Freitag, 3. Juni 2011

Quito

Die Fahrt nach Quito war durchaus interessant. Sobald man die Küstenebene hinter sich gelassen hat, windet sich die Straße in die Anden hinauf – Quito selbst liegt auf 2.800 Metern. Die Straße ist größtenteils gut ausgebaut, wenn man aber die letzten Abschnitte im „alten“ Stil befährt kann es einen schaudern: Die Straße ist dort sehr eng, es geht direkt daneben steil bergab, die entgegenkommenden Lastwagen fahren wie die Geisteskranken, neblig und feucht ist es außerdem. Ich war ganz froh, oben angekommen zu sein. Die Hochebene um Quito herum sieht übrigens aus wie Schleswig Holstein, mit Tannenwäldchen und sogar den schwarz-weißen Kühen!

In Quito angekommen fühlte ich mich gleich wohl. Das Stadtzentrum liegt im Tal zwischen höheren Bergen und teilt sich in das Centro Historico und die Neustadt, wo die meisten Hostel liegen, umzingelt von Bars und Restaurants. Ein angenehm effizientes Bussystem macht den Weg vom Terminal in die Stadt zügig, auch in der Rush Hour (die Busse haben ihre eigene Spur). Einquartiert in einem netten kleinen Hostel fing ich gleich mal an nach einer Galapagos Tour zu suchen, morgen geht’s los!

Die Altstadt ist mal wieder großartig, viele Kolonialbauten, vor allem alles liebevoll in Stand gehalten – das fällt sehr auf: Fast alle Fassaden sind ziemlich herausgeputzt:

La Ronda 

Außerdem gibt es eine große Zahl an Kirchen, einige durchaus spektakulär. Vor allem die Basilica, wenn ich nicht irre im gotischen Stil:


Im inneren ist sie erstaunlich schmucklos, was mir gut gefällt: Der Bau wirkt auch so. Komischerweise gibt es keine Orgel – das habe ich so weit ich weiß noch nie gesehen, eine Kirche ohne Orgel...

Der komplette Gegensatz ist die Compania de Jesus, die innen praktisch komplett mit goldenen Ornamenten ausgekleidet ist – nicht mein Geschmack, aber durchaus eindrucksvoll. Fotos durfte man aber leider nicht machen.

Ganz allgemein ist die Altstadt wirklich nett um einige Tage einfach durch die Straßen zu laufen und sich vom Trubel, der Architektur und der ganzen Atmosphäre vereinnahmen zu lassen.

Eine Beobachtung: Die ecuadorianische Armee sorgt für ihre weiblichen Offiziere: Während die Herren zu ihrer Paradeuniform einen Säbel tragen gibt es für die Mädels eine Handtasche! Ich bin ja fast umgefallen.

Ansonsten ist das kulturelle Angebot sehr groß, insbesondere in diesem Jahr: Quito ist Kulturhauptstadt von Amerika 2011, inklusive Straßenkonzerten usw. Aber auch das ein oder andere Museum hat einen guten Ruf, das werde ich mir nach Galapagos noch mal näher ansehen.

Auch das Nachtleben hat was, um die Hostels herum liegen wie gesagt viele Bars, Clubs und Restaurants. Durchaus eine gute Stimmung. Ich war mit einigen Amis aus meinem Hostel ein paar Bierchen trinken und wir kamen mit einigen reichlich jungen Ecuadorianern ins Gespräch – die Jungs haben mich wirklich beeindruckt: Gerade achtzehn und aus der Schule raus, aber mit einem wirklich breiten Wissen und einem erstaunlichen Durchblick. Es war klar der Nachwuchs der absoluten Oberschicht, aber gerade das war angenehm, da sie ganz genau wussten, was in ihrem Ländle momentan schief läuft, insbesondere was die große Mehrheit der verarmten Campesinos angeht. Das stimmt hoffnungsvoll für Ecuadors Zukunft – der gegenwärtige Präsident schwimmt nämlich reichlich auf einer populistischen Welle. Wenn die Jungs so bleiben gibt’s aber Hoffnung. Es war eine sehr interessante Diskussion.

Heute halte ich’s aber kurz, der Flieger geht früh am Morgen.

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