Sonntag, 6. November 2011

Bundi


Bundi ist eine kleine Stadt im Südosten Rajastans und auf eine charmante Art ranzig, im Kern eine etwas heruntergekommene, aber hübsche Altstadt, dominiert vom alten Palast und dem Fort auf dem Berg im Norden. Sicherlich liegt mein empfundener Charme auch daran, dass ich mich wohl mittlerweile an offene Abwasserkanäle und ähnliches gewöhnt habe, aber irgendwie mag ich es hier, nicht zuletzt die vielen rührenden Kinder, immer winkend und rufend:


Der über allem herrschende Palast ist ebenfalls lange Zeit einfach dem Verfall hingegeben worden und hat lediglich einer Menge Fledermäuse eine Heimstatt geboten – und so riecht er auch wenn man ihm näher kommt. Er wurde erst kürzlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Daher ist er immer noch in etwas schäbigen Zustand, aber das erhöht nur seinen Charme: Im Gegensatz zum City Palace in Udaipur zum Beispiel hat man ihn fast für sich, es sind kaum Touristen unterwegs. Dennoch findet man auch hier diverse Wand- und Deckenmalereien, mit den üblichen Schlacht- und Hofszenen und natürlich den unvermeidlichen Gottheiten sowie einen hübschen Garten. Auch die Architektur hat die Zeit bemerkenswert gut überstanden und vermittelt eher noch einen Hauch von Nostalgie.


Auch mein Hostel war wieder ein Glücksgriff, direkt an einem Reservoir gleich vor den Toren der Altstadt gelegen, mit einem wundervollen Garten:

 Mein Blick beim Frühstück über das Reservoir…

…und den Palast

Wenn man durch die Altstadt dem Verlauf des Berges folgt kommt man zu einem großen Reservoir, überwachsen mit Seerosen. Leider gibt es dort kein Cafe am Ufer – das wäre hervorragend gewesen. Dennoch, nett:


Wenn man den Blick vom Fort aus genießen will muss man allerdings etwas kämpfen: Der Weg den Berg hinauf ist ziemlich steil, die Steine sind rutschig und Schatten kann man so ziemlich vergessen. Wenn man allerdings oben angekommen ist teilt man sich das ziemlich verfallene Fort nur mit den Makaken (die allerdings recht penetrant werden können, einen Stock sollte man mitbringen um all zu übermütige Exemplare in die Schranken zu verweisen). Aber der Blick über Bundi, den Palast und das Tal mit dem Reservoir entschädigt für so einiges:


 
Generell, Bundi hat was. Ich traf einige nette Backpacker im Hostel und wir erkundeten den Markt – an jedem Stand erwarben wir die jeweilige Spezialität, ein lukullischer Hochgenuss für kleines Geld. Mittlerweile bin ich auch von der Verdauung her zuversichtlich, derartiges unbeschadet zu überstehen. Auf Holz geklopft: Mich hat die indische, nun ja, Scheisserei immer noch nicht erwischt!

Auch traf ich letztlich Sonu und Dilip, die beiden Jungs die mich eigentlich vom Zug abholen wollten. Sehr nette Burschen und sehr nette abendliche Schnacks, die mir noch einmal ein Level mehr an Hintergrundwissen über die indische Gesellschaft und auch über die gelebte Religion im Alltag gegeben haben – hochinteressant, aber sicherlich nicht dazu angetan mich vom Hinduismus zu überzeugen.

Auch scheinen mir die Menschen hier im Norden generell attraktiver als im tamilisch dominierten Süden: Wenige Schnurrbärte bei den Männern und wesentlich hübschere Gesichter und schlankere Körper bei den Frauen.

Für die letzten Tage lasse ich es jetzt auch langsamer angehen, viele Ziele habe ich nicht mehr auf der Liste und ganz ehrlich, ich muss auch nicht mehr jeden Tag woanders sein, Reisen in Indien schlaucht doch irgendwie und wenn es irgendwo nett ist, was soll die Hast?

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