Mittwoch, 21. September 2011

Allepey & Kollam

Und es wird noch netter: Allepey ist mit etwa 300.000 Einwohnern so etwas wie eine Kleinstadt für indische Verhältnisse und das merkt man auch. Sicher, die Hauptstrasse ist genauso turbulent und chaotisch wie ich es inzwischen kenne (und ja, auch schätzen gelernt habe), aber in den Nebenstrassen wird gleich ein Gang runtergeschaltet. Was mir besonders auffällt: Die Leute sind extrem freundlich, ständig wird man irgendwo gegrüßt und ist eigentlich permanent am Zurück-Lächeln, aber auf eine nette, unaufdringliche Art. Die Kinder natürlich sowieso.

Generell scheint mir Allepey recht wohlhabend zu sein, es gibt sehr viele Juweliere und in Richtung Strand kann man einige Strassenzüge schon fast als Villenviertel bezeichnen. Dabei ist die Stadt von mehreren Kanälen durchzogen:


Hat was von Alster

Natürlich gibt es auch hier etwas ruppigere Ecken, aber auch de scheinen mir vergleichsweise wohl situiert.

Auch der Strand hat was, er ist sogar ziemlich sauber:


Allepey ist außerdem einer der Standardorte für Touren durch die Kerala Backwaters, ein ausgedehntes Lagunen- und Kanalsystem, dem der Staat Kerala einen Großteil seines Reichtums schuldet: Neben den Kanälen erstrecken sich die Rice Paddies und die Kokosplantagen kilometerweit. Inzwischen sind aber auch Touren durch die Kanäle ein klarer Wirtschaftsfaktor. Ursprünglich hatte ich lediglich eine kurze Fahrt mit der regulären Fähre geplant, wurde dann aber von einer Gruppe in meinem Hostel für eine Hausbootfahrt über Nacht shanghait. Angesichts der Tatsache, dass diese Gruppe lediglich aus einem Briten und ansonsten sieben jungen Damen deutscher und österreichischer Herkunft bestand (einige davon sogar recht süß), habe ich mich da nicht lange lumpen lassen:


Nur der Brite fehlt – es war außerordentlich nett…

Die Hausboote sehen so ein wenig wie Gürteltiere zur See aus – und es gibt reichlich, es geht etwas zu wie auf der Autobahn. Aber dennoch, es ist eine sehr entspannte und im Komfort an die Kolonialzeit erinnernde Art den Tag zu verträumen:



Und um das ganze zu krönen war auch das Essen ganz hervorragend. Ich denke wir waren ohnehin das beliebteste Boot der Backwaters: Der Inder an sich ist mit Damen offensichtlich nicht all zu gesegnet, Papa hält halt die Hand über das Töchterlein bis sie etwa 40 ist – und somit waren die anderen Boote entweder mit Großfamilien oder eben mit Männergruppen besetzt, wobei letztere ihr Wohlgefallen angesichts meiner Reisebegleiterinnen lauthals zum Ausdruck brachten. Die Damen standen da drüber – und ich durfte grinsen, immerhin war ich an Bord. So lässt es sich leben…

Die Dämme der Rice Paddies sind der Grund und Boden auf dem die Farmer leben und immer wieder fährt man an kleinen Siedlungen vorbei, die ganz den klassischen Indienbildern entsprechen:


Der Tag darauf – wir kamen morgens nach Allepey zurück – war etwas schräg: Zwar war er geprägt von Entspannung pur, aber es wurde außerdem gestreikt; anscheinend wurde die Mineralölsteuer angehoben und da haben nicht nur die Tuktuk- und Taxifahrer die Arbeit niedergelegt, sondern voller Solidarität alle anderen auch. Das ist zwar ganz nett, aber wenn man bis zum Abend nirgendwo etwas zu essen bekommt ist es doch eher störend – aber immerhin sehr ruhig. Mit einem Abschlussessen in einem netten Restaurant am Strand ging unsere Gruppe am nächsten Tag wieder getrennte Wege.

Für mich hieß das einen kurzen Sprung nach Kollam zu machen. Leider war Kollam recht enttäuschend: Obwohl es einer der alten Häfen ist, in denen schon die Araber vor tausend Jahren Handel trieben, ist davon leider nichts mehr zu spüren und die Stadt hat einfach keinen Charme – trotz der Anbindung ans Wasser und ein oder zwei Kanälen samt netteren Häusern. Es sei denn, ich habe einfach nicht die richtigen Ecken gefunden. Bemerkenswert ist lediglich, dass Kollam trotz der geringen Entfernung zu Allepey und auch Cochin doch wieder deutlich hinduistischer geprägt ist, es gibt wieder mehr Tempel als Kirchen. Nun, immerhin hatte mein Hotel die erste heiße Dusche seit zwei Wochen für mich auf Lager, da will ich mich nicht zu laut beschweren. Dennoch, nach nur einem Nachmittag und einer Übernachtung fuhr ich weiter nach Varkala.

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