Montag, 24. Januar 2011

Wellington

Wellington ist eine nette Stadt. Zwar gibt es hier überraschenderweise weniger Marinas (obwohl der Naturhafen, an dem Wellington liegt, durchaus ein nettes Revier sein dürfte), aber was der Stadt an Segelflair fehlt macht sie mit Kultur und Nightlife mehr als wett. Somit war es recht praktisch am Freitag anzukommen, um gleich ins Leben geworfen zu werden. Mit Jacob (aus Minnesota, also ein Stoppelhopser, aber ein netter) und Sarah (einer Kiwi aus Wellington, die uns gleich mit einer Gruppe ihrer Freunde bekannt machte), die ich während der Zugfahrt traf, stürzte ich mich ins Nachtleben, gestärkt von Gnocci und einem großartigen Sauvignon Blanc aus der Gegend von Marlborough – Wein können sie! Kurz gesagt, es wurde eine lange Nacht.

Der Samstag war leicht bedeckt, was ein erkunden der Stadt nicht ganz so schweißtreibend machte. Überhaupt ist es hier ein bisschen kühler als ich es von den letzten Monaten gewöhnt bin – ist aber eine nette Abwechslung.

Wellington liegt auf Hügeln, wie immer ist die Innenstadt nicht allzu spektakulär und die Häuser von-bis, aber der Botanische Garten ist sehr hübsch gemacht, eine schöne Anlage mit Erklärungen der jeweiligen Pflanzen – und vor allem dem Einfluss, den eingeschleppte Spezies (sowohl Pflanzen als auch Tiere) auf die hiesige Flora und Fauna haben. Überhaupt sind die Neuseeländer auf intensive Art mit Umweltschutz und vor allem dem Schutz der ursprünglichen Natur verwoben. Persönlich finde ich das großartig. Es nimmt zwar zuweilen fast skurrile Formen an, aber führt tatsächlich dazu, dass großflächige Schutzgebiete abgesteckt werden und die Natur als Wert an sich ganz selbstverständlich als schützenswert wahrgenommen wird. Wie schon in Australien – hier sogar noch mehr – empfinde ich das als sehr nachahmenswert.

Vielleicht bin ich gerade etwas emotional, aber auch der Peace Garden im Botanischen Garten hatte etwas Berührendes: Ein Wasserfall und ein kleiner Teich umschließen eine kleine japanische Pagode, in der eine Flamme brennt, die vom ungelöschten Feuer der Atombombe in Hiroshima stammt. In einer offiziellen Zeremonie wurde die Flamme – am Tempel in Hiroshima entzündet – an Wellington für die Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt von den japanischen Tempelpriestern übergeben. Ich persönlich wusste nicht, dass die Kiwis sich dort besonders hervorgetan hätten, aber man lernt ja nie aus (und in der Tat ist Neuseeland nuklearfrei). So oder so stimmt einen dieser Garten, gleich neben den Rosenbeeten gelegen, nachdenklich.

Die Flamme von Hiroshima 

Nach wiederum recht ausschweifender Nacht war am Sonntag das Te Papa Museum auf dem Plan (außerdem regnete es permanent, was einen Museumsbesuch ohnehin adäquat machte). Jedem Wellington Besucher sei dieses Museum ans Herz gelegt (und nicht nur, weil der Eintritt frei ist): Es konzentriert sich auf Naturwissenschaft mit Neuseeland im Fokus. Die Ausstellungen sind hervorragend und sehr anschaulich gemacht (und auch sehr kinderkompatibel – da wären wir wieder beim Geräuschpegel) und zeigen sowohl die erdgeschichtliche Entstehung als auch die Veränderungen im Verlauf der Zeit, insbesondere seit Ankunft des Menschen und welche Folgen dieser hatte – wie schon gesagt, da haben die Kiwis eine Ader für!  Auch die pazifischen Kulturen werden beleuchtet und die Verbindungen zu Neuseeland dargestellt, alles in einer sehr unaufdringlichen und nachvollziehbaren Weise, einfach gut gemacht.

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