Sonntag, 24. Juli 2011

NYC - Brooklyn, Baby

Also das haben sie mit den bescheuerten Grenzkontrollen gemeint, diesmal hat’s mich so ein bisschen erwischt. Nach fürchterlich frühem Aufstehen, einem vergleichsweise unbequemen Flug (niemals Delta fliegen, großer Mist und beide Landungen waren so ziemlich die beschissensten in einer ganzen Weile) kam ich zunächst in Atlanta an und der Bursche von der Immigration hatte entweder einen schlechten Tag, fürchterlichen Stuhlgang oder war generell ein Kotzbrocken: Mit so einem Gesichtsausdruck darf man eigentlich niemanden auf generell unbescholtene Reisende loslassen. Auch Fragen wie „Wieso sind sie nach Südamerika gefahren?“ kommen mir doch etwas schräg vor – na, ist vielleicht die US-amerikanische Grundeinstellung, hier gilt Miami ja schon als Gipfel der Exotik… Zum ersten Mal ist es mir wirklich schwer gefallen freundlich und geduldig zu bleiben, aber dem zu erklären, dass er mir am Achtersteven vorbeigeht hätte auch nur bedeutet, dass ich mich umgehend in einem Flugzeug zurück nach Panama befunden hätte. Zugegeben, der Job ist auch dämlich, aber da kann ich ja nichts für wenn er sich so was aussucht! Trotzdem seltsam, mit Sicherheitspersonal habe ich sonst so überhaupt keine Probleme.

In New York angekommen dann ein ganz anderes Bild: Trotz brütender (!) Hitze alle Leute extrem freundlich, grinsend und scherzend – im Bus lachte sich ein alter Schwatter mit schwerer Hornbrille erstmal über meinen zugegebenermaßen recht großen Rucksack schlapp um dann die Hand auszustrecken und im klassischen Singsang „Hey man, welcome to New York“ zu schnarren. Auch sonst, alle fröhlich. Das klingt jetzt eigentlich nicht ungewöhnlich, aber der New Yorker an sich steht normalerweise im Ruf, erstmal äußerst ungehobelt und vor allem zu Touristen außerordentlich unfreundlich zu sein – die Zeiten haben sich wohl wirklich geändert.

Jetzt sitze ich in Brooklyn, in einem hervorragenden Hostel – das ist in New York nicht selbstverständlich, aber dafür nehmen sie’s hier auch von den Lebenden!! Der Teil Williamsburg ist so ein wenig die Hipster-Hochburg, alle die hier rumlaufen sind gezielt und detailverliebt ein wenig abgewarzt, aber mit unerschütterlichem Bewusstsein für den STYLE – alles Second Hand (genauer gesagt „Vintage“), aber bloß nicht die falsche Marke! Und da sitzt nicht ein Haar falsch, obwohl es so aussehen soll als seien sie gerade aus einem Loch gekrochen. Nicht ein Fahrrad hat eine Gangschaltung, man fährt Single Speed, sehr hip (aber bei dem Flachland hier auch kein wirkliches Problem). Auf jeden Fall muss ich die Affektiertheit in der Schanze etwas relativieren, gegen die Truppe hier ist das (fast) nichts. Aber egal, die Coolness hin oder her, die Stimmung ist gut, es gibt viele kleine Bars und Cafes – letztere mit hervorragendem Kaffee (natürlich Fairtrade) – und hübsch anzusehen sind die kleinen Mädels allemal.

Man beachte die klassischen Feuerleitern 

Ein paar Straßen weiter ist Brooklyn dann wieder eher so wie man es sich vorstellt, sehr schwarz oder zumindest Hispano (meinen ersten Abend habe ich weitestgehend Spanisch sprechend in einer puertoricanischen Billardbar verbracht, die hatten wenigstens anständiges Bier (Presidente) – entgegen meinen Prinzipien habe ich mich auf „Fünf Dollar pro Spiel“ eingelassen, hatte aber Glück: Damit waren meine Biere bezahlt und es blieb noch ein bisschen hängen, zum Glück hatte ich einen Run). Trotz der besagten Hitze bin ich mal ein wenig rum gelaufen, es sieht schon sehr stilecht aus.


Hätte ich Geld würde ich hier in Immobilien investieren: Eine Menge Häuser sind recht heruntergekommen, aber in bester Lage und von der Substanz her eigentlich ok – es schreit praktisch alles nach Gentrifizierung, was wohl auch nur noch eine Frage der Zeit ist, siehe die Hipster. Die Leute hier sind freundlich, auch wenn man in manchen Ecken das einzige Weißbrot ist – die Einladung, beim Basketball mit zu machen, habe ich aber dankend abgelehnt, bei den Jungs (Format 3x4 Meter) hätte ich wohl ganz schön in den Asphalt gebissen!

Heimlich aus der Hüfte geschossen, weil bloss nicht den Touri raushängen lassen! 

So, mal sehen wie das morgen weitergeht, Manhattan schätze ich mal.

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