Donnerstag, 28. April 2011

Boliviens Südwesten

Mein erster Tag in Bolivien war atemberaubend – und zwar ganz im Wortsinne! Aber dazu später mehr. Mit dem Minibus ging es von San Pedro zur bolivianischen Grenze, wo wir in Jeeps umgeladen wurden. Nachdem die explodierte Heckscheibe des meinigen in bester Seglermanier mit Duct Tape geflickt worden war ging es los.
Ein Großteil des Südwestens der Provinz Potosi besteht aus dem Nationalpark Eduardo Avaroa mit wirklich phantastischen Landschaften: Es ist eine bergige Wüste mit schroffen, fast bizarren Felsformationen, Bergen in rötlichem und bräunlichem Schimmer, oft mit Schneekronen, und diversen Lagunen:
Laguna Blanca

Arbol de Piedra, der "Steinbaum" - man beachte die Luft!

Lagua Colorado

Wüste!

Es ist wirklich faszinierend und ziemlich einzigartig. Während die Berge ein phantastisches Panorama bilden sind besonders die Lagunen beeindruckend: Durch die extreme Trockenheit, die starke Sonneneinstrahlung in dieser Höhe und die dadurch hohe Verdunstung sind die Lagunen natürlich sehr salzhaltig. Außerdem ist die Wasserzufuhr meist Schmelzwasser von den diversen teils aktiven Vulkanen, das Silikate, Schwefel und so weiter ausgewaschen hat. Sowohl Salze als auch die anderen Mineralien kristallisieren bei sinkendem Wasserstand und geben den Lagunen einen unwirklichen Schimmer – je nach vorherrschendem Mineral grün, rot, weiß oder blau – mit dem Spiegelbild der dahinter liegenden Berge:

Dabei ist die Luft kristallklar, kein Staub, nichts – großartig, man hat eine erstaunlich weite Sicht – allerdings auch schnell ausgetrocknete Schleimhäute.

Und wie immer: Die Wüste lebt. Man sieht Lamas, Vicunas (sehr geschützt: Auf Abschuß eines Vicunas stehen zwei Jahre Knast!), Chinchillas und Flamingos in den Lagunen – und das sind nur die offensichtlichen. Schon toll.

Auch die Gruppe von Leuten, mit denen ich im Jeep unterwegs bin, ist durchweg nett, also soweit fast alles gut.

Haken an der Geschichte: Den ersten Tag – und schlimmer noch: die erste Nacht! – haben wir zwischen 4.400 und 4.800 Metern verbracht. Wie gesagt, atemberaubend im Wortsinne. Das alleine wäre ja nicht so schlimm, wir sind ja nicht so viel herum gelaufen, aber die dünne Luft sorgt für einen epischen Kopfschmerz! Schlaf habe ich leider keinen bekommen. Und auch sonst ist das Altiplano (wie der Fachmann sagt) klimatisch recht fordernd: Während tagsüber die Sonne für durchaus t-shirtkompatible Temperaturen sorgt (zumindest solange kein Wind weht), stürzt die Temperatur dagegen nachts auf weit unter den Gefrierpunkt – mir sagte man minus 20°! Der Sternenhimmel war zwar wunderschön, aber bei den Temperaturen wollte wirklich keine Romantik aufkommen.

Auch muss ich bereits feststellen, dass die Hostels hier wohl eher rudimentärer Natur sind. Es heißt wohl „back to basics“ für die nächste Zeit, aber das ist ja auch mal ganz lustig.

Der zweite Tag – und vor allem die zweite Nacht – waren klimatisch besser. Einerseits gewöhnt man sich an die Höhe, andererseits ging es auch langsam etwas weiter runter, auf etwa 3.600 Meter. Von „Baumgrenze“ kann zwar keine Rede sein, aber es wird doch ein wenig grüner. Meist kleine Büsche, die Trockenheit abkönnen, ziehen sich die Hänge hinauf und geben noch eine weitere Farbe hinzu, spektakulär. Auch gibt es auf dieser Höhe einige kleine Flüsse, deren Durchquerung schon fast Abenteuercharakter hat – naja, fast.

Ebenso hoch lag unser zweites Hostel, in einem kleinen Dorf. Ebenfalls rustikal, aber heimelig. Die Leute hier leben mehrheitlich von Landwirtschaft, d.h. Lamazucht – für Fell und Fleisch, wobei letzteres durchaus lecker ist (unser Abendessen) – und Anbau von Quinua, einer Art Strauch, deren Frucht reisartig ist, aber die im Gegensatz zu Reis fast ohne Bewässerung auskommt. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist die Mine von San Cristobal, wo Gold und Silber im Tagbau gewonnen werden – die fiesen Minen kommen erst noch – und einen nicht unbeträchtlichen Teil der bolivianischen Wirtschaft ausmacht.

Weiter Richtung Uyuni, dem letzten Stop und die wahrlich spektakuläre Salzwüste! Die Wüste ist ein ziemlich großer ehemaliger See, der witzigerweise nicht in erster Linie von der Sonne, sondern von vulkanischer Aktivität ausgetrocknet wurde – der Legende nach waren daran vier Vulkane beteiligt: Zwei Herren, eine Dame und ihr Kind: Die vier stehen um die Wüste herum – und selbstverständlich haben die beiden Herren es ausgefochten um die Dame zu gewinnen, daher die massive Aktivität, die den See austrocknete. Der Salzgehalt ist dabei auf die Tränen der Dame zurückzuführen, die das Spektakel weinend betrachtete. Na dann…
Jedenfalls sind die Ausmaße schon gigantisch, man sagte mir es seien 12.000 Quadratkilometer, was aber eventuell etwas übertrieben ist. Dennoch, es ist die größte zusammenhängende Salzwüste der Welt und ihr Anblick ist atemberaubend, schillernd in der Sonne und von gleißendem Licht ohne ein Ende zu sehen.


Lustigerweise wird die Fläche dennoch in der „feuchten“ Jahreszeit überschwemmt, wir hatten Glück: Erst seit einem Monat kann man wieder ganz raus fahren, einige Salzseen stehen aber noch und machen das Ambiente noch unwirklicher. Hat was.

Nur das mit dem Müll haben sie hier nicht raus, im Umkreis von einem Kilometer um Uyuni herum sieht es aus wie auf einer einzigen großen Müllhalde, das ist ehr traurig.

Unterm Strich war es den Trip auf jeden Fall wert, so eine Landschaft hat man wirklich nicht oft! Ich brauche aber eine bessere Kamera…

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