Freitag, 8. April 2011

Mendoza

Mendoza hat mal wieder was. Nach einer vierzehnstündigen Busfahrt über Nacht – die Sitze waren zwar mit einer älteren Business Class zu vergleichen, aber dennoch die entscheidenden 10 Zentimeter zu kurz – kam ich in an, leicht gerädert. Mendoza liegt genau westlich von Buenos Aires, aber auf der anderen Seite von Argentinien kurz vor den Anden, und ist das Zentrum des argentinischen Weinbaus, insbesondere Rotweine kommen hier her – und sind großartig, aber dazu später.

Im 19. Jahrhundert wurde Mendoza von einem Erdbeben reichlich zerlegt, daher wurde beim Wiederaufbau darauf geachtet, viel Platz zwischen den Häusern zu lassen, damit die Bevölkerung im Falle eines weiteren Bebens die Chance hat, sich vor herab fallenden Gebäudeteilen in Sicherheit zu bringen. Heutzutage profitiert der Besucher daher von recht breiten Strassen und flachen Gebäuden, was das Stadtbild doch sehr auflockert. Außerdem ist Mendoza grün! Es ist wirklich nett, praktisch jede Strasse ist eine Allee:


Besonders interessant ist das deshalb, weil die Gegend eigentlich sehr trocken ist. Aber durch den Weinbau versteht man hier etwas von Bewässerung: Die gesamte Stadt ist mit kleinen Kanälen – man denkt eigentlich mehr an übergroße Rinnsteine – durchzogen, die die Bewässerung sichern:


Eigentlich trifft das auf die gesamte Gegend zu, auch im Weinbaugebiet wird selten eine Sprenganlage benutzt sondern auf die traditionellen Kanalsysteme gesetzt. Ich vermute die Mayas haben das damals auch nicht anders gemacht – es gibt dem Ganzen einen zusätzlichen Charme.

Ein weiterer netter Aspekt ist der Parque San Martin (jedes noch so kleine Städtchen hat hier eine Avenida Del Libertador, eine Plaza Independencia und eben einen Parque San Martin), eine weitläufige Parkanlage mit einem kleinen See, Springbrunnen und gepflegten Gärten mit Cafe – welches mir sehr entgegenkam um etwas ab vom Lärm zu lesen:


Auch etwas „wilder“ belassene Bereiche gibt es, mit Gebüschen und abgeschiedenen Baumgruppen – ich unterstelle mal dass diese sich bei der örtlichen Jugend einiger Beliebtheit erfreuen, sie leben eben meist noch bei Mama & Papa – und einigen schönen Lauf- und Spazier- sowie Mountainbikestrecken.

Vom Hügel aus hat man dann einen Blick über Stadt und das Weinbaugebiet (was aber eigentlich nur flach ist und daher mäßig spektakulär) sowie in die andere Richtung gen Anden.

Was die von mir erhoffte Ruhe angeht ist hier allerdings Fehlanzeige: Das Hostel ist sehr belebt – und die sind zwar alle sehr nett hier, aber eben auch auf Feiern aus. Dass die Universität um die Ecke liegt trägt auch nicht gerade dazu bei, dass es ruhig zugeht. Ich versuche mich dem örtlichen Rhythmus anzupassen: Zwischen sechs und acht tritt relative Ruhe ein und das sollte man auf jeden Fall für ein Stündchen Schlaf nutzen!

Nun aber zum Wein: Wie gesagt wird hier Rotwein großgeschrieben, vor allem Malbec. Aber auch Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah sind populäre Reben – und in aller Ehrlichkeit gesagt, sie können das hier! Ich habe gestern die obligatorische Weintour gemacht, was so viel heisst dass man per Bus in den Vorort Maipu fährt, sich dort ein Fahrrad mietet (weshalb auch Motorscooter für eine Weintour angeboten werden ist mir allerdings schleierhaft) und dann die vielen Bodegas abklappert und hier und da ein Gläschen verkostet. Sehr angenehm und auch sehr günstig – man bezahlt zwar meist das Verkosten, aber nur n’ Appel und n’ Ei. Besonders der Syrah von Tempus Alba hat’s mir angetan, falls den einer irgendwo sieht: Empfehlenswert.


Später rollt man dann glücklich und ein klein wenig unkoordiniert zurück – wichtig dabei: Wasser nicht vergessen, sonst wird’s trocken im Hals!

So, und morgen geht es für mich erstmal in die Berge, diesmal gehe ich was die Ruhe angeht auf Nummer sicher, da gibt’s wohl so gar nix! Also erstmal Sendepause für zwei, drei Tage, dann traue ich mich wieder in die Zivilisation.

2 Kommentare:

  1. Hi Chrischi,
    Deine Tour wird ja richtig zur Degustationsreise. Da musst Du wohl doch noch einen Abstecher nach Südafrika machen, sozusagen um die neue Welt rund zu machen. Weiterhin viel Spaß (und hüte Dich vor Vukanausbrüchen in Südamerika!!!) Gruß Ingo

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  2. cheeeers tönt also super deine Degustation :-)

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