Freitag, 28. Oktober 2011

Udaipur


Udaipur wird häufig als die romantischste Stadt Indiens bezeichnet – und ich muss sagen, der Ruf scheint wohlverdient. Die Architektur erinnert sehr an Marokko, die Häuser haben kleine Alkoven mit verzierten Arkaden, die kleinen Gassen entlang der Teehändler sind verwinkelt. Es ist traumhaft. Dazu kommt die Lage: Zwischen Hügeln gelegen grenzt die Altstadt an mehrere zusammenhängende Seen, über allem thront der phantastische City Palace und auf dem größten See glitzern zwei weitere Paläste auf Inseln, ein Panorama zum Genießen.

Ich fand ein großartiges Hostel auf der etwas ruhigeren Seite gegenüber, mit einem sagenhaften Blick über Palast und See, der besonders in der Abenddämmerung einfach ein Traum ist:


Aber auch aus der Nähe ist der Palast einen Besuch wert, der weitläufige Komplex ist umwerfend: Verwinkelte Gänge führen zu Höfen und versteckten Brunnen, prächtigen Residenzzimmern und Privatgemächern mit großartigem Blick über den See und die Stadt. Allein die Fassade ist beeindruckend:

  
Aber auch sonst lädt Udaipur zum Flanieren ein, entlang des Sees zu einem Reservoir mit Pavillion oder einfach durch die belebten Gassen.


Weiter an den Seen entlang entkommt man dem Trubel der Altstadt, entlang schattiger Alleen leisten einem nur noch die Affen Gesellschaft.

Und wem das noch nicht genug ist: Auch cinematographisch ist man hier auf geweihtem Boden, der (zugegebenermaßen mäßige) James Bond Streifen ‚Octopussy’ wurde größtenteils hier gedreht. Allerdings ist es auch ein sehr beliebtes Ziel für Touristen und ein Großteil der Altstadt besteht aus den üblichen Verdächtigen von Devotionalien Shops. Einerseits natürlich unwillkommen, andererseits bin ich aber auch nicht ganz unglücklich nicht mehr das einzige weiße Gesicht auf der Straße zu sein (in Jalgaon ging das so weit, dass im Restaurant ein Vater mit seiner Tochter auf dem Arm an meinen Tisch trat und fingerzeigend dem Nachwuchs erklärte, dass das einer von diesen komischen Westlern sei – wie im Zoo).

Und mein Timing stimmt auch: Momentan findet das hinduistische Diwali Fest statt, mit dem die Rückkehr des Gottes Rama gefeiert wird. Es ist ein sehr positives, optimistisches Fest, die Menschen freuen sich, es werden massenweise Süßigkeiten verteilt, es gibt Feuerwerk und es werden Lampions auf dem Wasser schwimmen gelassen. Besonders letztere beiden sind natürlich besonders willkommen in einer so schönen Stadt mit See:

Nun gut, die Lampions auf dem Wasser sind jetzt nicht so gut zu erkennen, man vertraue mir einfach

Und das alles direkt vom Dach meines Hostels zu beobachten während man träge in einem gemütlichen Korbstuhl sitzt, ein paar Seiten im Buch liest, ab und an mal hochguckt und am Bierchen nippt während man den Blick genießt – besser geht’s kaum.

Dann noch ein kleines Abenteuer: Ich wollte die umliegenden Hügel ein wenig per Pferd erkunden, hatte aber das Pech ein derartig zickiges Biest abzubekommen, dass sich ein entspanntes Reiten wie in Chile oder Neuseeland leider nicht einstellen wollte – ich musste das Viech permanent fast schon brutal an die Kandarre nehmen, weil es ständig durchgehen wollte. Schade, ihm hat’s bestimmt auch nicht gefallen, aber das hat es nun davon wenn es sich nicht benehmen kann, ich hatte höflich angefangen. Ob das nun daran liegt, dass das Mistvieh nur einen schlechten Tag hatte oder ich eben doch nur ein Schönwetterreiter bin lass ich mal dahingestellt, wenigstens hat es mich nicht abgeworfen, auch nicht im gestreckten Galopp – immerhin was. Aber so ganz das, was ich mir vorgestellt hatte war’s dann doch nicht.

So oder so ist Udaipur aber definitiv eine meiner Lieblingsecken bisher, ich fühle mich sehr wohl hier und dehne meinen Verbleib immer mal wieder einen Tag aus.

Montag, 24. Oktober 2011

Ellora & Ajanta


Nach besagter mäßig beqeumen Busfahrt erreichte ich Aurangabad – welches ein ziemliches Dreckloch ist, in dem sich nicht einmal die Rikschafahrer auskennen: Eine Frage nach Strassen wird nur mit runden Augen beantwortet. Nicht einmal die Leute in meinem Hotel konnten mir auf der Karte genau zeigen, wo denn nun das Hotel eigentlich lag! Was ärgerlich ist, da Aurangabad recht unübersichtlich ist. Egal, es bildet eine recht gute Ausgangsbasis für Ellora und Ajanta. Beides sind gewissermaßen ausgedehnte Tempelanlagen, allerdings Höhlentempel, die im 6. und 7. Jahrhundert aus dem Stein geschlagen wurden.

Ellora ist dabei etwas weitläufiger und deckt mehrere Glaubensrichtungen ab: Es gibt sowohl hinduistische und buddhistische als auch Jain Tempel / Höhlen. Am beeindruckendsten ist gleich der Zentrale Tempel, hinduistisch in dem Fall:



Streng genommen ist der natürlich keine Höhle, aber was man ganz gut erkennen kann ist, dass er direkt aus dem Fels herausgehauen wurde. Das ganze Ding ist praktisch ein Monolith! Dieser Tempel wurde in buchstäblich 200-jähriger Kleinarbeit ausgemeißelt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was mit dem armen kleinen Steinmetz passiert ist, der sich da mal vertan hat und irgendwo einen Meter zu viel weggenommen hat!

Auch die anderen Höhlen sind mehr oder weniger beeindruckend, vor allem die mitunter sehr filigranen Gott- und Dämonfiguren:

Boobjob?

Und nicht zuletzt ist das ganze Gebiet gewissermaßen eine Parkanlage, in der man auch so einfach mal spazieren gehen kann – man muss nur den diversen Tuktukfahrern höflich aber bestimmt klar machen, dass man vorzieht zu laufen.

Ajanta ist etwas übersichtlicher und rein buddhistischen Ursprungs – und ich finde es ehrlich gesagt noch schöner. Die Höhlen liegen hier in einem Tal, fast einer Schlucht:

Leider etwas überbelichtet, aber das Panorama kommt hoffentlich durch

Mit den bunt blühenden Bäumen und Büschen ist es fast berauschend – lediglich der Wasserfall am Ende der Schlucht ist etwas unspektakulär, da muss man wohl während des Monsuns kommen. Und ein oder zwei Touris weniger würden es natürlich auch tun.

Dennoch, was den Höhlen an Figuren fehlt machen sie durch simple Grazie und vor allem Malereien wieder wett. Ajanta war lange völlig in Vergessenheit geraten und wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts von britischen Soldaten „wiederentdeckt“ so dass die alten Malereien erhalten geblieben sind:

 Davon sind mehrere Höhlen bedeckt – ist aber schwer zu fotografieren, da fast kein Kunstlicht erlaubt ist um sie zu schonen

Nichtsdestotrotz gibt es natürlich auch von Buddhastatuen genug, es ist nur nicht so überbordend:


 
Alles in allem eine beeindruckende und schöne Ecke. Auch ist es in diesem Fall recht gut organisiert, angesichts der Ewigkeiten, die hier ein Bus von A nach B braucht: Man kann morgens in Aurangabad abfahren, sein Gepäck am Gate von Ajanta einschließen, die Höhlen bewundern und dann nach Jalgaon – wo die Bahnverbindung besser ist – weiterfahren. Macht die Sache effizient.

Genau das habe ich gemacht und sitze nun in Jalgaon im Hotel Plaza – ich erwähne das deshalb, weil es eins der besten und nettesten Hotels (und bei weitem nicht das teuerste!) ist, in denen ich bisher gewesen bin, sehr charmant. Lediglich eine Bar und eine Gartenterrasse oder so was wäre nett. Vielleicht bin ich aber auch nur noch so angepisst von dem Dreckloch gestern in Aurangabad… Egal, morgen geht es hoffentlich nach Rajastan!

Samstag, 22. Oktober 2011

Indische Strassen

Die Strassen hier in Indien sind speziell. Dass die hier alle fahren wie nie gelernt und die Haelfte vergessen erwaehnte ich ja schon. Nun stand die erste Fahrt im Uebernacht-Bus an. Nach einer wieder mal sehr angenehmen Fahrt im Zug von Bijapur nach Sholapur - durch gruene Felder in den Sonnenuntergang mit netten Gespraechen mit meinen Abteilgenossen - bestieg ich in Sholapur den Bus nach Aurangabad. Mit bemerkenswert viel Beinfreiheit war ich anfangs noch optimistisch, aber die Federung war nun mal eben auch nicht besser als bei den normalen lokalen Bussen. Zusammen mit den Strassenverhaeltnissen - holprig waere mehr als geschmeichelt - wurden wir daher ziemlich durchgeschuettelt und vom Gedanken an Schlaf habe ich mich gleich wieder verabschiedet. Auf jeder Segeltour bei Schwerwetter auf der Nordsee ist es angenehmer, da ist die Bewegung wenigstens einigermassen regelmaessig.

Einen Vorteil hatte die Sache aber: Der junge Inder im Nebensitz versank dann doch im Schlummer und sein Kopf schmiegte sich immer weiter an meine Schulter. Das mag hier so ueblich sein, meine Sache ist es aber trotzdem nicht! Schon gar nicht, wenn man nur darauf wartet, dass er einem den Aermel vollsabbert. Da sind die Schlagloecher sehr willkommen: Bei einem etwas ordentlicheren Ruck drosch ich ihm ganz zufaellig und natuerlich ohne jede Absicht meine Schulter so auf's Ohr, dass er schnell ueberzeugt war, auf seinem eigenen Sitz zu verbleiben. Alles hat zwei Seiten.

Bijapur


Bijapur wird gerne als eine Art Freilichtmuseum beschrieben: Über das Stadtgebiet sind diverse mehr oder weniger gut erhaltene Reste von Bauwerken aus dem 17. Jahrhundert verteilt, samt und sonders islamischen Ursprungs. Das ist auch gleich der Haken: Die Verteilung. Bijapur ist nämlich recht weitläufig und vor allem staubig und versmogt – und die Hauptattraktionen sind natürlich an gegenüberliegenden Enden der Stadt. Da kriegt man schnell eine Staublunge. Allerdings gibt es auch wieder viele kleine Chai Tee Höker, wo man mal kurz pausieren kann.

Und die Stätten sind es wert! Auf der Ostseite liegt der Gol Gumbaz, das Mausoleum von Muhammed Adil Shah II, dem siebten Sultan der Adil Shah Dynastie, der 1657 das Zeitliche segnete:


Ein phantastisches Bauwerk, die Kuppel gilt als die zweitgrößte der Welt, nach dem Petersdom in Rom! Von außen ist der Gol Gumbaz durchaus ziseliert, innen allerdings in guter, islamischer Weise fast gänzlich schmucklos – etwas schade. Die Akustik ist allerdings derartig ausgefeilt, dass man ein Flüstern auf der einen Seite der Galerie in der Kuppel auf der anderen Seite hören kann – was allerdings quasi sämtliche Besucher dazu verleitet, das mit Pfiffen und Schreien einmal auszuprobieren, es herrscht folglich ein ziemlicher Lärm.

Auf der anderen Seite der Stadt liegt die Moschee Ibrahim Rouza, die durchaus auch recht eindrucksvoll aussieht:


Gegen diese beiden verblasst so ziemlich alles andere, was noch erhalten ist (und ohnehin weitgehend in die „modernere“ Stadt einbezogen und mitunter zugebaut wurde).

Was mich immer wieder begeistert sind die Märkte hier in Indien: Nirgendwo sonst kann man die vielen Gerüche, Farben und das Gewusel, das Indien ausmacht, besser aufnehmen. Besonders der Teil der Märkte für Gewürze ist immer wieder ein Genuss:


Allerdings kann es olphaktorisch (und hygienisch) mitunter etwas fordernd werden: Der Gemüsemarkt zum Beispiel ist hier nicht überdacht und es hatte nachts stark geregnet – damit watete man zwischen den Ständen durch den Matsch, das Gemüse lag dennoch praktisch auf dem Boden, in den Ecken verfaulte der Überschuss und gerne wuselte da mal ein Schwein oder eine Kuh durch (die natürlich nicht extra raus gehen um „auf’s Klo“ zu gehen…) Das kann schon mal etwas arg exotisch werden, letztlich kaufen auch die Restaurantversorger hier ein – man verdrängt das ganz gern. Nun ja.

Und wieder einmal waren die Budget Hotels ausgebucht, so das ich mich in ein etwas schickeres begeben musste – aber manchmal ist das auch mal nett, wenn nicht gar nötig, vor allem, wenn wieder mal an abendlichen Ausgehoptionen genau nichts zur Verfügung steht, also will ich mich nicht beschweren, im Gegenteil.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Badami

Etwas weiter nördlich – langsam muss ich wirklich mal nach Norden kommen, sonnst wird das mit Rajastan nix mehr – liegt der kleine Ort Badami. Während Hauptstraße und Markt eindeutig indisch sind, so erinnert mich das Dorf selbst doch sehr an Südamerika, lauter weiß getünchte Adobehäuschen:

Ok, der Markt ist indisch...

 ...aber die Gasse koennte auch in Peru liegen.

Und überall wuseln die Kinder herum. Ich bin wohl noch außerhalb der Saison unterwegs und somit war ich mal wieder der einzige Westler weit und breit – damit hatte ich wohl Attraktionscharakter, auch bei den Erwachsenen. Man wird ständig gefragt, wo man herkomme und wie man heiße, danach sind die Englischkenntnisse allerdings schnell erschöpft und man belässt es beim Kopfwackeln (das ist die indische Universalgeste, die alles bedeuten kann von „Moin“, „Alles gut?“, „Ja, du hast recht“, „Passt schon“ bis hin zu „Die spinnen, die Römer!“), aber immer nett dabei.

Die Hauptattraktion von Badami sind allerdings wieder mal die Tempel- und Ruinenanlagen. Es war auch einmal eine Hauptstadt, in diesem Fall aus dem 6. bis 8. Jahrhundert, in dem das Reich der Chalukyer von Gujarat bis Kancheepuram reichte. Gewählt wurde Badami wohl wegen seiner strategisch günstigen Lage am Rande einer Art Hochplateau, was es leicht zu verteidigen machte, auf den steilen Klippen rötlichen Gesteins lag die Festung, von der heute aber nicht mehr all zu viel übrig ist:


In der Mitte zwischen den Hauptteilen der Befestigungsanlage wurde ein Reservoir angelegt, mit einem der hübschesten Tempel (wenn auch nicht einem der grandiosesten) am Ufer, besonders am Spätnachmittag, wenn die niedrig stehende Sonne die Felsen rot glühen lässt und die Temperatur nicht mehr so hoch ist, eine sehr romantische Ecke:


Wenn man von den alten Festungen weiter auf das Plateau geht wird es ruhig, außer einigen wenigen Dörflern beim Brennholzsammeln sieht man keine Seele und es ist wunderbar ruhig – was man spätestens in Indien zu schätzen lernt. Man teilt sich die dornigen Büsche nur mit Wind, Eidechsen und Libellen.

Was die meisten Touristen anzieht, sind allerdings die Höhlen: Südlich des Reservoirs in der Steilwand befinden sich einige direkt in den Fels geschlagene Tempel, reich verziert mit lebensgroßen Statuen verschiedener Gottheiten – die in diesem Fall trotz des Alters sehr gut erhalten sind:


Hübsch anzusehen, aber mir war die Ruhe des Hochlands, die imposanten Felsformationen und die leuchtende Farbe des Gesteins lieber:


Sonntag, 16. Oktober 2011

Hampi


Dieses mal war die Bahnfahrt deutlich besser. Die Liege war zwar immer noch zu kurz, aber nicht ganz so sehr und ich konnte meine Füße in den Gang baumeln lassen – bis auf den Chai-Tee Höker, der in schöner Regelmäßigkeit seinen Tank gegen meine Knöchel knallte, war das wesentlich angenehmer. Eine interessante Fahrt, übrigens: Ich teilte mir mein „Abteil“ mit einer muslimischen Familie (Muttern sah aus wie Hui Buh in Schwarz, nicht mal die Augen waren zu sehen – wie die wohl bei einsetzender Dunkelheit navigiert?) und einem jungen Hindu. Während beide mir gegenüber – besonders der muslimische Vater – ganz außerordentlich höflich waren, haben sie sich gegenseitig derartig angezickt, das war schon erstaunlich (sie sprachen Englisch, so konnte ich folgen, aber der Tonfall allein sprach schon Bände). Mir scheint ohnehin, das der Inder an sich nicht all zu viel von seinen Landsleuten hält, wann immer ich mich mit Indern unterhalten habe fingen sie früher oder später an über ihre jeweiligen Mitbürger zu fluchen – allerdings ohne den zu erwartenden Bezug auf Kaste oder Religion, ganz allgemein. Na, nicht mein Problem.

Hampi nun ist wirklich ein Traum! Vorweg: Sowohl landschaftlich als auch von den Tempeln her bisher eine meiner Lieblingsgegenden. Es ist heutzutage ein ziemlich kleines Dorf, das man wohl am besten mit „ramschackle“ beschreiben kann, mit nur wenigen asphaltierten oder auch nur befestigten Straßen, aber mit einer der schönsten und weitläufigsten Tempel- und Palastanlagen gesegnet, die ich bisher gesehen habe. Die Landschaft ist geprägt von felsigen Hügeln und üppigem Grün dazwischen – mehrheitlich werden hier Bananen und Zuckerrohr angebaut. Der Haupttempel liegt im Dorf:

Haupttempel Nicht so bunt, daher schöner – finde ich.

Die meisten noch vorhandenen Bauwerke stammen aus dem 16. Jahrhundert, als Hampi die Hauptstadt der Telugu war und um die 500.000 (!) Einwohner hatte – die Dynastie endete gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als die Dekkan Sultanate sich gegen die Telugu verbündeten. Durch ihr relativ junges Alter sind die Tempel etwas aufwändiger und weniger erodiert als ihre tausend Jahre älteren Vettern in Mamallapuram.

Interessant an dem was man heute noch sieht ist, dass die Hauptstraße des Dorfes, die auf den Tempel zuführt, früher wohl mal so etwas wie eine mit Arkaden gesäumte Prachtstraße gewesen sein muss, die im Laufe der Zeit verfallen ist. Das obere Stockwerk dieser Arkaden steht nur noch in Rudimenten – und das Erdgeschoß wurde zu kleinen Wohneinheiten umfunktioniert:


Auf den Hügeln drum herum verteilen sich kleinere, nicht ganz so filigrane, aber umso charmantere Tempel, eher kleine Schreine:


Etwas entfernt liegen dann weitere Tempel und die alte Palastanlage – ein traumhaftes Panorama. Und um das Bild komplett zu machen, fließt durch die Mitte ein Fluss, der schon fast sauber ist:

Abendstimmung

Ein freundliches Schild warnt vor Krokodilen, aber man darf wohl davon ausgehen, dass die Warnung, wenn sie überhaupt mal gegolten hat, überholt ist…

Etwas flussabwärts liegt der Vittala Tempel, der ein weiteres Highlight darstellt: Die Säulen um das zentrale Heiligtum sind besonders filigran gearbeitet und mit wunderschönen Skulpturen versehen.


Auch hier wird natürlich hin und wieder renoviert, aber dankenswerterweise werden die alten Reliefs nur nachgezogen, nicht mit Zement zugekleistert!

Der Palastbezirk ist dann noch mal eine Geschichte für sich, allerdings steht außer einem Gebäude im Königinnenbereich und der königliche Garage (dem Elefantenstall) nicht mehr viel und es ist völlig überlaufen, also nicht so meins.

Auch war der Tag, an dem ich mir den Vittala und den Palast ansah, ein langer: Insgesamt etwa 14 Kilometer Fußmarsch, plus das Rumkraxeln in den Tempeln und Ruinen – wie gesagt, der Bezirk ist weitläufig. Selbstverständlich erwischte ich früher oder später die Mittagshitze, aber vier Liter Wasser hielten mich am Laufen. Nach Feiern war mir abends dann aber wirklich nicht mehr zumute – aber in Hampi gibt’s sowieso kein Bier, nicht einmal under-the-counter.

Noch schöner für meinen Geschmack wird es auf der Nordseite des Flusses: Ein Seitenarm führt durch ein besonders üppig grünes Tal, kleine Bäche gurgeln durch die Reisfelder und Palmenhaine, der Verkehr ist kaum vorhanden, so dass man nur Wind, Vögel und Insekten hört – ein ungewohnter Traum!


Ein paar Kilometer entlang dieses veritablen Idylls liegt auf einem Berg der Hanuman Tempel, der angebliche Geburtsort des Affengottes. Nach 570 Stufen steil bergauf bietet sich ein prachtvoller Blick über Hampi:


Der Tempel an sich ist allerdings nichts besonderes, architektonisch gesehen. Lediglich die – buchstäblich – dauerbekifften Shadus sind einen Blick wert, wie sie mit Trommel und Zimbel stundenlang ihren monotonen Singsang von sich geben.

Nur der kleine Darshan – ein Bursche von vielleicht zehn Jahren – wollte mit mir um die Wette hoch laufen. 570Stufen! In der Mittagshitze! Bei der Steigung! Ja, großartige Idee. Selten so geschwitzt! Und gewonnen hat natürlich trotzdem er...

Wiederum ist Hampi allerdings nicht unbedingt ein Geheimtipp und es tummelt sich doch einiges an Touristen, indischer und westlicher Herkunft. Besonders erstere halten vom Prinzip „Einfach mal die Schnauze halten“ nicht besonders viel, besonders wenn sie in größeren Gruppen auftreten (was der Inder an sich gerne tut) – mit Stille genießen ist es daher nicht weit her. In aller Fairness: Westliche Gruppen benehmen sich natürlich auch nicht besser, sind hier aber seltener. Erst am Spätnachmittag, wenn die Sonne sinkt, wird es auf einmal doch ruhig, an manchen Stellen des Hügels hört man nicht einmal die Tuk-Tuks und das sonst unvermeidliche Gehupe, das hat man hier wirklich selten! Und spätestens auf der Nordseite, wo sich kaum ein Tourist hinverirrt, hat man dann wirklich seine Ruhe.

Eine wunderschöne Ecke!

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Bangalore, auf die Schnelle

Diesmal keine Bilder, ich habe uebersehen dass man Kameraakkus auch hin und wieder aufladen muss - ist in diesem Fall aber nicht zu schlimm, sonderlich fotogen ist die Stadt weitestgehend nicht (bis auf den vergleichsweise huebschen Botanischen Garten, aber da es ohnehin bedeckt/nieselregnerisch ist, egal).

Der Start hier war eine veritable Katastrophe, bedingt durch ein diesmal gut 20 Zentimeter zu kurzes "Bett" (genauer: eine Pritsche) im Zug von Chennai, was jegliche Erholung im Sinne von Schlaf oder auch nur gemuetlichen Doesens von vornherein ausschloss. Entsprechend geraedert kam ich um fuenf Uhr morgens in Bangalore an - anders als durch diese Raederung kann ich mir den darauf folgenden Anfaengerfehler auch nicht erklaeren: Zum ersten Mal liess ich mich von einem Rikschafahrer von seinem Hotelvorschlag ueberzeugen (das ist grundsaetzlich das Allerletzte was man tun sollte) und landete daher auch in einem ueberteuerten Dreckloch reichlich ab vom Schuss - nach fuenf Stunden Schlaf-nachholen bin ich auch gleich umgezogen.

Davon abgesehen ist Bangalore gar nicht mal so uebel. Grossartige Sehenswuerdigkeiten sind zwar rar (den Palast habe ich mir geschenkt, eventuell waere der was), aber es ist mal wieder ein gewisses Aufatmen, soweit ich das bisher beurteilen kann ist Bangalore die wohl westlichste Stadt Indiens - moderne Buerohaeuser, wenig Muell, zumindest im Stadtzentrum keine Slums (die verteilen sich wohl auf die Vorstaedte) und eine offensichtlich eher westlich orientierte Bevoelkerung - zum ersten Mal sehe ich mehr Inderinnen im Businesskostuem als im Sari.

Damit gehen natuerlich Vor- und Nachteile einher: Es gibt einige sehr angenehme Restaurants und Bars (unter anderem eine auf einem Hochhausdach, abends mit sehr schoenem Blick ueber die Lichter der Stadt) und vor allem ganz hervorragenden Kaffee, man wird weitestgehend in Ruhe gelassen und nicht staendig angesprochen (als Hamburger weiss man sowas schliesslich zu schaetzen) und dem kulturell Orientierten bieten sich einige Kunstgalerien und -museen - allerdings ist das Preisgefuege auch eher auf westlichem Niveau, es ist ein teures Pflaster.

Auch ist Bangalore tagsueber angenehm temperiert, nicht so bruellend heiss, was wirklich mal wieder noetig war - allerdings wird es nachts auch ueberraschend kuehl, beinahe kalt (zumindest wenn man nicht damit rechnet und seinen Pullover im Hotel laesst - ich habe zugegebenermassen ein bisschen geschlottert waehrend ich obengenannten Blick genoss...)

Heute abend geht es dann aber auch schon weiter, ich hoffe auf eine etwas laengere Liegemoeglichkeit im Zug, toitoitoi.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Ein Tagesausflug nach Kancheepuram?


Ehrlich gesagt, keine gute Idee! Dabei bin ich extra früh aufgestanden, um auch ein wenig Zeit in Kancheepuram zu haben – nur um festzustellen, dass der Bus erstmal mit einstündiger Verspätung losfuhr und anstatt der angegeben zwei Stunden eher drei brauchte. Und was für ein Bus! Ein altes Klappergestell – was ja nicht so schlimm ist – komplett überfüllt. Und ich meine wirklich überfüllt! Die Hälfte der Zeit hatte ich eine indische Dame mittleren Alters quasi auf dem Schoß – tragischerweise war die nicht unbedingt schlank und gerade nach Rosen duftete sie auch nicht, na danke. Kancheepuram entpuppte sich dann auch noch als veritables Dreckloch, die Hälfte der berühmten Tempel war geschlossen und von den beiden, die ich besichtigen konnte, war der eine reichlich unspektakulär und der andere, an dem man zumindest noch die Spuren vergangener Grandeur erahnen konnte, war leider vor zehn Jahren einem unnötigen Anfall von Übereifer zum Opfer gefallen: Um die Erosion am alten Sandstein auszugleichen fiel den Tempelherren nichts besseres ein, als den Großteil des Tempels mit Zement zu überziehen und mäßig begabte Skulpturen neu zu schnitzen – dafür muss ich nun wirklich nicht nach Indien!

Enttäuscht – Kancheepuram war mir sehr ans Herz gelegt worden – trat ich den Rückzug an, nur um an der komplett unzivilisierten Busstation noch eine Stunde im Dreck sitzend auf den Bus warten zu können – das Besteigen des Busses wäre übrigens dem Rugby World Cup (der gerade in Neuseeland ausgetragen wird) würdig gewesen, da zirka 200 Leute auf einmal losstürzten um einen Sitzplatz zu ergattern. Ich gebe zu, in diesem Falle habe ich meine mir eigene Höflichkeit mal hinten angestellt – ich hatte einen Sitzplatz! Und wieder dauerte die Fahrt eher drei Stunden als zwei.

Zumindest traf ich später – zurück in Mamallapuram – eine sehr charmante junge Dame aus Paris, sodass zumindest der Abend lang und sehr nett wurde.

Freitag, 7. Oktober 2011

Mamallapuram


Diesmal war die Busfahrt entspannter, entlang einer netten Landschaft mit vielen Lagunen und auch nicht so lang:


Mamallapuram selbst ist ein interessanter Hybrid: Vor 20, 30 Jahren war es noch eher ein verschlafenes Fischernest mit ein paar Tempeln drum herum – mittlerweile ist es zum klassischen „Backpackistan“ (wie der Lonely Planet es nennt) geworden: Diverse Restaurants, Hotels (zum Glück recht kleine) sowie Devotionalien- und „authentische“ indische Klammottengeschäfte reihen sich aneinander. Dankenswerterweise ist es aber nicht zu aufdringlich und beileibe sind es nicht nur westliche Touristen – ganz im Gegenteil, die Inder stellen klar die Mehrheit der Gäste (zumindest um diese Jahreszeit).

Und in den Restaurants am Strand kann man durchaus mal die Beine ausstrecken und eine Weile entspannen:

Im Hintergrund bereits zu sehen: Der Shore Temple

Der Grund für die Entwicklung zum Touristenort sind die Tempelanlagen um Mamallapuram herum: Die hügelige Landschaft ist übersäht mit kleinen Stätten, häufig direkt aus dem Stein gehauen und mitunter mit traumhaftem Blick über die Umgebung - und etwas windig, was eine willkommene Abkühlung bedeutete:

 
In der Tat sind die Tempel durchaus interessant, nicht so bunt angemalt wie in Madurai – was mir gut gefällt – und natürlich viel kleiner, aber schön. Vor allem, da die meisten wie gesagt nicht aus Mauerwerk bestehen sondern direkt aus dem Fels herausgeschlagen:

 Eine der fünf Rathas, der Hauptattraktion

Der Shoretemple, allerdings aus verschiedenen Baustücken zusammengesetzt

Auf der einen Seite ist das schon beeindruckend, aber andererseits auch wieder nicht: Die Anlagen datieren mehrheitlich aus dem 7. und 8. Jahrhundert – das ist also ziemlich zeitgleich mit dem Bau der Hagia Sofia in Istanbul und somit werden sie für mich so ein bisschen auf Kreisliganiveau herabgestuft, die Hagia Sofia ist da schon eine andere Klasse von Leistung.

Immerhin habe ich nun auch mal die berühmten Tempelaffen zu Gesicht bekommen, anscheinend stehen sie auf Mountain Dew:


Der einzige Nachteil ist der, dass das Gebiet, das auch eher einem Park gleicht als einer zusammenhängenden Tempelanlage, reichlich überlaufen ist. Die Menschen werden hier in Scharen und Busladungen abgesetzt, manchmal wird es ein wenig zu viel – besonders wenn man eigentlich mal ein wenig Stille und Architektur genießen möchte.

Dennoch, eine angenehme, freundliche und entspannte Ecke, wo man problemlos ein paar Tage verbummeln kann.