Montag, 28. März 2011

Nightlife

Im Allgemeinen…

Das Nachtleben ist schon recht anstrengend, es macht Buenos Aires zu einer recht ungesunden Stadt (abgesehen davon, dass es fast unmöglich ist, einen vernünftigen Orangensaft zu bekommen oder auch nicht-fettiges Essen…). Die gute Seite ist, dass man praktisch jede Nacht unterwegs sein kann. Der Nachteil ist, man ist jede Nacht unterwegs.

Generell geht das Leben hier recht spät los, gegen zwölf sind die Restaurants noch gut besetzt und die Bars fast leer – das ändert sich so gegen eins, auch in der Woche. Einerseits finde ich das sehr sympathisch – es ist eben immer etwas los – auf der anderen Seite ist es etwas ärgerlich, wenn man einfach nur einen kleinen Drink mit ein paar Freunden nehmen will ohne gleich bis in die frühen (oder auch späten) Morgenstunden abzustürzen. Insofern mache ich hier doch oft die Nacht zum Tage, und auch wenn das im Prinzip eine nette Sache ist so hätte ich doch gern die Wahl – das gibt’s aber leider nicht.

Was den Stil angeht so habe ich bisher zwar einige schöne Bars und Clubs gefunden, musikalisch ist es allerdings bestenfalls mittelmäßig, meist ist die Musik eher mies bis schlechter – was tragisch ist wenn man sich das Potential ansieht! Auch den Ruf der Buenos Airesianer, immer sehr herausgeputzt zu sein wenn sie ausgehen, kann ich nur bedingt bestätigen. Von einigen Damen unterdurchschnittlichen Intellekts (das Gesicht sagt leider alles) abgesehen, sind die Leute gänzlich normal an der Grenze zum Nerd – nicht ganz das, was ich erwartet habe, und das durchaus auch in den „In-Clubs“ – die musikalisch eine echte Katastrophe darstellen: Ich höre mir ja gerne mal Elektro an, aber bitte in gut gemacht. U2’s „With Or Without You“ mit einem Dance-Beat unterlegt ist einfach jenseits des guten Geschmacks!

Es macht auch den Eindruck als wäre es in der Nacht nicht all zu kommunikativ, man sieht in erster Linie Gruppen aus Leuten, die gemeinsam kommen und auch wieder gehen, Interaktion ist selten. Naja, in aller Ehrlichkeit vielleicht auch nicht anders als in Hamburg, man gönne mir etwas Zeit zur Eingewöhnung, es ist schließlich mein erster Stopp in Südamerika.

Nichtsdestotrotz, unterm Strich kommt mir das Nachtleben sehr entgegen, insbesondere die Tatsache, dass man nicht bis zum Wochenende warten muss um ein wenig was um die Ohren zu haben. Der Zeitrahmen wirkt allerdings etwas blödsinnig.

Auch interessant ist, dass sich selbst zu spätabendlicher Zeit das Kleinkind von fünf Jahren mit Omma die Klinke in die Hand gibt. Zumindest in den Restaurants sind bis tief in die Nacht hinein alle Altersstufen vertreten – ich find’s nett.

…und im besonderen.

Buenos Aires wird dem Ruf einer Kulturhauptstadt durchaus gerecht. Nicht nur, dass es mehr Museen zu besichtigen gibt als man in ansatzweise zivilisierter Zeit schaffen kann und die Architektur geradezu atmet, an diesem Samstag fand auch noch die Noche En Vela statt: In diversen Cafes und Bars, auf Bühnen auf der Strasse und in Parks ging es um Musik, Vorträge, Lichtinstallationen und was einem sonst noch so einfällt. Da die Aktionen über die ganze Stadt verteilt waren musste man sich schon irgendwo festlegen. Dankenswerter weise gab es rund um mein Hostel einiges zu sehen so dass ich das Moskauer Symphonie Orchester erleben konnte (spielte eine Mischung aus dem Nähkästchen, Tschaikowsky, Borodin, Khachaturian etc) vor dem Hintergrund des ausgeleuchteten Obelisken – phantastisch. Später am Abend – oder besser in der Nacht, es fing um 01:30 an – saß ich dann in einem klassischen argentinischem Cafe und hörte Tango. Eigentlich ist Tango musikalisch gar nicht so meins, aber diese Gruppe hat mich fast zu Tränen gerührt. Mein mir eigener Zynismus hin oder her, es war einfach wunderschöne Musik! Dazu kamen besagte Lichtinstallationen, die Mischung aus jung und alt und die Architektur der ausgeleuchteten Altbauten, abgesehen von einer relativen Kühle eine absolut harmonische Nacht.

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