Donnerstag, 29. September 2011

Madurai


Nach einer ziemlich lausigen Busfahrt – die Flachzangen von Fahrern waren derartig unfreundlich, ich hätte sie bald erdrosselt, und unbequem war’s außerdem – von Kunyakumari entlang ziemlich unspektakulärer, trockener Landschaft kam ich am frühen Abend in Madurai an. Hier ist jetzt aber mal wirklich Templetime, und dann auch gleich mit einem der legendärsten: Der Sri Meenakshi Tempel gehört mit seinen 52 Meter hohen Eingangstürmen und sechs Hektar Grundfläche zu den wichtigsten Sakralbauten Südindiens und ist in der Tat ziemlich spektakulär:

 
Die Türme werden alle fünf Jahre neu bemalt und wie man sieht ist das wohl keine Kleinigkeit. In das innere Heiligtum darf man als Nicht-Hindu leider nicht hinein, aber auch der zugängliche Bereich ist durchaus eindrucksvoll:


Des Weiteren gibt es hier noch einen Palast aus dem 17. Jahrhundert der Nayak Dynastie. Es ist angenehm kühl zu Mittagszeit im Schatten der Arkaden, deren Bögen mit Dämon- und Schutzgottfiguren verziert sind:


Abgesehen davon ist Madurai allerdings eigentlich nichts besonderes, ein Großstadt ohne besonders hübsche Seiten, aber irgendwie gefällt es mir trotzdem. Die Straßen sind voller Leben, kleiner Märkte und Shops, es wuselt und hupt und – nun ja – stinkt, aber es ist charmant.


 
Ein Fluss führt durch die Stadt, kleine Kinder planschen im Wasser, Leute waschen sich und Frauen machen ihre Wäsche – ob sowohl Wäsche als auch Sich-Waschende hinterher sauberer sind lasse ich mal dahingestellt, die Wasserqualität ist mal wieder fragwürdig, am Ufer stapelt sich wie immer der Müll:


Auch scheint der Monsun in Tamil Nadu bisher noch nicht sehr reichhaltig ausgefallen zu sein, der Fluss führt für die Jahreszeit zu wenig Wasser, eventuell wird das ja noch etwas mit dem Nordostmonsun, der von Südwesten, der Kerala so grün gemacht hat, ist wohl von der zentralen Bergkette gestoppt worden.

Und wieder sind die Menschen sehr freundlich, selbst der „Sales Pitch“ dauert hier eine Weile: Ein Herr sprach mich auf der Straße an, es entwickelte sich ein nettes Gespräch in dem er mir einiges über Madurai erzählte und mich auf das Dach eines Hauses führte, von dem man die Tempelanlage überblicken konnte. Dann – ganz nebenbei – ließ er einfließen, dass er ja auch Schneider sei und mir allerlei Sachen schneidern könne – für mich natürlich zu einem ganz besonders guten Preis. Es spricht für ihn, dass er nach meinem sehr höflichen Ablehnen dennoch freundlich blieb und mir nicht weiter auf die Pelle rückte. Angenehm.

Ansonsten ist es hier wie überall in Indien – zumindest soweit ich das bisher beurteilen kann: Sobald mehr als drei Inder an der selben Stelle leben ist der Geruch leider nicht der von Lotus und Gewürzen wie man sich da vielleicht vorstellt sondern der von Abgasen, Müll, Verwesung, Schweiß und Urin. Damit muss man wohl leben.

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