Samstag, 29. Januar 2011

Kaikoura

Kaikoura ist schön. Der Ort ist zwar reichlich unspektakulär, aber die Landschaft drum herum und besonders die Halbinsel sind großartig. Eingerahmt von Bergen liegt Kaikoura an der Ostküste der Südinsel, ein Strand aus Kieseln geht in türkises Wasser über. Dankenswerterweise rissen die an meinem Ankunftstag noch dichten Wolken auf und der Tag wurde hervorragend.

 Blick auf die Hügel in der Abendstimmung

An der Halbinsel, die man ohne viel Mühe in etwa drei Stunden zu Fuß umrundet hat, liegen die Robben in der ihnen eigenen Art faul in der Sonne und für Vogelliebhaber ist es ein feuchter Traum. Von der Steilküste aus blickt man in kristallklares Wasser, man kann sogar diversen Seevögeln und den Robben beim Tauchen zusehen. Selbst eine Schule Delphine verirrte sich so dicht unter Land, dass ich sie von den Klippen aus beobachten konnte.
An der Steilküste der Halbinsel - die Delphine waren zum Fotographieren leider zu klein

Ich habe mich gegen eine Whale Watching Tour entschieden, das war mir ehrlich gesagt ein bisschen zu teuer, außerdem waren die Katamarane der Touroperatoren für meinen Geschmack etwas zu groß – gerade bei Delphinen möchte man ja dicht dran sein und das hatte ich ja nun schon auf diversen Segeltouren. Andererseits ist es aber ganz schön, dass dieser Ort, dessen Ursprung im Walfang liegt, sich doch mehr dem Schutz der Wale verschrieben hat. 

Donnerstag, 27. Januar 2011

Picton, der Start auf die Südinsel

Picton ist das klassische Einfallstor zur Südinsel: Beide Fährbetriebe haben hier ihre Anleger. Im Gegensatz zu den meisten Fährhäfen ist Picton aber sehr pittoresk gelegen, allerdings sonst ein ziemlich verschlafenes Nest. Macht aber nichts, die Lage am Fjord macht die Umgebung wirklich schön und mit dem guten Wetter habe ich es sehr genossen.
Am Queen Charlotte Sound

Hinzu kam, dass das Hostel außergewöhnlich nett war: Die „Villa“ ist ein kleiner Komplex von bungalowartigen Hütten mit einem niedlichen Garten, da ließ es sich aushalten. Ganz im Gegensatz zu meinem sonstigen Verhalten (raus und durch die Bars ziehen) war ich abends meist einfach im Hostel, trank ein Bierchen oder zwei und habe mit Jane vom Personal oder den anderen Gästen geschnackt, sehr nett.

Der Garten der "Villa" - oder zumindest ein Teil davon 

Die Krönung war aber natürlich das Tuesday Race des örtlichen Yachtclubs. Wie die Kiwis halt so sind kann man sich beim Yachtclub auch als ortsfremder Traveller einfach anmelden, wird auf ein Boot gesetzt und kann mitsegeln. Sicherlich ist es nur ein Fun Race und die Boote sind mehrheitlich auch nicht gerade Rennziegen, aber bei dem Panorama, Wetter und der angenehmen Brise macht das überhaupt nichts. Ich war auf einem relativ großen Dampfer, etwa 55 Fuß, aber eher auf lange Touren als auf kurze Race Schläge ausgelegt. Dennoch, die Crew war nett, mit Segelerfahrung war ich ohnehin gern gesehen und die Wettfahrt war ein Traum! Allerdings konnte ich als Grossschottrimmer keine Fotos machen…

Egal, der Aufenthalt war sehr nett und ich bin auf den Rest der Südinsel sehr gespannt.

Montag, 24. Januar 2011

Passage zur Südinsel: Cook Strait

Nun also die Überfahrt zur Südinsel über die, nun ja, berüchtigte Cook Strait. Der Wetterbericht war allerdings hervorragend und hielt, was er versprach: Nach dem die Fähre die noch sehr wolkenverhangene und durch die Hügel mit heftigen Fallböen geplagte Bucht von Wellington verlassen hatte, riss die Wolkendecke auf und ein wundervolle Überfahrt bei strahlendem Sonnenschein begann.


Ein leichter Schwell schubste uns ein wenig, aber (leider) nicht sonderlich aufregend – etwas mehr Bewegung wäre sicherlich lustig gewesen, mal sehen was die Rückfahrt sagt. Auch die Einfahrt in den Queen Charlotte Sound, der sich etwa 35 Kilometer landeinwärts erstreckt, war ein Traum. Eine Fjordlandschaft wie in Norwegen, mit Hügeln / Bergen auf beiden Seiten und klarem Wasser in unterschiedlichen Schattierungen.


Meinetwegen hätte die Fahrt ruhig noch etwas länger dauern können.

Wellington

Wellington ist eine nette Stadt. Zwar gibt es hier überraschenderweise weniger Marinas (obwohl der Naturhafen, an dem Wellington liegt, durchaus ein nettes Revier sein dürfte), aber was der Stadt an Segelflair fehlt macht sie mit Kultur und Nightlife mehr als wett. Somit war es recht praktisch am Freitag anzukommen, um gleich ins Leben geworfen zu werden. Mit Jacob (aus Minnesota, also ein Stoppelhopser, aber ein netter) und Sarah (einer Kiwi aus Wellington, die uns gleich mit einer Gruppe ihrer Freunde bekannt machte), die ich während der Zugfahrt traf, stürzte ich mich ins Nachtleben, gestärkt von Gnocci und einem großartigen Sauvignon Blanc aus der Gegend von Marlborough – Wein können sie! Kurz gesagt, es wurde eine lange Nacht.

Der Samstag war leicht bedeckt, was ein erkunden der Stadt nicht ganz so schweißtreibend machte. Überhaupt ist es hier ein bisschen kühler als ich es von den letzten Monaten gewöhnt bin – ist aber eine nette Abwechslung.

Wellington liegt auf Hügeln, wie immer ist die Innenstadt nicht allzu spektakulär und die Häuser von-bis, aber der Botanische Garten ist sehr hübsch gemacht, eine schöne Anlage mit Erklärungen der jeweiligen Pflanzen – und vor allem dem Einfluss, den eingeschleppte Spezies (sowohl Pflanzen als auch Tiere) auf die hiesige Flora und Fauna haben. Überhaupt sind die Neuseeländer auf intensive Art mit Umweltschutz und vor allem dem Schutz der ursprünglichen Natur verwoben. Persönlich finde ich das großartig. Es nimmt zwar zuweilen fast skurrile Formen an, aber führt tatsächlich dazu, dass großflächige Schutzgebiete abgesteckt werden und die Natur als Wert an sich ganz selbstverständlich als schützenswert wahrgenommen wird. Wie schon in Australien – hier sogar noch mehr – empfinde ich das als sehr nachahmenswert.

Vielleicht bin ich gerade etwas emotional, aber auch der Peace Garden im Botanischen Garten hatte etwas Berührendes: Ein Wasserfall und ein kleiner Teich umschließen eine kleine japanische Pagode, in der eine Flamme brennt, die vom ungelöschten Feuer der Atombombe in Hiroshima stammt. In einer offiziellen Zeremonie wurde die Flamme – am Tempel in Hiroshima entzündet – an Wellington für die Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt von den japanischen Tempelpriestern übergeben. Ich persönlich wusste nicht, dass die Kiwis sich dort besonders hervorgetan hätten, aber man lernt ja nie aus (und in der Tat ist Neuseeland nuklearfrei). So oder so stimmt einen dieser Garten, gleich neben den Rosenbeeten gelegen, nachdenklich.

Die Flamme von Hiroshima 

Nach wiederum recht ausschweifender Nacht war am Sonntag das Te Papa Museum auf dem Plan (außerdem regnete es permanent, was einen Museumsbesuch ohnehin adäquat machte). Jedem Wellington Besucher sei dieses Museum ans Herz gelegt (und nicht nur, weil der Eintritt frei ist): Es konzentriert sich auf Naturwissenschaft mit Neuseeland im Fokus. Die Ausstellungen sind hervorragend und sehr anschaulich gemacht (und auch sehr kinderkompatibel – da wären wir wieder beim Geräuschpegel) und zeigen sowohl die erdgeschichtliche Entstehung als auch die Veränderungen im Verlauf der Zeit, insbesondere seit Ankunft des Menschen und welche Folgen dieser hatte – wie schon gesagt, da haben die Kiwis eine Ader für!  Auch die pazifischen Kulturen werden beleuchtet und die Verbindungen zu Neuseeland dargestellt, alles in einer sehr unaufdringlichen und nachvollziehbaren Weise, einfach gut gemacht.

Samstag, 22. Januar 2011

Auckland, Rangitoto und der "Overlander"

Auckland & Rangitoto

Auckland begrüßt mich erstmal mit Regen, als hätte ich davon noch nicht genug gehabt. Nicht so schlimm, ich war ohnehin müde und nach einchecken im Nomad Hostel – das glücklicherweise eine sehr nette Bar hat, die ein großes Durch-die-Gegend-laufen-um-eine-gemütliche-Bar-zu-finden unnötig machte – war ich nach ein paar kleinen Bierchen auch bettreif.

Der nächste Tag war dann eher nach meinem Geschmack, strahlender Sonnenschein, angenehme Temperatur (warm, aber nicht zu heiss) und Auckland konnte erkundet werden. Wie gehabt ist auch hier das City Centre recht unbeeindruckend, aber da Auckland nicht so eine riesige Stadt ist auch recht überschaubar. Der erste schwere Eindruck: Der citynahe Yachthafen! Auckland nennt sich die „City of Sails“ und der Name ist Programm: Es liegen hier einige wirklich große Boote, mehrheitlich tatsächlich Segler, die doch von dicken Brieftaschen zeugen:

"Jollenhafen" Auckland in der Abendstimmung

Dazu kommen mehrere Marinas unterschiedlicher Grösse, wo die Boote der Normalsterblichen in Massen liegen. Mit dem Hauraki Golf und einem Naturhafen, der dem Sydney Harbour nicht unähnlich ist, ist Auckland aber auch mit einem Traumrevier direkt vor der Tür gesegnet, das Nicht-Segeln zu einer Sünde machen würde:

 Golf & Auckland Downtown von Rangitoto aus

Außerhalb der City liegt ein Gürtel von Wohnvierteln, die mehrheitlich in dem mir so lieben viktorianischen Stil gehalten sind oder aber aus mir ebenfalls sehr gut gefallenden Holzhäusern bestehen, die eher and die US-Südstaaten erinnern (das Prinzip der „Front Porch“, der überdachten Veranda, finde ich großartig).

Auch einige sehr hübsche Arkaden und kleine Shops / Boutiquen und Cafes gibt es hier, alles sehr angenehm.
Arkade an der Ponsonby Road

Am folgenden Tag, ebenfalls bei strahlendem Wetter, konnte dann das Naturerlebnis losgehen: Mit der Fähre fuhr ich nach Rangitoto Island, der jüngsten Vulkaninsel in der näheren Umgebung. Das gesamte Gebiet um Auckland herum ist seismisch recht aktiv und generell vulkanischen Ursprungs (auch wenn der letzte Ausbruch 600Jahre zurückliegt). Die Insel war jedenfalls sehr hübsch, mit einigen Aussichtspunkten mit Traumblick und recht leicht zu laufen:

Dänemark? Fast.

Leuchtturm an der Zufahrt zum Harbour

Überall sieht man noch die schwarzen Lavabrocken, die noch nicht so weit erodiert sind um Bewuchs zu erlauben, andere Bereiche sind dagegen schon tropisch-üppig überwachsen. Anfangs befand ich mich noch in Gesellschaft dreier junger Damen aus Colorado, die zwar recht nett waren, allerdings sabbelten, dass einem das Blut aus den Ohren schoß. Um einen Tinitus zu vermeiden schlug ich eine etwas kräftigere Gangart ein, um sie möglichst höflich loszuwerden. Solche Spaziergänge durch die Natur genießt man eben am besten in Ruhe.

Wieder einen Tag später war es an der Zeit nach Wellington aufzubrechen, der Hauptstadt an der Südspitze der Nordinsel. Angenehmerweise fährt auf der Strecke ein Zug, der zwar unangenehm früh abfährt, aber einem die Möglichkeit gibt, sich mal landschaftlich zu akklimatisieren (und sehr bequeme Sitze hat). Die Nordinsel ist noch sehr intensiv bewirtschaftet, südlich von Auckland noch mit Ackerbau, besonders Mais habe ich viel gesehen, dann – sobald es hügeliger wird – mehrheitlich Viehwirtschaft, Rinder und natürlich die sprichwörtlichen Schafe (in der Mitte von Nirgendwo, einem Ort namens Waiorua, legt eine abgelegene Militärbasis, wo Damen recht rar gesät waren / sind, sodass die Schafe hier den Beinamen „Waiorua-Blonde“ bekommen haben. Auf welcherlei Praktiken seitens der dort stationierten Helden dies beruht, überlasse ich dem geneigten Leser herauszufinden)!

Die Landschaft ist zwar hübsch anzusehen, von einigen beeindruckenden Hügeln, Schluchten und Vulkanen abgesehen könnte es aber auch Schleswig Holstein sein – nun, zumindest entlang der Bahnlinie. Vielleicht finde ich die exotischen Ecken ja auf der Rückfahrt. Nichtsdestotrotz lohnt die Fahrt, schön ist die Landschaft allemal und bequemer als der Bus ist es auch. Die Fotos sind leider nichts zum Hochladen, mit meiner Kamera kann man die Panoramen leider nur bedingt einfangen.

Nun also erstmal Wellington.


Mittwoch, 19. Januar 2011

Fazit Australien

Was ist nun das Fazit von zwei Monaten Australien? Es ist unbestreitbar ein traumhaft schönes Land, zumindest die Ecken, die ich gesehen habe. Was Städte angeht, bleibt man am besten bei den Großstädten, die kleineren kann man getrost vergessen.

Es ist jedenfalls relativ schwierig, „echte“ Australier aufzuspüren. Zumindest an der Ostküste sind so viele Reisende unterwegs, dass der Australier an sich zur Minderheit wird. Selbst Leute, die hier leben, sind vorwiegend zugewandert und zumindest vom Geburtsort keine „echten“ Australier. Wie schon erwähnt kann das ein Segen sein – auch unter den Reisenden und Zugezogenen finden sich clevere Leute – aber es macht es enorm schwierig ein wirkliches Schlaglicht auf die Australier zu werfen. Da das für mich ein Hautgrund des Reisens ist – herauszufinden, wie die Leute anderswo ticken – kann ich die Tour unter diesem Aspekt nur als halb gelungen bezeichnen. Diejenigen „echten“ Australier, die ich getroffen habe, deckten ebenfalls eine gewisse Bandbreite an Intellekt und Charme ab, so dass man wohl sagen muss, dass Australien von den Leuten her weder besser noch schlechter dasteht als anderswo auf der Welt. Als Deutscher ist man ja besonders sensibilisiert was rassistische Tendenzen und Nationalstolz angeht, in der Hinsicht scheinen sie ein wenig über dem Durchschnitt zu liegen, aber nicht besonders (allerdings musste ich mir in der ein oder anderen Nationalstolzdebatte – insbesondere im Bezug auf die australische Beteiligung am Ersten Weltkrieg – doch reichlich auf die Zunge beißen). Was den Alltagsrassismus angeht hat wie unten ja schon erwähnt langsam ein Umdenken eingesetzt, das nun mit einiger Verve verfolgt wird, also geht die Tendenz anscheinend zumindest in die richtige Richtung – und welches Land hätte da keinen Nachholbedarf?

Rein praktisch gesehen ist Australien recht teuer, wer also eine Reise plant sollte auf ein angemessenes Budget achten! Für den australischen Staat ist die Sache gewitzt geregelt: Es gibt sehr viele Mini-Jobs (als Beispiel: Festmacher auf den Fähren, fünf an Bord, fünf pro Pier – zum Vergleich: auf Hamburgs Hafenfähren sitzt genau einer und das war’s)  mit ordentlichen Gehältern, die zwar dem freimärktlerischen Ökonomen aufgrund von Effizienzmangel die Tränen in die Augen treiben dürften – was mir selbstredend das Herz bricht – allerdings hält es auch die Leute von der Strasse, Obdachlose beispielsweise sieht man so gut wie nirgendwo. Dementsprechend muss man wohl sagen, dass das System funktioniert – allerdings auch und gerade, da derartig Beschäftigte und deren Kosten von den Unmengen an Touristen mitgetragen werden, also die Zeche nicht eins zu eins von den Australiern zu tragen ist. So oder so macht es Australien sehr sympathisch, da es weitestgehend sozial eingestellt sind und eben auch für weniger Begabte eine Chance offen hält, was wir in Europa gegebenenfalls ja auch mal überdenken könnten.

Unterm Strich war es die Reise allemal wert, einige wunderschöne Eindrücke nehme ich auf jeden Fall mit, einige sehr nette Bekanntschaften habe ich gemacht und einige Freundschaften vertieft, was will man also mehr?

Mehr Zeit vielleicht, ich habe doch einiges noch nicht gesehen oder zu schnell abgehandelt, aber gut, jetzt bin ich erstmal gespannt auf Neuseeland.

Montag, 17. Januar 2011

Melbourne

Melbourne ist eine sehr angenehme  Stadt. Vorweg: Sie ist nicht besonders schön, schon gar nicht im Vergleich zu Sydney, aber die Leute scheinen etwas entspannter.

Das Stadtzentrum folgt dem klassischen Raster: Einkaufsstrassen und Hochhäuser und das war’s. Man kann sich sehr leicht orientieren, da Melbourne größtenteils dem Schachbrettmuster folgt. Außerhalb des eigentlichen Zentrums liegen die in Australien üblichen Viertel mit kleinen viktorianischen Häusern – wie in Sydney – die ich nach wie vor sehr mag. Besonders um die Brunswick Street herum zeigt sich der deutlichste Unterschied zu Sydney (abgesehen vom Fehlen eines Sydney Harbours natürlich): Diverse kleine Läden, Cafes und gemütliche Bars mit Sofas, sehr gut vergleichbar mit der Schanze. Ich habe mich jedenfalls gleich zu Hause gefühlt. Die Leute sind auch eher alternativ-künstlerisch als Anzugträger, was die Atmosphäre noch legerer macht (eine besonders nette Kneipe verlangte offiziell Dresscode: Ein Schild an der Tür untersagte Anzug- und Krawattenträgern den Eintritt). „Schicke“ Bars gibt es – zumindest in der Ecke – keine. Wie gesagt, es wirkt alles etwas entspannter. Einquariert war ich in der "Nunnery", einem aussergewöhnlich hübschen Hostel, gleich um die Ecke der Brunswick Street, was sehr praktisch war.

Brunswick Street 

Selbst ein kleiner Teil der City, die „Lanes“, besteht aus engen Gässchen mit Cafes und kleinen Restaurants, die zum Verweilen einladen und der sonst eher geschäftigen City etwas Charme hinzufügen.
Die "Lanes"


Unvermeidlich ist natürlich ein Trip entlang der Great Ocean Road, die eben westlich von Melbourne startet. Sie geht direkt entlang der Küste, teils abfallende grüne Hügel, teils Steilküste, mit wunderschönen Panoramen. Gebaut wurde sie nach dem Ersten Weltkrieg vorwiegend von Kriegsheimkehrern, um diesen sofort einen Job zu vermitteln. Offiziell ist die Strasse auch ein Denkmal, eben diesen Veteranen gewidmet. Leider war ein Grossteil des Panoramas nur zu erahnen da ich Pech mit dem Wetter hatte, es hat praktisch die ganze Zeit geregnet. Glücklicherweise hatte ich eine entzückende kleine Französin als Reisebegleitung, was die Fahrt dennoch sehr charmant gemacht hat.
Great Ocean Road I

 Great Ocean Road II, leicht verhangen

Nun bin ich zurück in Sydney, habe die Hochzeit der Tochter meines früheren Chefs ohne Blamagen meinerseits überstanden (ein wirklich netter Tag / Abend, Zeremonie am Strand bei Traumwetter – wenn auch sehr (!) warm mit Krawatte – und Empfang in einem alten Herrenhaus) und bin nun in den letzten Zügen, morgen geht der Flug nach Neuseeland.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Land und Leute

Wenn man sich hier mal ein wenig mit den Aborigines beschäftigt und der Art und Weise, wie die weiße Mehrheit sich heutzutage mit ihnen auseinandersetzt, kommt man nicht drum herum sich zu wundern. Wie weltweit so üblich, wenn sich damals europäische Siedler irgendwo niederließen, hieß das für die ursprüngliche – man könnte auch sagen, die eigentliche – Bevölkerung nichts Gutes: Wo im Weg, wurden sie abgeschossen, und wo nicht im Weg dennoch von mitgebrachten Seuchen getötet. Die wenigen positiven Begegnungen kann man offensichtlich an einer Hand abzählen. Anscheinend war insbesondere in Australien dieser Prozess besonders „unbedarft“ wenn man so will, da die Aborigines nicht sonderlich zahlreich waren (zumindest im Verhältnis zur Landmasse) und daher nicht sehr ins Gewicht fielen - nennenswerter Widerstand blieb dadurch aus. Hinzukommt eine gänzlich unterschiedliche Rechtsauffassung im angelsächsischen gegenüber dem „aboriginellen“ Sinne – was bedeutet Besitz? Wie äußern sich Eigentumsrechte? Was darf man und was nicht? Wo hört gute Nachbarschaft auf? Etc. Die recht mythische Auffassung allen Lebens bzw. des Kosmos der Aborigines, das „Dreamland“, ist grundsätzlich unterschiedlich zum recht individuellen westlichen Begriff.

Insbesondere der Begriff von Landeigentum war vergleichsweise unvereinbar, mit bis heute spürbaren Folgen, da die weißen Siedler grundsätzlich davon ausgingen, dass das Land frei war – die Aborigines als Jäger/Sammler lebten in sehr kleinen Gruppen auf sehr großen Flächen. Hinzukommt dass die Aboriginekultur natürlich keine Aufzeichnungen, sondern lediglich Zeremonien und Erzählungen kannte, was das Nachvollziehen der Kultur für den Einwanderer nicht gerade einfacher machte (wenn es ihn denn überhaupt interessierte).

Interessanterweise setzte der Prozess der Annäherung und der Auseinandersetzung erst mit der Labour Regierung in den frühen Siebzigern ein – einhergehend mit der Abschaffung des „White Australia“ Konzepts. Sicherlich gab es auch vorher schon private Bemühungen, aber die scheiterten häufig an der komplett unterschiedlichen Auffassung, was denn ein gutes Leben ausmacht (das ging so weit, dass Kinder ihren Eltern weggenommen wurden, um sie in „zivilisiertem“ Rahmen zu erziehen). Im Endeffekt wurde die Aborigine-Kultur dadurch fast ausgelöscht. Dass sich der Metabolismus der Aborigines so gar nicht mit Alkohol verträgt, hat auch nicht geholfen: Viele sind dem zum Opfer gefallen, was in Stadtgebieten zu regelrechten Ghettos mit hoher Gewaltrate geführt hat. Das man leider sagen muss, dass besonders die weißen Polizeikräfte nicht gerade respektvoll – um es mal vorsichtig zu formulieren – mit den Aborigines umgingen (die hiesige „Grüne Minna“ war lediglich ein Pickup mit einem Käfig auf der Ladefläche!), war sicherlich ebenso wenig hilfreich. Die wenigen positiven Beispiele bezogen sich in erster Linie auf Farmarbeit, wo die Aborigines aufgrund ihrer genauen Kenntnis des Landes sehr gefragt waren, sich allerdings durch ihre Angewohnheit, mitten in der Nacht einfach zu verschwinden und auf „Walkabout“ zu gehen, nicht gerade den Ruf der Zuverlässigkeit erarbeitet haben.

Langsam nimmt der Prozess allerdings Gestalt an, auch wenn die erste offizielle Entschuldigung seitens der Regierung erst 2006 (!) kam – erst Kevin Rudd hat alle rechtlichen Bedenken (insbesondere die des Präzedenzfalls für Kompensationsforderungen) beiseite gewischt und dem Prozess neuen Schwung gegeben. Der Prozess ist also noch sehr jung, was eigentlich ganz schön peinlich ist wenn man drüber nachdenkt. Im Fernsehen laufen sogar Werbespots für gegenseitiges Verständnis. Interessanterweise ist die Art und Weise, wie die Aborigine-Organisationen ihre Forderungen adressieren, sehr zurückhaltend. Zwar gibt es mittlerweile den gerichtlichen „Native Title“ – quasi die Anerkennung von Eigentumsrechten der Aborigines von bisherigem Gemeineigentum – aber durchgesetzt wird dieser selten, auch und gerade, weil viele Aborigines dieses Recht kaum wahrzunehmen scheinen. Vieles scheint über Kunst und Künstler der Aborigines zu laufen, jedes Museum hat einen Trakt für „Indigenous Culture“ – die Ausstellungen sind aber auch sehr gut gemacht und erläutern die Kultur der Aborigines wirklich anschaulich. Diverse Schulklassen werden daher da durch gejagt – einen recht hohen Geräuschpegel kann ich bescheinigen. Vieles läuft darauf hinaus, dass die Aborigines sich auch darüber klar zu werden versuchen, ob sie sich in der Mehrheit in die „weiße Gesellschaft“ integrieren oder komplett zu ihren Wurzeln zurückkehren wollen – oder wie ein Mittelweg aussehen könnte.

Alles in allem ein ziemlich komplexer Prozess – man wünscht ihnen Glück und bleibt gespannt!

Sonntag, 9. Januar 2011

Bateman & Jervis Bay

Da ich dankenswerterweise für ein paar Tage Daniels Auto übernehmen konnte, bin ich von Sydney aus noch mal entlang der Küste nach Süden gefahren. Da die dortigen Möglichkeiten was Hostel angeht recht begrenzt sind und es die hektischste Zeit des Jahres war, blieb mir nichts anderes übrig als mit dem Hostel in Batemans Bay vorlieb zu nehmen. Das hatte zwar eine nette überdachte Veranda (was bei aufkommendem Regen auch nötig war), lag aber sonst eher uncharmant auf einem Campingplatz. Überhaupt ist Bateman vergleichsweise unspektakulär, zwar mündet dort ein Fluß, der ein nettes Panorama bietet, ansonsten ist es aber langweilig.

Auf dem Rückweg dann allerdings ein Stopover in Jervis Bay und dem dortigen Booderee Nationalpark. Da das Wetter am frühen Nachmittag aufklarte, ergab sich ein traumhafter Tag. Booderee ist nämlich sehr schön, Steilküsten, weisse Strände, kristallklares Wasser und eine Mischung aus „Scrub“ und kleinen Wäldern, Schwimmen in der Abenddämmerung inklusive:
                                                                                          
Governor's Head

Murray's Beach 

An der Steilküste

Die Besonderheit in meinem Fall war, dass ich zum ersten Mal seit gefühlten zwanzig Jahren mal wieder in einem Zelt (12 Aussie Dollar bei Kmart, da kann man nix sagen) übernachtet habe!

Der Campingplatz lag mitten im Nationalpark, man kam nur zu Fuß hin und er brachte einem das örtliche Tierleben auch näher: Ein freundliches Känguruh stöberte ungeniert durch den Campingplatz, warf sich für die herbeigeeilten Fotografen in Pose und hoppelte ohne Eile davon, die großen schwarzen Kakadoos flogen in der Abendstimmung, die langnasigen Igel wurstelten durchs Unterholz und nachts gab es Besuch von Opossums und einer Diamond Snake (von der man mir versicherte sie sei ungiftig – na denn). Mitten in der Nacht dann ein lautes Klappern: Das Känguruh war wieder da und durchwühlte die Campinglüchen der Proficamper (die ihren halben Haustand auf den Platz geschleppt hatten).


Blick vom Campingplatz

Da der Ort weitab von jeglicher Lichtquelle lag und keinerlei Wolken am Himmel waren, war der Sternenhimmel mal wieder ein Augenschmaus – umwerfend!

Und das Beste: Die hiesigen Mücken mögen mich immer noch nicht, ich habe in knapp zwei Monaten gerade vier Stiche abbekommen. Nun ja, beim Campen könnte das aber in der Tat daran liegen, dass ich gemäß Evas Theorie schlicht „stinke wie ein Iltis“ – kann ich nicht beurteilen…

Mittwoch, 5. Januar 2011

Für ein paar Tage in Sydney...

Zurück in Sydney erwartete mich eine etwas durchwachsene Wettersituation. Immer wieder hat es geregnet, aber auch sonnige Abschnitte / Tage lagen dazwischen. Der Vorteil am Regen ist dabei, dass er a) warm ist und b) einem die Möglichkeit gibt, einfach in der Ecke zu sitzen – sei es nun auf dem überdachten Balkon oder in einem Cafe oder einer Bar – und einfach ein bisschen zu lesen, ohne sich verpflichtet zu fühlen, jetzt dringend irgendeiner Aktivität nachgehen zu müssen.

An den sonnigen Tagen habe ich sogar gelernt, am Strand zu sitzen (wichtig in Australien: man achte auf zumindest Halbschatten!) und einfach mal nichts zu tun. Für mich eine gänzlich neue Erfahrung.

Auch musste ich mich auf eine Shoppingtour begeben, um ein Hochzeitsgeschenk zu finden für ein Hochzeitspaar, das ich gar nicht persönlich kenne. Da ich schon Schwierigkeiten habe für enge Freunde etwas halbwegs Passendes zu finden, keine leichte Aufgabe.

Sonstige Highlights waren eher profanerer Natur: Ein Straßenmusikant in der City von Sydney spielte eine veritables Konzert auf einer Akustikgitarre, klassischer bis spanischer Stil, Narcisio Yepes lässt grüssen – ich bin etwa anderthalb Stunden hängen geblieben, der Mann war derartig gut! Ich glaube, ich habe vorher noch nie jemanden mit allen fünf Fingern und ohne Plectrum „picken“ gesehen – dafür hatte der Bursche aber auch Fingernägel wie eine russische, nun ja, Nutte. Der Sound war aber unbeschreiblich, und das in einer Fußgängerzone im Getümmel!

Ein weiteres, eher visuelles Spässchen war ein Billard-Match gegen ein BDSM-Pärchen (beide in vollem Ornat). Zwar habe ich Dom Brenda 4:0 abkassiert, aber man muss in aller Fairness auch sagen, dass die Dame ein wenig gehandicapt war, da sie ihren Subbie beim Spielen an der Leine führte – für ein Billardspiel allerdings ein recht skurriles Bild.

Und dann war da natürlich Sylvester.

Dankenswerterweise wurde eine Einladung an Daniel und seine Freundin Anna auf mich ausgeweitet, so dass ich in den Genuss kam, das Feuerwerk von Kirribilli aus zu sehen. Kirribilli ist der Stadtteil, der praktisch direkt nördlich der Sydney Harbour Bridge liegt. Das Grundstück war quasi direkt am Wasser gelegen und hatte einen offenen Poolbereich, wo man fröhlich in den Abend / die Nacht hineinfeierte – und das ganze bei absolut traumhaftem Wetter.

Gastgeberin Rebecca und ich. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, dass ich keine Sonnenbrille dabei hatte und bei dem eher grellen Licht ein intelligentes Gesicht absolut nicht drin war (nein, ich war nicht betrunken).

In Sydney gibt es übrigens zwei Feuerwerke: Eins um neun, etwas kleiner gehalten und wohl für die Kinder oder zum Warmwerden gedacht, und dann natürlich das berühmte um zwölf. Ersteres haben wir noch vom Park am Ufer aus gesehen, letzteres dann von der Rebecca’s Wohnung aus. Diese hatte zwar leider keinen Balkon, das war aber angesichts der Aussicht (im Sydneyjargon der „Million-Dollar-View“) nur ein klitzekleiner Wermutstropfen. Der Blick war ein Traum, direkt auf das Opernhaus, mit diversen Booten auf dem die Lichter widerspiegelnden Sydney Harbour und der Harbour Bridge zur Rechten – mehr ist kaum zu wollen. Ich hoffe, bald Bilder nachlegen zu können, meine eigene Kamera hatte ich nicht dabei.

Einziger Haken war der Rückweg zu Fuß nach Darlinghurst, etwa eine Stunde durch die letzten Überlebenden. An der Brücke lud noch eine kleine Feier zum Verweilen ein, ein indisches Restaurant spielte lauteste indische Musik vor der Tür für ein fast ausschließlich indisches Publikum – ich als fast einziges Weißbrot wurde aber freundlich aufgenommen. Der Punjab produziert ja recht rhythmische Klänge, so wurde die Feier recht wild. Aber lustig war’s – zumindest lustiger als der Rest des Weges durch Berge von MacDonalds-Tüten und einem recht infernalischen Gestank von Left-Overs und Urin in der City. Na, wenigstens gab es nirgendwo nennenswerten Ärger, was ja auch schon mal was ist.

Samstag, 1. Januar 2011

Ein frohes Neues allerseits

Ich bin zurück in Sydney, das Wetter ist hervorragend, ich habe standesgemäß das Neujahrs-Feuerwerk gesehen (von einer Party in Kirribilli aus, perfekter Blick und eine nette Runde), es gilt zu recht als eins der grossartigsten seiner Art - ein absoluter Traum, Bilder folgen.

Euch allen ein schönes, erfolgreiches, angenehmes etc. pp. 2011, bleibt gesund und entspannt.

Alles Gute!