Jaipur wird auch die „Pink City“ genannt, aber das scheint mir ein wenig veraltet, die Altstadt ist zwar weitestgehend in etwa in pink gehalten, allerdings ist es mittlerweile ein wenig verwaschen und eher orange-rot – aber nicht ohne Reiz.
Die Altstadt macht den Eindruck als wäre sie ein einziger großer Basar, chaotisch, bunt und voller Leben. Hier wird so ziemlich alles gehandelt, von Schmuck und Stoffen – für die Jaipur berühmt ist – bis hin zu Wasserhähnen, Gewürzen, Spielzeug, allen möglichen Lebensmitteln, Motorrädern, Klobürsten und Eisenwaren. Wenn man eine Weile sucht, wird man wahrscheinlich auch einen mittelgroßen Flugzeugträger erwerben können, eventuell sogar zu einem Angebotspreis.
Ich finde es relativ klasse, bloß leider extrem staubig! Naja, und der Verkehr ist eben der einer klassischen indischen Großstadt, laut und stinkend.
Einige hübsche Ecken gibt es in der Altstadt, abgesehen vom Basar. Vor allem die Hawa Mahal steht vorne an, eine Ergänzung zum etwas arg teuren City Palace:
Und wie immer gibt es einen Hausberg mit Fort, wiederum erreichbar über einen längeren, steilen Weg in der prallen Sonne, aber der Palast im Fort ist nicht schlecht und der Blick entschädigt mal wieder für vieles:
Ein Detail an Jaipur ist besonders: Es gibt hier eine Kooperative, die gezielt Witwen beschäftigt. Witwen haben in Rajastan einen besonders schweren Stand, sie werden zwar mehr oder minder von den jeweiligen Familien aufgenommen, werden aber meist nicht zur Arbeit gelassen und haben damit wenig Chancen, sich und ihre Kinder zu versorgen. Die Kooperative bedeutet eine Alternative, interessanterweise sogar bedingt von der Regierung subventioniert – endlich mal Regierungsgelder, die dort ankommen, wo sie gebraucht werden und nicht irgendwo versickern.
Und bereits am ersten Tag wurde ich gewissermaßen von Rajit und seiner Familie „adoptiert“. Ich lernte ihn zufällig auf der Straße kennen und wir tranken Chai in seinem Textilienladen. Da die Familie muslimisch ist, damit die Gesetze der Gastfreundschaft hoch hält und es die Zeit des muslimischen Opferfests ist, wurde ich gleich zum Abendessen mit der Familie eingeladen. Sehr freundlich und hochinteressant, samt religiöser Diskussion (wiederum großer Unglauben in der Runde als ich erwähnte nicht religiös zu sein, aber keine Ablehnung). Lediglich als mir Rajit erzählte er sei verlobt, kenne seine Zukünftige aber nur vom Telefon und habe sie noch nie gesehen – selbst das Telefonieren sei ungewöhnlich – musste ich mir doch arg auf die Lippen beißen, um das nicht entsprechend zu kommentieren (Meine Gedanken waren etwa: "Arrangierte Ehe? Sag mal, vor die Wand gerannt?? Geht's noch??"), aber ich war schließlich Gast und so äußerte ich meine Vorbehalte etwas vorsichtig… Dennoch, der Abend an sich war eine großartige Erfahrung.
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