Freitag, 24. Dezember 2010

Brisbane

Ich mag Brisbane. Die Stadt liegt an einem – zumindest halbwegs – schiffbaren Fluss, was sie einem Hamburger natürlich schon einmal gleich sympathisch macht. Dies ist auch gleich die beste Methode, sich mit der Stadt etwas vertraut zu machen: Ein Trip mit dem City-Cat, der Pendlerfähre. Das hat ja schon in Bangkok gut geklappt und ist auch in Brisbane sehr entspannt und empfehlenswert. Entlang des Flusses liegen verschiedene Parks, die besseren Wohngegenden mit sehr schönen Häusern, die manchmal sogar architektonisch etwas Extravaganz wagen, und einige Marinas, sowie die City selbst. Letztere ist allerdings alles andere als hübsch. Vom Layout könnte man denken, sie hätten hier auch Bombenschäden gehabt, da sich zumindest für australische Standards alte Gebäude mit ausnehmend hässlichen Bürogebäuden ablösen, wobei letztere in der Überzahl sind. Auch das Kunstmuseum und die Oper sind lediglich grobe Betonklötze ohne Charme. Warum mag ich die Stadt also? Es muss daran liegen, dass ich zum ersten Mal eine handfeste ethnische Mischung feststellen kann: Am City Beach – einer Art Lagune am Südufer gegenüber der City – tummeln sich Mengen an Kindern in allen erdenklichen Farben samt der dazugehörenden Mammas. Es scheint mir, dass das in Australien recht ungewöhnlich ist (siehe Sydney), aber mir persönlich fehlt so etwas. Auch das Westend, wo mein Hostel lag, zeichnet sich durch recht viele alternative Cafes und Läden aus, es liegt tatsächlich so etwas wie ein greifbare Atmosphäre von Kreativität, Aufgeschlossenheit und Künstlerdasein in der Luft – viele Kreative, nette kleine Läden und ein wunderbar heruntergekommenes Hotel, in dem jeden Abend Blueskonzerte liefen (und ich eine phantastische Telecaster hören konnte).

Ansonsten ist das Westend eine Residential Area mit vielen kleinen Holzhäusern auf Stelzen, was ich einfach sehr mag. Es ist sehr hügelig, geht also permanent auf und ab, und natürlich ist es sehr tropisch-grün mit üppigen Blumenranken an gemütlich aussehenden Veranden. Dummerweise hatte ich meine Kamera im Hostel liegen lassen, somit muss man sich hier mit seiner Phantasie behelfen.

Das Hostel war eine nette Anlage, mit der typischen Einschränkung, dass man an der Bar erstandene Getränke nicht mit in den Raucherbereich nehmen durfte, was angeblich an „Lizenzbestimmungen“ liegt – dieser schwachsinnigen Bestimmung muss ich auch noch mal auf den Grund gehen… Die meiste Zeit war ich mit Sam (männlich) und Sam (weiblich) aus London unterwegs, ein ausnehmend nettes Pärchen, was hier natürlich Erwähnung finden soll. Außerdem strapazierten wir die Nerven verschiedener Gäste ein wenig, als sich auf unserem Balkon zwei weitere Briten sowie eine schottische „Lady“ und deren Tochter hinzugesellten. Diverse Bierchen und – für einige der Gäste – einige Cannabisprodukte später waren wir doch recht ausgelassen, was zu einer putzigen Diskussion mit der Hostel-Nachtschicht führte, die sichtlich lieber ein Glas mitgetrunken hätte als uns zu ermahnen, doch bitte leise zu sein. Drollig.

Alles in allem eine nette, wenn auch nur bedingt hübsche Ecke.

Soeben bin ich nach wieder mal regnerischer Fahrt in Coffs Harbour angekommen, hier sieht es bisher sehr irisch aus, raue, grün bewachsene Klippen und wolkenverhangen, es könnte glatt die Halbinsel von Dingle sein.

Euch allen ein frohes Fest, lasst euch reich beschenken und esst gut!

1 Kommentar:

  1. Ebenfalls frohe Weihnachten. Falls du Heimweh bekommst: hier sinds neun Grad Minus und der Schnee reicht bis über die Knöchel ...

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