Freitag, 22. Juli 2011

Panama City

Ok, man muss sich erst einmal daran gewöhnen. Ganz ehrlich, mein erster Eindruck von Panama City war ungefähr: „Ach herrje, wo bin ich denn hier gelandet??“ Wenn man sich aber erst mal akklimatisiert hat – sowohl was die Stadt als solche als auch die brütende, feuchte Hitze angeht – entdeckt man einige nette Ecken.

Panama City ist ganz gewiss keine schöne Stadt, im Gegenteil. Die meisten Ecken sind ausnehmend hässlich. Seien es die Neubaugebiete mit den Hochhäusern – die, wenn ich mal raten soll, ausschließlich mit Drogengeld finanziert werden – oder die fast Slum-artigen, heruntergekommenen Armenviertel. Alles nicht so richtig anheimelnd auf den ersten Blick. Selbst die Altstadt Casco Viejo braucht noch einige Zeit, manche Häuser sind zwar bereits renoviert und sehen wirklich gut aus, sehr viele sind aber noch absolute Ruinen (in zehn Jahren dürfte es aber wie Cartagena aussehen).

Außerdem waren die ersten Tage recht verregnet und vor allem grau, so dass wirklich keine schöne Atmosphäre aufkam.

Wie gesagt, braucht noch ein bisschen - auch wenn hier die Sonne schien

Eher mässig vertrauenerweckend...

Es heisst Panama City sei wie Miami, nur dass hier mehr Englsich gesprochen werde.

Alles nicht so richtig begeisternd, selbst mein Besuch an den Miraflores Schleusen des Panama Kanals war komplett verregnet – die Tatsache allerdings, dass mit Cap Roberta und Bahia Grande zwei „meiner“ alten Schiffe genau zeitgleich durch die parallelen Schleusenkammern gelotst wurden, war sehr lustig. Leider waren die Bilder durch den strömenden Regen recht unspektakulär.

Nach etwa zwei Tagen allerdings – und mit aufklarendem Wetter – entdeckt man plötzlich einen unerwarteten Charme! Die zwar nach wie vor benachteiligten und schmutzigen Viertel verströmen dennoch eine fast spürbare Energie, der Mix an Leuten von schwarz über braun und hellbraun bis hin zu indigen ist irgendwie faszinierend, selbst die allgegenwärtige Militärpolizei grüßt freundlich und die Taxifahrer (in manchen Ecken ist es doch, gerade nachts, einfach sinnvoll per Taxi unterwegs zu sein) veralbern einen beim Preis nur so lange, bis man ihnen auf Spanisch antwortet.

Vor allem aber das lebhafte Gewusel in den billigen Einkaufsstraßen und Märkten ist ansteckend und man könnte stundenlang nur durch die Gegend laufen und die Atmosphäre genießen. Leider kann ich mich immer noch nicht recht dazu durchringen, Personen in der Straße im Porträt abzulichten (ich käme mir einfach vor wie im Zoo), aber die Szenen sind einfach klassisch, sei es der alte schwarze Mann im Anzug und mit Zeitung, der sich von einem noch älteren die Schuhe putzen lässt oder die – Verzeihung – breitärschige Mama in rosa Leggins, die mit Lockenwicklern im Haar vor dem Friseur steht und eine raucht, es ist einfach charmant.

Mit besagtem Aufklaren des Wetters zeigt sich auch die Stadt etwas freundlicher, zumindest teilweise:

Casco Viejo in bereits renoviert

Der Markt für Heilkräuter und Veggies

Unterm Strich bleibt es zwar dabei, Panama City ist sicherlich nicht meine Lieblingsecke, aber mit der Entdeckung der netten Seiten und nicht zuletzt wegen wieder einmal sehr netten Leuten im Hostel (in diesem Fall allerdings im Rahmen einer israelischen Invasion – aber die mag ich ja, vor allem wenn sie weiblich sind, romänisch-irakischer Herkunft, sowie riesige braune Augen und ein süßes Lächeln haben) war es durchaus in Ordnung.

Damit ist also mein Südamerika-Abenteuer erstmal vorbei, großartig war’s in fast jeder Hinsicht, den Horizont hat es ohnehin unheimlich erweitert und mein letztes Mal war es sicherlich auch nicht.

Zum Abschluss also noch ein Schmatzer, und dann geht’s nach New York:

"Ein Kuß ist kein Verbrechen"

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