Mittwoch, 27. Juli 2011

Manhattan

Ach, irgendwie gefällt mir diese Stadt immer wieder. Manhattan ist doch ziemlich phantastisch, wuselig, aber mit einer unaufgeregten Art – man weiß, wer man hier ist. Bis hin zu einer recht ausgeprägten Arroganz der New Yorker, aber das ist mir ja auch nicht ganz fremd, es hat gewissermaßen etwas hanseatisches, daher fühle ich mich hier sehr wohl. Wahrscheinlich ist es die Vielfalt, die man meiner Erfahrung in den USA so sonst nicht findet, von wunderschönen Frauen bis hin zu fetten Touristen-Quallen mit Schnauzbart aus dem mittleren Westen, dazu die Vielfalt der Ethnien – hier gibt’s wirklich alles, ein Marsianer würde wahrscheinlich gar nicht auffallen. Insbesondere letzteres fühlt sich viel angenehmer an als bei meinem letzten Besuch 2000 – sprich vor dem 11. September. Damals hatte ich noch das Gefühl, dass hier zwar alle Ethnien vertreten sind, diese aber schön unter sich bleiben und eigentlich nichts mit einander zu tun haben wollen. Das scheint sich geändert zu haben, nun ist man zunächst einmal New Yorker, alles andere kommt dann.

Was allerdings geblieben ist, ist dass sich hier auf der Straße irgendwie niemand in die Augen blickt. Das ist doch ein störendes Element, ich weiß auch nicht, warum. Tut doch nicht weh?

Dazu das reguläre Straßenbild, man kennt es, hier der Blick Richtung Times Square (sehr viel mehr Fotos braucht es von Manhattan wohl nicht, das haben schon diverse Fotografen vor mir besser gemacht):


Was ich gar nicht so in Erinnerung hatte ist, dass der Central Park doch ziemlich groß ist und sogar einige wildere Teile hat. Aber auch sonst, sehr schön, die Rasenflächen baumumstanden und dahinter lugen die Hochhäuser hervor, vor allem bei diesem großartigen Wetter sehr nett:


In dieser Stadt kann man einfach stundenlang durch die Straßen laufen und die Atmosphäre in sich aufnehmen, wobei es durchaus variiert, von den Nobelboutiquen an der oberen Fifth Avenue bis hin zu den kleineren Designern in SoHo und den kalten Glastürmen des Financial District – irgendwie wird es mir nie langweilig. Selbst Harlem hat sich sehr verändert, immer noch sehr schwarz, aber bei weitem (!) nicht mehr das Ghetto, das ich in Erinnerung hatte – die Fassaden sind renoviert, alles ist blitzblank. Wären die Straßen etwas schmaler, man könnte sich in Winterhude währen.

Ein weiterer Effekt des Bummelns ist ein notorisches Shoppen – selbst ich, der Klamottenkaufen hasst, bin ein bisschen durch die Läden gezogen. Zum Glück ist der Dollar im Moment so schwach, aber selbst so wurde es ein wenig teurer als geplant. Ich tröste mich damit, dass ich einen Großteil meines Erwerbs in Hamburg eh hätte kaufen müssen, damit ist es unterm Strich wieder ok.

Gegen Abend kehrt man dann in eine der klassischen Bars in SoHo ein, hippes Volk mischt sich mit Schlipsträgern und Normalbürgern, entgegen dem Ruf der New Yorker ergibt sich doch schnell ein Gespräch, selbst mit den erwähnten Model-Mädels (passenderweise geriet ich mit einer der Damen beim Wechsel von einer Bar in die nächste in einen gewaltigen, tropisch anmutenden Wolkenbruch, der uns bis auf die Haut durchnässte, was bei der Wärme einen höchst erwünschten, sehr romantischen Effekt hatte – ein sehr gelungener letzter Abend!). Überhaupt, wenn selbst ein flirtfauler Mensch wie ich sofort in ein Gespräch verwickelt wird, dann verstehe ich nicht, weshalb New York als die Hauptstadt der Singles gilt. Muss wohl an den Neurosen liegen – die sind hier ausgeprägt! Das geht so weit, dass mir eine andere Dame erzählte, sie würde noch schnell Freunde treffen, die hätten Koks dabei. Auf meine – zugegeben naive – Frage, warum sie das Zeug denn nötig habe, kam doch tatsächlich die Antwort „Um dazu zu gehören“ – einen dämlicheren Grund so was zu nehmen gibt es wohl nicht. Ich verabschiedete mich höflich, den Hinweis, was Kokain in Südamerika anstellt, kann man sich wohl sparen… Bei aller Liebe, so ein bisschen gestört sind die New Yorker mitunter schon, es geht doch sehr um den schönen Schein. Mit einer Lebenseinstellung von „Mir doch egal, was andere denken“ ist man hier Exot, selbst „Freundschaften“ unterliegen klaren Statusregeln. Naja, es kann ja nicht alles schön sein hier, sonst müsste ich glatt herziehen.

Wie auch immer, grundsätzlich ist die Stadt immer wieder eine Reise wert, es waren einige ziemlich schöne Tage und interessante Nächte. Jetzt aber erstmal ab nach Hamburg zum Zwischenstopp. Ich muss sagen, ich freu’ mich drauf. Und nach Südamerika, Panama und nun den 104 Grad Fahrenheit (was immer das in Celsius ist, es ist jedenfalls reichlich) bin ich gar nicht sooo unglücklich, dass der Sommer in Hamburg angeblich gerade eher Pause macht…

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