Mittwoch, 19. Januar 2011

Fazit Australien

Was ist nun das Fazit von zwei Monaten Australien? Es ist unbestreitbar ein traumhaft schönes Land, zumindest die Ecken, die ich gesehen habe. Was Städte angeht, bleibt man am besten bei den Großstädten, die kleineren kann man getrost vergessen.

Es ist jedenfalls relativ schwierig, „echte“ Australier aufzuspüren. Zumindest an der Ostküste sind so viele Reisende unterwegs, dass der Australier an sich zur Minderheit wird. Selbst Leute, die hier leben, sind vorwiegend zugewandert und zumindest vom Geburtsort keine „echten“ Australier. Wie schon erwähnt kann das ein Segen sein – auch unter den Reisenden und Zugezogenen finden sich clevere Leute – aber es macht es enorm schwierig ein wirkliches Schlaglicht auf die Australier zu werfen. Da das für mich ein Hautgrund des Reisens ist – herauszufinden, wie die Leute anderswo ticken – kann ich die Tour unter diesem Aspekt nur als halb gelungen bezeichnen. Diejenigen „echten“ Australier, die ich getroffen habe, deckten ebenfalls eine gewisse Bandbreite an Intellekt und Charme ab, so dass man wohl sagen muss, dass Australien von den Leuten her weder besser noch schlechter dasteht als anderswo auf der Welt. Als Deutscher ist man ja besonders sensibilisiert was rassistische Tendenzen und Nationalstolz angeht, in der Hinsicht scheinen sie ein wenig über dem Durchschnitt zu liegen, aber nicht besonders (allerdings musste ich mir in der ein oder anderen Nationalstolzdebatte – insbesondere im Bezug auf die australische Beteiligung am Ersten Weltkrieg – doch reichlich auf die Zunge beißen). Was den Alltagsrassismus angeht hat wie unten ja schon erwähnt langsam ein Umdenken eingesetzt, das nun mit einiger Verve verfolgt wird, also geht die Tendenz anscheinend zumindest in die richtige Richtung – und welches Land hätte da keinen Nachholbedarf?

Rein praktisch gesehen ist Australien recht teuer, wer also eine Reise plant sollte auf ein angemessenes Budget achten! Für den australischen Staat ist die Sache gewitzt geregelt: Es gibt sehr viele Mini-Jobs (als Beispiel: Festmacher auf den Fähren, fünf an Bord, fünf pro Pier – zum Vergleich: auf Hamburgs Hafenfähren sitzt genau einer und das war’s)  mit ordentlichen Gehältern, die zwar dem freimärktlerischen Ökonomen aufgrund von Effizienzmangel die Tränen in die Augen treiben dürften – was mir selbstredend das Herz bricht – allerdings hält es auch die Leute von der Strasse, Obdachlose beispielsweise sieht man so gut wie nirgendwo. Dementsprechend muss man wohl sagen, dass das System funktioniert – allerdings auch und gerade, da derartig Beschäftigte und deren Kosten von den Unmengen an Touristen mitgetragen werden, also die Zeche nicht eins zu eins von den Australiern zu tragen ist. So oder so macht es Australien sehr sympathisch, da es weitestgehend sozial eingestellt sind und eben auch für weniger Begabte eine Chance offen hält, was wir in Europa gegebenenfalls ja auch mal überdenken könnten.

Unterm Strich war es die Reise allemal wert, einige wunderschöne Eindrücke nehme ich auf jeden Fall mit, einige sehr nette Bekanntschaften habe ich gemacht und einige Freundschaften vertieft, was will man also mehr?

Mehr Zeit vielleicht, ich habe doch einiges noch nicht gesehen oder zu schnell abgehandelt, aber gut, jetzt bin ich erstmal gespannt auf Neuseeland.

1 Kommentar:

  1. Hi Chrischan,
    ich verfolge Deinen Blog, genieße Deine Eindrücke mit, fühle mich ein Stück weit mit auf der Reise zu sein. Deshalb mal ein Lob an Dein Durchalten ein Tagebuch so konsequent zu schreiben. Das mit der netten französischen Reisebegleitung musst du später mal erzählen. nun also good luck in NZ und vorsicht vor den Schafen (soll es ja recht viele geben)
    Gruß Ingo

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