Sonntag, 17. Juli 2011

Auf dem Wasserweg nach Panama

Endlich wieder auf einem Segelboot! Wie gesagt, ich habe von Cartagena aus ein Boot gebucht um mich nach Panama zu bringen. Das ist einer der einfachsten und trotz einer gewissen Enge (amongst other things) bequemste Weg – mit dem Bus ist man ewig unterwegs. Außerdem wollte ich mir diese Möglichkeit natürlich auch nicht entgehen lassen. Der Seeweg dauert in etwa zwei Tage, allerdings verbringt man dann noch so drei Tage in den San Blas Inseln vor Panama.

Aber der Reihe nach. Nach dem Briefing am Vortag mit Skipper Fabian, einem lustigen Kolumbianer – hervorragender Sinn für Humor und einen sehr professionellen Eindruck vermittelnd (ein Eindruck, der bestätigt wurde, sehr guter Mann!) – trafen wir uns an der Marina in Cartagena. Anfangs dacht ich wir würden einen Katamaran benutzen, aber das war ein Missverständnis: Eine Contest 31 war unser Transport. So sah der Vogel aus:


Zugegeben, sicherlich kein Performance Boot – ganz im Gegenteil! – aber na gut, immerhin sicher und bequem. Bis auf die Tatsache, dass wir insgesamt sieben Personen an Bord waren, was eigentlich viel zu eng ist, bei tropischen Temperaturen aber geht: Man will ohnehin lieber an Deck schlafen! Zudem war unsere Crew eine ganz großartige Truppe, kein Vollidiot dabei und wie sich herausstellte für jeden Spaß zu haben.

Skipper Fabian (Kolumbianer), Jochem (Holländer), Jane (Britin), Yvonne (Schweizerin), Angela (Holländerin und Jochems Freundin) – es fehlen neben meiner Wenigkeit John, der Ire. Wir waren also sehr gemischt – Grund für diverse politisch gänzlich unkorrekte Scherze, ich war also voll in meinem Element.

Die erste Nacht – Abfahrt war am Nachmittag weil Formalitäten in Kolumbien mitunter lange dauern – war genau, was ich erhofft hatte: Eine ordentliche Backstagsbrise von vier bis fünf Windstärken, die auch diesen alten Eimer in Fahrt brachten – plus die dazugehörigen Wellen, die dann doch ihren Tribut forderten: John war völlig außer Gefecht gesetzt und am Fischefüttern, alle anderen (lustigerweise inklusive Skipper) in verschiedenen Stadien des Etwas-komisch-guckens. Ich durfte mal wieder dankbar sein, dass mich Seekrankheit einfach komplett in Ruhe lässt – ich habe nur die wundervolle Nacht, den Mond, die Rauschefahrt und das Meeresleuchten genossen. Die Tatsache, dass mir damit die Ehre von sieben Stunden Nachtwache zuteil wurde habe ich mal gnädig übersehen – lediglich Fabians striktes Alkoholverbot während der Überfahrt war – trotz aller Zweckmäßigkeit – ein wenig störend, ein kleines Bierchen hätte ich bei so einer romantischen Nacht in Ermangelung weiblicher Gesellschaft doch gerne genossen.

Am nächsten Tag erstickte dann die Tropensonne jeden Hauch Wind, die Crew kam zurück ins Leben und der Motor musste bemüht werden – schade, aber bei einem so schweren Boot nicht anders zu erwarten. Dennoch, es war entspannt, eine Schule von 12 Delfinen spielte stundenlang in unserer Bugwelle und das Essen war auch sehr lecker. Was will man mehr?

Mit Ankunft in San Blas waren wir dann im ultimativen Tropenparadies angekommen:



Kristallklares Wasser, warm und sonnig, mit einem regelmäßigen Regenschauer vor Sonnenuntergang (damit es nachts zum Schlafen nicht zu warm wurde), Palmenstrand – nahezu perfekt. Das San Blas Archipel ist interessanterweise komplett in der Hand der ursprünglichen indigenen Bevölkerung, den Kunas. Das ist in Südamerika relativ ungewöhnlich wenn nicht einzigartig, überall sonst werden sie ja eher übers Ohr gehauen.

Die Kunas profitieren von den ganzen Yachties – Touriboote genauso wie Weltenbummler – indem sie Handarbeiten und vor allem frisch gefangene Fische und Lobster aus Einbäumen direkt am Boot verkaufen – gegessen haben wir phantastisch! Fabian hat dabei darauf wert gelegt, die örtlichen „Mamas“ mit dem Kochen zu betrauen, das ersparte uns beengtes arbeiten und sorgte für ein weiteres Einkommen der Kunas – einer der Gründe, weshalb die Kunas Fabian hoch schätzen, was beileibe nicht für alle Yachties gilt! Das Gute dabei: Das fiel auf uns zurück, die Kunas waren extrem aufgeschlossen und nett zu uns.

Das alles überschattende Thema auf den Inseln: Ein spanischer Segler, der am Riff in San Blas sein Boot verlor – die Riffe sind hier teilweise extrem tückisch, das muss ich neidlos anerkennen! – und daraufhin anscheinend zwei andere Bootskapitäne, einen Franzosen und einen Amerikaner, ermordet hat und „zufällig“ mit deren Booten auftauchte. Mittlerweile sitzt er unter dringendem Mordverdacht im Knast, aber ganz ausgestanden ist die Sache noch nicht – ich glaube, so was nennt man „Circumstancial Evidence“, was selbst in Panama für eine Verurteilung dünn ist. Nach dem, was die Yachties hier in der Bucht erzählen – man kennt sich natürlich – sollte er sich aber besser nicht mehr nach San Blas trauen! Tja, Abenteuer über Abenteuer. 

Letztlich war es dann aber Zeit, nachdem der Immigration Scherge seine Siesta beendet hatte wurden wir auf einen Jeep umgeladen, der uns nach halsbrecherischer Fahrt – die Strasse war wirklich eindrucksvoll, extrem steil auf und ab durch den Dschungel – in Panama City absetzte. Bisher bin ich noch nicht begeistert, aber das kommt vielleicht noch…

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