Freitag, 28. Oktober 2011

Udaipur


Udaipur wird häufig als die romantischste Stadt Indiens bezeichnet – und ich muss sagen, der Ruf scheint wohlverdient. Die Architektur erinnert sehr an Marokko, die Häuser haben kleine Alkoven mit verzierten Arkaden, die kleinen Gassen entlang der Teehändler sind verwinkelt. Es ist traumhaft. Dazu kommt die Lage: Zwischen Hügeln gelegen grenzt die Altstadt an mehrere zusammenhängende Seen, über allem thront der phantastische City Palace und auf dem größten See glitzern zwei weitere Paläste auf Inseln, ein Panorama zum Genießen.

Ich fand ein großartiges Hostel auf der etwas ruhigeren Seite gegenüber, mit einem sagenhaften Blick über Palast und See, der besonders in der Abenddämmerung einfach ein Traum ist:


Aber auch aus der Nähe ist der Palast einen Besuch wert, der weitläufige Komplex ist umwerfend: Verwinkelte Gänge führen zu Höfen und versteckten Brunnen, prächtigen Residenzzimmern und Privatgemächern mit großartigem Blick über den See und die Stadt. Allein die Fassade ist beeindruckend:

  
Aber auch sonst lädt Udaipur zum Flanieren ein, entlang des Sees zu einem Reservoir mit Pavillion oder einfach durch die belebten Gassen.


Weiter an den Seen entlang entkommt man dem Trubel der Altstadt, entlang schattiger Alleen leisten einem nur noch die Affen Gesellschaft.

Und wem das noch nicht genug ist: Auch cinematographisch ist man hier auf geweihtem Boden, der (zugegebenermaßen mäßige) James Bond Streifen ‚Octopussy’ wurde größtenteils hier gedreht. Allerdings ist es auch ein sehr beliebtes Ziel für Touristen und ein Großteil der Altstadt besteht aus den üblichen Verdächtigen von Devotionalien Shops. Einerseits natürlich unwillkommen, andererseits bin ich aber auch nicht ganz unglücklich nicht mehr das einzige weiße Gesicht auf der Straße zu sein (in Jalgaon ging das so weit, dass im Restaurant ein Vater mit seiner Tochter auf dem Arm an meinen Tisch trat und fingerzeigend dem Nachwuchs erklärte, dass das einer von diesen komischen Westlern sei – wie im Zoo).

Und mein Timing stimmt auch: Momentan findet das hinduistische Diwali Fest statt, mit dem die Rückkehr des Gottes Rama gefeiert wird. Es ist ein sehr positives, optimistisches Fest, die Menschen freuen sich, es werden massenweise Süßigkeiten verteilt, es gibt Feuerwerk und es werden Lampions auf dem Wasser schwimmen gelassen. Besonders letztere beiden sind natürlich besonders willkommen in einer so schönen Stadt mit See:

Nun gut, die Lampions auf dem Wasser sind jetzt nicht so gut zu erkennen, man vertraue mir einfach

Und das alles direkt vom Dach meines Hostels zu beobachten während man träge in einem gemütlichen Korbstuhl sitzt, ein paar Seiten im Buch liest, ab und an mal hochguckt und am Bierchen nippt während man den Blick genießt – besser geht’s kaum.

Dann noch ein kleines Abenteuer: Ich wollte die umliegenden Hügel ein wenig per Pferd erkunden, hatte aber das Pech ein derartig zickiges Biest abzubekommen, dass sich ein entspanntes Reiten wie in Chile oder Neuseeland leider nicht einstellen wollte – ich musste das Viech permanent fast schon brutal an die Kandarre nehmen, weil es ständig durchgehen wollte. Schade, ihm hat’s bestimmt auch nicht gefallen, aber das hat es nun davon wenn es sich nicht benehmen kann, ich hatte höflich angefangen. Ob das nun daran liegt, dass das Mistvieh nur einen schlechten Tag hatte oder ich eben doch nur ein Schönwetterreiter bin lass ich mal dahingestellt, wenigstens hat es mich nicht abgeworfen, auch nicht im gestreckten Galopp – immerhin was. Aber so ganz das, was ich mir vorgestellt hatte war’s dann doch nicht.

So oder so ist Udaipur aber definitiv eine meiner Lieblingsecken bisher, ich fühle mich sehr wohl hier und dehne meinen Verbleib immer mal wieder einen Tag aus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen