – und einigen schönen Lauf- und Spazier- sowie Mountainbikestrecken.

Vom Hügel aus hat man dann einen Blick über Stadt und das Weinbaugebiet (was aber eigentlich nur flach ist und daher mäßig spektakulär) sowie in die andere Richtung gen Anden.

Was die von mir erhoffte Ruhe angeht ist hier allerdings Fehlanzeige: Das Hostel ist sehr belebt – und die sind zwar alle sehr nett hier, aber eben auch auf Feiern aus. Dass die Universität um die Ecke liegt trägt auch nicht gerade dazu bei, dass es ruhig zugeht. Ich versuche mich dem örtlichen Rhythmus anzupassen: Zwischen sechs und acht tritt relative Ruhe ein und das sollte man auf jeden Fall für ein Stündchen Schlaf nutzen!

Nun aber zum Wein: Wie gesagt wird hier Rotwein großgeschrieben, vor allem Malbec. Aber auch Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah sind populäre Reben – und in aller Ehrlichkeit gesagt, sie können das hier! Ich habe gestern die obligatorische Weintour gemacht, was so viel heisst dass man per Bus in den Vorort Maipu fährt, sich dort ein Fahrrad mietet (weshalb auch Motorscooter für eine Weintour angeboten werden ist mir allerdings schleierhaft) und dann die vielen Bodegas abklappert und hier und da ein Gläschen verkostet. Sehr angenehm und auch sehr günstig – man bezahlt zwar meist das Verkosten, aber nur n’ Appel und n’ Ei. Besonders der Syrah von Tempus Alba hat’s mir angetan, falls den einer irgendwo sieht: Empfehlenswert.


Später rollt man dann glücklich und ein klein wenig unkoordiniert zurück – wichtig dabei: Wasser nicht vergessen, sonst wird’s trocken im Hals!

So, und morgen geht es für mich erstmal in die Berge, diesmal gehe ich was die Ruhe angeht auf Nummer sicher, da gibt’s wohl so gar nix! Also erstmal Sendepause für zwei, drei Tage, dann traue ich mich wieder in die Zivilisation.

Montag, 4. April 2011

Das war also Buenos Aires

Nach zwei Wochen in Buenos Aires ist es nun Zeit, langsam weiter zu ziehen. Es war schon ein sehr netter Aufenthalt und ein guter Start in Südamerika. Zum Abschluss habe ich auch noch eine weitere schöne Ecke entdeckt, die dem Baires Besucher gefallen würde: Sonntags findet auf dem Plaza Francia ein Kunstmarkt statt – mehrheitlich Schmuck – der Nachmittags von einem Reggaekonzert und Capoeira Vorführungen (mit Comedy Einlagen) begleitet wird. Des Shoppens müde trifft man sich auf dem Rasen, eine sehr nette und entspannte Atmosphäre:
Plaza Francia

Hier befindet sich auch der berühmteste Friedhof von Buenos Aires, der schon reichlich skurril wirkt: Da es sich um die Gräber der reicheren Familien handelt, gibt es keine Grabsteine, sondern nur komplette Mausoleen (mal mehr, mal weniger geschmackvoll, aber immer Eindruck schindend - man muss sich wohl gegenseitig noch im Tode übertrumpfen):


Eine Bemerkung, was Shoppen angeht: Man sollte Buenos Aires mit einem großen Koffer und zwei Satz Unterwäsche besuchen und den Rest hier einkaufen: Besonders in Palermo gibt es doch einige sehr nette Klamottenläden, die nicht ganz den internationalen Ketten entsprechen. Auch was Schmuck und Deko angeht, hervorragend. In gewisser Weise ist es also sehr glücklich, dass mein Rucksack bereits randvoll ist, so wirkt er doch sehr disziplinierend auf mein Einkaufsverhalten – und so der große Einkäufer bin ich ohnehin nicht.

Nun kann ich aber auch langsam los, die Luft und der Lärm – besonders über die Woche – sind auf Dauer doch recht stressig. Dennoch, Buenos Aires ist klasse, die Stadt hat sehr schöne Seiten, die Leute sind nett, das kulturelle Angebot von Museen bis zu Gratis-Konzerten in den Strassen ist überwältigend. Unterm Strich sehr empfehlenswert.

Allerdings freue ich mich nun langsam auf Mendoza und die ein oder andere Weinprobe, aber hoffentlich auch auf einige ruhige Tage!