Sonntag, 29. Mai 2011

RÖHR...

Der Südamerikaner im Allgemeinen und der Ecuadorianer im Besonderen kann nicht ohne Lärm. Eventuell ist das dem Klima geschuldet, ähnliches sah (oder besser: hörte) ich schon in Fiji. Ob im Bus, an öffentlichen Plätzen oder einfach nur so, überall dröhnt es – was passierte wenn man ihnen die Hupen klauen würde, ich weiss es nicht. Wahrscheinlich würde der Verkehr zusammenbrechen. Insbesondere ist hier aber die Musik gemeint: Ich saß am Strand in einer charmanten Beach Bar – folgende Atmosphäre:


Was braucht man da? Ein leises Plätschern von Reggae, gepaart mit Wellenrauschen. Was bekommt man? Raggaton in ohrenbetäubender Lautstärke! Besonders fällt es dann auf, wenn einer der gar nicht so seltenen Stromausfälle für einige Momente für Ruhe sorgt: Plötzlich ist über allen Wipfeln Ruh’. Zum ersten Mal wäre ich dankbar dafür wenn die Infrastruktur etwas schlechter wäre als sie ist, Minuten später dröhnt es wieder…

Samstag, 28. Mai 2011

Noch ein wenig Montanita und dann Puerto Lopez

Das waren doch einige sehr schöne, entspannte Tage in Montanita: Ausschlafen, ausgiebig frühstücken, ein wenig Nachrichten im Netz lesen, ein wenig am Strand oder durch die Hügel spazieren gehen, viel lesen – einfach mal Ruhe. Nun ja, bis auf abends/nachts, ich habe doch einige nette Bekanntschaften geschlossen, die begossen werden wollten. In der Woche ist es in Montanita abends zwar relativ ruhig, aber donnerstags ist immerhin Ladies’ Night (obwohl die eigentlich mit „Testosteron Overkill Night“ treffender beschrieben wäre, einige der jungen Recken fühlten sich berufen sich doch reichlich zu produzieren – dennoch, es war lustig), womit ein würdiger Abschluss geschaffen war. Alles in allem ein kleiner Urlaub vom Urlaub, sehr nett.

Weiter ging es ein kurzes Stück die Küste hinauf. Die Küstenstraße führt entweder direkt am Wasser entlang oder durch grüne Hügel, Bananenstauden und tropischer Trockenwald, ein schönes Panorama.

Ich wollte nicht all zu lange unterwegs sein und machte bereits in Puerto Lopez, etwa eine Stunde weiter nördlich, halt.

Die Leute in Puerto Lopez scheinen mir selbst für ecuadorianische Verhältnisse außergewöhnlich freundlich, selbst wenn sie einem gar nichts andrehen wollen wird man schnell in ein Gespräch verwickelt. Das hat Charme. Man lebt vorwiegend von Fischerei, die verblüffend kleinen traditionellen Fischerboote (immerhin fahren sie auf den offenen Ozean hinaus) füllen die recht geschützte Bucht:


Ein wenig vom Tourismus kommt hinzu: Der Nationalpark von Machanilla liegt gleich um die Ecke (und ist das Programm von morgen). In der sandigen Bucht geht es aber nur um Fischfang. Als ich am Strand entlang spazierte landete gerade eines der Boote an, dass wohl einen ziemlich guten Tag hatte: Sie entluden einen veritablen Thunfischschwarm, bestimmt an die hundert Fische. Sofort ging der Handel los:


Was mich dabei beruhigt hat: Sie waren groß genug nicht mehr als ganz kleine Jungfische zu gelten, so um die acht bis zwölf Kilo pro Stück. Ich denke mal das ist für den Bestand unbedenklich.

Da der Fisch wohl nicht mehr frischer wird als hier gönnte ich mir eine großartige Pasta mit Meeresfrüchten mit einem chilenischen Chardonnay an der Strandpromenade, ein schöner Tagesabschluss.

Das einzig bedauerliche ist, dass es momentan mehrheitlich recht bedeckt ist, die Farben also nicht ganz so strahlen. Lediglich kurz vor Sonnenuntergang lugte die Sonne unter der küstennahen Wolkendecke hindurch. Der Vorteil ist aber, dass es nicht ganz so heiß ist, im Moment sogar sehr angenehm.

Dienstag, 24. Mai 2011

Montanita

So, nachdem ich nun einige Tage magenbedingt nur wenige Meter von meinem Hotel in Guayaquil weg kam, die meiste Zeit im Bett lag und in etwa mehr ferngesehen habe als in den letzten drei Jahren insgesamt (die spanische Synchronisation amerikanischer Filme ist übrigens um Längen schlechter als die deutsche – und das heißt einiges!) wurde es mir zuviel und ich fuehr einfach weiter nach Montanita. Hundertprozentig auf dem Damm bin ich zwar noch nicht, aber so eine Ruhigstellung erträgt man eben nur so und so lange.

Montanita liegt etwas nordwestlich von Guayaquil direkt an der Küste. Auf dem Weg dorthin fährt man durch eine durchaus schöne, hügelige Landschaft, teils sehr grün, teils sehr trocken - es hat etwas von Savanne. Und es fällt einem doch immer die Schere auf: Slums von ziemlich erbämlichen Bretterhütten wechseln sich mit Neubausiedlungen nach amerikanischem Muster (Vierzig gleichartige Villen, künstlich wirkendes Grün, Mauer drum und bewaffnete Wache am Tor) und weitläufigen, fast hacineda-artigen Herrenhäusern ab, das ist wohl die neue ecuadorianische Mittel- und Oberschicht.

Montanita dagegen ist ein kleiner Ort für Surfer und Hippies, viele auch ecuadorianischer Herkunft. Normalerweise kann ich mir Surfern ja nicht so viel anfangen, aber hier herrscht wirklich ein angenehmes Klima und ein sehr entspannter Umgangston. Außerdem ist es wieder mal ein hübscher Strich Küste:

Spätnachmittag am Strand

Der Ort selbst lebt ausschließlich vom Tourismus, hat sich aber Charme erhalten. Vor allem, weil die örtlichen Bauvorschriften es nicht erlauben, höher als drei Stockwerke zu bauen, was dem Ort sehr gut tut und Hotelburgen vermeidet. Hauptbaumaterial ist Bambus, was dem ganzen einen zwar etwas kitschigen, aber irgendwo doch netten Charakter gibt:


Der einzige Haken ist eine wahre Kakophonie aus unterschiedlichen Juke Boxen, gepaart mit doch einigem an Baulärm – vieles ist gerade in der Phase der Renovierung und des Aufbaus. Ich scheine gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein, bevor hier wirklich alles zu gebaut ist.

Auch traf ich hier meine Bekannte Annika, der ich in Buenos Aires über den Weg lief – da sie die Galapagos Inseln und Teile Kolumbiens bereits hinter sich hat natürlich ein charmanter Quell von Information.

Jetzt muss sich nur noch mein Magen vollends beruhigen, dann ist eigentlich alles gut. Aber morgen muss ich wohl so oder so doch mal ins Wasser springen.

Freitag, 20. Mai 2011

Puta Vida!

Ich habe mich ja gefragt, wann es soweit ist. Antwort: Jetzt!

Ich habe wohl was Falsches gegessen und liege erstmal flach - super. Aber wenigstens in einem vernünftigen Hotel. Mit etwas Glück ist die Sache morgen durch und ich kann weiter an die Küste, aber letzte Nacht war mal ernsthaft unkomisch!

Von Lima nach Guayaquil

Na, das war jetzt mal eine ziemliche Ochsentour: Ich dachte, es sei eine gute Idee, meinen Trip von Lima nach Guayaquil in Chiclayo zu unterbrechen um die Reisezeit etwas zu reduzieren – nicht so clever: Chiclayo ist ein ziemliches Loch, nichts Schönes nirgendwo. Ich kam morgens an und die Busse nach zur Grenze und letztlich nach Guayaquil fuhren abends. Da ich keinerlei Lust hatte mehr Zeit als nötig in Chiclayo zu verbringen buchte ich gleich abends den Bus – was allerdings bedeutete, dass ich 13 Stunden totschlagen musste. Naja, alles geht vorbei. Dummerweise waren die Busse nordwärts von Chiclayo nicht halb so bequem wie die von Cruz del Sur von Lima. Ich kam also einigermassen gerädert in Guayaquil an. Das kleine Hotel Suites de Madrid ist aber sehr nett, gut um ein wenig auszuspannen.

Sobald man die Grenze von Peru aus überquert ist man übrigens in Banana Country: Eine Plantage reiht sich an die nächste – wie ich mal gelernt habe muss man in Ecuador bloß einen Finger in Boden stecken muss, da kommt eine Banane raus und man kann Reefer fahren, das scheint zu stimmen.

Guayaquil ist übrigens eine angenehme Stadt. Sicherlich ist das Stadtzentrum selbst nicht besonders berauschend, aber irgendwie hat die Stadt eine positive Ausstrahlung, selbst Sicherheits- und Polizeipersonal, das normalerweise ja berufsbedingt grimmig guckt, hat hier meist ein breites Grinsen im Gesicht.

Die schöne Ecke ist der Malecon, die neu und modern renovierte Uferpromenade – nett zum Flanieren – und vor allem das Cerro Las Penas, das alte, liebevoll renovierte Viertel auf dem Hausberg mit einem sehr schönen Blick über den Rio Guayas:

Modern am Malecon...

...und alt, aber renoviert im Cerro Las Penas

Allerdings bin ich ab jetzt zurück im Warmen! Bisher ist es zwar eher diesig, aber die Temperatur ist in der Gegend von dreißig Grad, da muss ich mich jetzt erstmal wieder dran gewöhnen – Schweiß galore!

Dienstag, 17. Mai 2011

Lima Altstadt

Die Altstadt von Lima ist ganz ordentlich, allerdings vergleichsweise heruntergekommen, viel Häuser stehen leer und sind dem Verfall gegeben.

Allerdings merkt man schon, dass man in einer Hauptstadt ist, die Plaza de Armas ist schon etwa weitläufiger als es sonst so der Fall ist – und tatsächlich recht nett:


Was mir in Peru immer wieder auffällt ist, dass die Fassaden vieler Kirchen recht heidnische Muster, klar von der Inka Kultur beeinflusst, aufweisen. Angesichts der Art und Weise, wie sich die Spanier hier aufgeführt haben – die Inquisition möchte hier nicht genannt werden – ist das doch ziemlich überraschend. Aber durchaus nicht uninteressant.

Den letzten Tag – mein Bus fährt erst abends – bin ich dann nochmal durch Barranco gelaufen, durchaus eine der netteren Ecken mit kleinen Restaurants und alten Häusern auf der einen und Condo-Neubauten auf der anderen Seite. Letztere sind mitunter aber gar nicht mal schlecht gemacht:

Was die Appartments hier wohl so kosten?

Dennoch, Lima ist nicht unbedingt eine Stadt in der ich auf Dauer leben möchte – auch wenn einige Teile durchaus angenehm sind und vor allem der frische Fisch in den Restaurants hervorragend ist.

Mit Nicolas, einem Franzosen aus Paris (woher sonst), den ich im Hostel traf, habe ich außerdem einiges an Wein kaputt gemacht, was den Abend recht lustig gestaltete. In einem Anfall von Jugendwahn ließen wir keine Dame unkommentiert – muss auch mal sein…

Sonntag, 15. Mai 2011

So, Lima

Tja, ganz so komplikationslos war es denn nun doch nicht, die Herren Baumwollpflücker insistierten und ich hing einen weiteren Tag in Arequipa fest – da aber auch dieser Tag nett war hatte ich damit kein Problem.

Nach einer überraschend entspannten Busfahrt über Nacht bin ich nun in Lima und sogar einigermaßen erholt – das man in den Bussen tatsächlich schlafen kann ist nämlich nicht selbstverständlich!

Lima grüßt einen bei der Ankunft als ziemlich hässlicher Moloch, was vor allem daran liegt, dass die Busterminals nicht gerade in bevorteilter Gegend liegen. Wenn man allerdings in die „besseren“ Viertel von Miraflores – wo ich nun wohne – und Barranco ausweicht wird es besser. Immer noch nicht Sucre, aber immerhin.

Vor allem bin ich wieder am Wasser!! Das ist zwar eher braun als blau und das Wetter nicht überragend (ich bin nun die kristallklare Bergluft gewohnt, wo von Wolken nichts zu sehen war), aber wenigstens kann man mal wieder einige Treppen hoch laufen ohne sich gleich zu fühlen wie nach einem Marathon (nicht, dass ich wüsste wie sich das konkret anfühlt, aber so wie in den Bergen stelle ich es mir vor).

Was mir gar nicht bewusst war ist, dass Lima praktisch an einer Steilküste liegt, nur mit einem schmalen Uferstreifen, an dem sich die Surfer ins braune Nass stürzen – ob das gesund ist? Ich weiß es nicht.


Am Rande der Steilküste hat Lima etwas von einer Boomtown, überall steigen Condos im Stile von Florida in den Himmel. Die hübscheren kleinen Stadtvillen werden mehr und mehr verdeckt. Einige hübsche Ecken entdeckt man aber doch:


Auffallend ist, dass auch und gerade in dieser wie gesagt besseren Ecke fast alle Grundstücke von hohen Mauern und teils elektrischen Zäunen umschlossen sind, man spürt also doch, dass Lima nicht ganz ungefährlich ist, beim Fragen nach dem Weg wird man grundsätzlich auf diverse Gefahren hingewiesen – in aller Fairness habe ich aber noch nichts Bedrohliches bemerkt, ich hoffe das bleibt so. Die Altstadt werde ich mir morgen aber dennoch ohne Umhängetasche ansehen…

In meiner Ecke gibt es auch ein einigermaßen anständiges Nachtleben, ich war sogar fit genug ein wenig mit kleinen Peruanerinnen zu schwofen, allerdings sind die auch nur bedingt hübscher als die erschreckend unattraktiven Bolivianerinnen, ich hoffe auf Kolumbien…

Donnerstag, 12. Mai 2011

Arequipa

Die Altstadt von Arequipa ist wie immer ziemlich hübsch, die Plaza de Armas ist etwas weitläufiger – wie es sich für eine Millionenstadt gehört – und von Arkaden gesäumt:


Das Highlight ist allerdings das Monasterio de Santa Catalina, ein grosses ehemaliges Kloster aus dem 16. Jahrhundert, das immer mehr erweitert wurde und nun einen ganzen Block einnimmt. Es fast ein Dorf in sich, mit kleinen Gässchen und Häuschen, den Wohnblöcken der Novizinnen und Nonnen, Kapellen und Höfen. Im Konzept erinnert es ein wenig an die Abgeschlossenheit des Topkapi Palasts in Istanbul – allerdings in klein, natürlich.

Hübsch ist es allerdings:



Ulkig dabei ist, dass die Nonnen zwar das Kloster nie verließen, allerdings angeblich fast ausschließlich aus der spanischen Oberschicht rekrutiert waren und daher ihren vergleichsweise hedonistischen Lebensstil mitbrachten – erst eine eher gestrenge Mutter Oberin machte einige Jahre später dem „bunten Treiben“ – naja, im Klosterstil jedenfalls – ein Ende. Man sieht aber noch, dass es den Damen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung relativ gut ging.

Ich hatte zwar nur einen Nachmittag Zeit, aber der war’s wert, nun geht’s auf nach Lima, hoffentlich komplikationslos.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Puno

Nach einer sehr schönen Bustour entlang der Ufer des Titicaca Sees war mein erster Stop in Peru in Puno. Die Tour war hübsch:

Puno selbst allerdings ist – abgesehen von einem sehr netten Reggae Pub – nichts weiter besonderes, auch wenn ich die heiße Dusche meines Hostels nach eher lauwarmen Erlebnissen in Bolivien doch sehr zu schätzen wusste.

Puno ist eine Art Knotenpunkt, von hier aus fährt man entweder an die Küste oder nach Cuzco und Macchu Picchu – alle touristischen Pflichten über Bord werfend habe ich mich entschieden nicht nach Macchu Picchu zu fahren, ich habe schlicht keine Lust mehr auf Berge, nennt mich Banause.

Das weitere touristische Highlight sind die Floating Islands: Ein indigener Stamm, der sich nicht mehr länger von den dominanten Stämmen besonders de Inca ärgern lassen wollte, zog sich vor einigen hundert Jahren auf künstliche Inseln zurück: Das Wurzelwerk der hiesigen Wasserpflanzen erzeugt genügend Auftrieb, um darauf zu siedeln. Abgedeckt mit einer Art Schilfrohr ergibt das eine Plattform, auf der man leben kann:


Touristisch ist das natürlich ausgereizt bis zum Anschlag, aber trotzdem mal interessant zu sehen.

Danach wollte ich eigentlich direkt nach Lima fahren, aber zunächst wurde der Bus durch einen Schneesturm (!!) auf dem Pass nach Arequipa gebremst und dann gab es auch noch einen Arbeiterprotest, der sämtliche Straßen nach Lima abriegelte, so bin ich also für einen Tag in Arequipa gestrandet – macht aber nichts, scheint nett zu sein, die Stadt gönne ich mir daher einfach mal.

Fazit Bolivien

Bolivien gehört für mich definitiv zu den Highlights der bisherigen Tour, besonders landschaftlich: Von den Lagunen, Bergen und Wüsten des Altiplano bis hin zu den fruchtbaren Ebenen zwischen La Paz und dem Titicaca See, Städten wie Sucre und den Erfahrungen in den Minen von Potosi einfach phantastisch und zumindest teilweise einmalig!

Was die Leute angeht, so scheint mir der Bolivianer an sich zunächst sehr reserviert, besonders wenn er indigener Abstammung ist. Wenn man allerdings einige Worte mit ihm wechselt – und er nicht nur Quechua spricht – so taut er schnell auf und ist außerordentlich mitteilsam und aufgeschlossen. Das Nationalgefühl ist allerdings sehr ausgeprägt, der Verlust des Zugangs zum Pazifik nach dem Krieg mit Chile immer noch nicht recht verwunden – Chilenen mag man hier nicht. Ich glaube zwar nicht, dass man den einen Burschen, mit dem ich Potosi sprach, sonderlich ernst nehmen kann, der sagte allerdings dass es innerhalb von zwei Jahren wohl wieder zum Krieg kommen wird. Blödsinnige Idee, vor allem bei der antiken Ausstattung der bolivianischen Armee, aber wie gesagt, das ist wohl eher ein Hirngespinst – hoffentlich jedenfalls.

Die Tragik Boliviens ist, dass es potentiell ein sehr reiches Land sein könnte, touristisch hat es sehr viel zu bieten und Bodenschätze gibt es eigentlich auch genug – trotz Evo Morales gehen die Gewinne – bisher zumindest – allerdings n die westlichen Konzerne, die die Minen ausbeuten. Ich bin zwar eigentlich ein Fan von Marktwirtschaft, aber hier gehört wirklich ein Riegel vorgeschoben, die Campesinos, die am meisten darunter zu leiden haben, müssen einfach einen fairen Anteil erhalten!

Generell geht es mir schon nahe, unter welchen Umständen gerade die Landbevölkerung mitunter lebt, schön ist das nicht – besonders bei dem mitunter rauen Klima (ich sage nur: Nachttemperaturen!).

Dennoch, wie ich besonders in den Minen Potosis festgestellt habe, man ist stolz, auch wenn die Umstände mitunter heftig sind.

Touristisch scheint es im Moment auch der beste Zeitpunkt zum Reisen zu sein um Bolivien noch mitzubekommen wie es ist, man sieht doch viele Infrastrukturprojekte – was natürlich gut ist, aber dann doch trivial wird.

Das einzige, was man ihnen jetzt noch beibringen muss, ist der Umgang mit Müll – fürchterlich – und vielleicht, dass vor ein paar Jahren mal ein kluger Kopf das mehrlagige Klopapier erfunden hat, es muss nicht immer Schleifpapier sein!

Sonntag, 8. Mai 2011

Copacabana und der Titicaca See

Schon die Fahrt im Bus war ein Traum. Entlang fruchtbarer Ebenen auf dem Hochplateau ging es zum See, das Panorama ist fast schottisch und traumschön, eine Perspektive jagt die nächste. Da hier immer die Sonne zu scheinen scheint glitzert das Wasser des Sees zwischen grünen Hügeln, besonders am Spätnachmittag, wenn das Licht weicher wird, ein absoluter Traum. Teil der Fahrt wurde mit einer Fähre zurückgelegt, d.h. alle Fahrgäste wurden per Motorboot übergesetzt und der Bus folgte in einem wackligen Fährpram – ich war ganz glücklich nicht drin zu sitzen, das Wackeln wirkte prekär!

Schottische Küstenstraße

Haken an der Fahrt: Neben mir saß eine bolivianische Mamma in vollem Ornat: Rock, Schürze, Zöpfe, Bowler-Hat – und dicker Kiste. Letztere bewirkte doch eine gewisse Enge für mich. Außerdem musste ich feststellen, dass die Körperhygiene der Dame wohl nicht besonders viel Priorität genoss, ein gewisser Duft war nicht zu leugnen. Aber gut, so lang war die Fahrt nicht.

Copacabana am Titicaca See ist ein kleines Örtchen, das ausschließlich vom Tourismus lebt, sich aber einen gewissen Charme erhalten hat. Dies mag auch daran liegen, dass auch Bolivianer hier urlauben. Es ist das Sprungbrett zur Isla del Sol, auf der – mitten im See gelegen – angeblich die Sonne ihren Geburtsort hat. Zumindest der Inca Lagende nach – ich male mir lieber nicht aus, wie viele Menschenopfer da über die Klinge gesprungen sind.

Spätnachmittag...

...und mal wieder ein Sonnenuntergang über dem Wasser

Dennoch, schon vom Hausberg ist der Blick grandios, die Sonne flimmert auf dem Wasser und die Luft ist nach wie vor kristallklar. Ich war natürlich der Idiot, der nicht die Treppe den Berg hinauf nahm, sondern den Weg querfeldein – der war natürlich auch noch doppelt so steil. Hübsch, keine Frage, aber in dieser Höhe (der See liegt auf 3.800 Metern) kommt man da ganz schön ins Pumpen. Ich war allerdings sehr befriedigt beim Abstieg auch Bolivianer beim – leichteren – Aufstieg ziemlich aus der Puste zu sehen…
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Alles gut, alles schön, aber morgen geht’s nach Peru und dann hoffentlich einigermaßen zügig nach Norden.

La Paz

Schon die Busfahrt hatte etwas Eigenwilliges: Prinzipiell ein brandneuer Bus – ich hatte sogar hinreichend Beinfreiheit! – und ein netter Blick direkt voraus. Im Grunde stand einer entspannten Fahrt über Nacht nichts im Wege. Was sie aber hätten erwähnen können ist, dass sie die Heizung auslassen! Da ich ganz vorne saß wurde es so ab zwölf Uhr nachts reichlich schattig im Waggon – und es waren noch sieben Stunden zu überstehen…

Egal, ich habe mir keine Erkältung zugezogen, also alles halb so wild.

Was ich jetzt von La Paz halten soll, weiß ich allerdings nicht so genau. Die Lage im Talkessel ist auf jeden Fall faszinierend, die City zieht sich entlang einer Hauptstrasse bergab – und die „besseren“ Wohnviertel liegen zur Abwechslung niedrig, nicht hoch. Das hat man sonst so auch nicht.

Im "Kessel"

In der Altstadt gibt es durchaus ein paar sehr hübsche Strassen, im Ganzen ist La Paz aber eher ein ziemlicher Moloch. Die Strassen sind überflutet von Menschen, Charme will aber irgendwie nicht aufkommen. Die Märkte haben was, besonders der Markt für Lebensmittel hat ein exotisches Flair – und der Nightmarket mit DVDs, Klamotten und billigen Elektroartikeln erinnert mich doch sehr an Kowloon. Aber sonst? Nicht sehr überzeugend.

Das Highlight war sicherlich ein Kulturcafe in der Altstadt, in dem ich während meines Stadtbummels für einen Kaffee halt machte. Sehr im Geiste der Schanze stand das Cafe ganz im Zeichen von Literatur, Musik und Malerei. Man lud mich ein am Abend einer Literaturlesung beizuwohnen und die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich habe sogar etwa zwei Drittel des halb humorigen, halb gesellschaftskritischen Textes verstanden, aber wichtiger war noch der Kontakt mit der örtlichen Boheme, die sehr nett und aufgeschlossen mir gegenüber war – als einziger Gringo in der Gesellschaft.

Ansonsten fällt einem in La Paz vor allem die hohe Polizeidichte auf, an jeder Ecke steht einer. Witzigerweise ist die Waffenkammer mitunter etwas antiquiert, ich habe sogar alte M1 Karabiner und Schmeisser Machinenpistolen aus dem Zweiten Weltkrieg gesehen, erstaunlich. Nichtsdestotrotz hat die Gendarmerie nichts bedrohliches, was sehr für die Bolivianer spricht!

Unterm Strich ist La Paz sicherlich einen Besuch wert, schon allein wegen des Blicks vom Mirador, einem Berg in der Mitte des Tales, über das Panorama der eng bebauten Hänge (Putz kann sich hier allerdings kaum einer leisten, alles roter Stein) und die umliegenden Berge von sechstausend Metern, aber wohnen möchte ich hier wirklich nicht.

Dienstag, 3. Mai 2011

Sucre

Was für ein niedliches Städtchen! Bisher wuerde ich sagen, die schoenste Stadt, die ich bisher in Suedamerika gesehen habe - nur dass sie nicht am Wasser liegt ist aergerlich, sonst koennte ich hier glatt bleiben, aber so hat sie sich disqualifiziert. Sucre ist die alte Hauptstadt, mittlerweile allerdings nicht mehr Sitz der Regierung – die sitzt in La Paz. Der Oberste Gerichtshof ist allerdings immer noch hier.

Die Stadt boomt, die Außenbezirke wachsen langsam in die Täler. Auch die Altstadt liegt in einem Talkessel auf komfortablen 2.700 Metern. Und die Altstadt ist wirklich hübsch! Alles steht voller alter Kolonialbauten in diesem charmanten spanischen Stil:


Es ist außerdem vergleichsweise sauber – und nicht zu letzt die vielen kleinen Bars, Restaurants und Cafes sorgen für einen sehr angenehmen Aufenthalt. Besonders am zentralen Plaza de 25. Mayo liegt ein Restaurant i ersten Stock mit grossen Balkons im Arkadenstil, von wo aus man bei Frühstück oder Kaffee das treiben auf dem Platz beobachten kann:


Sehr lustig aus: Am Tage meiner Ankunft – ich hatte mir mit Gregor und Rebecca, einem deutschen Pärchen, sowie mit Robin, einem Holländer ein Taxi von Potosi aus geteilt (4 Euro geht ja noch) – war der holländische Queen’s Day. In Sucre gibt es eine recht große holländische Gemeinschaft und mit Robin als Guide wurde es eine ziemlich großartige Feier bis in den Morgen.

Ansonsten war Sucre für mich Entspannung pur, ich habe viel in den Cafes gesessen, viel gelesen und das Panorama genossen. Um ein bisschen Aktivität zu bekommen bin immerhin auf den Hausberg hoch gelaufen, der immerhin auf etwa 3.200 Meter kommt – leicht anstrengend, aber den Blick war’s allemal wert.

Halb den Hügel rauf... 

Heute Abend geht’s dann nach La Paz.